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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dem Bett. »Und die?«
    »Auch alle von ihm, Inspector, jedenfalls nach der Handschrift auf den Umschlägen zu urteilen.«
    Barbara beobachtete Lynleys Mienenspiel. Sie wusste, dass er dasselbe dachte wie sie: Hatte Webberly gewusst, dass diese - für ihn so peinlichen und möglicherweise vernichtenden Briefe - sich noch in Eugenie Davies' Besitz befanden? Hatte er es bloß vermutet und befürchtet? Und hatte er Lynley - und damit Havers, die stets mit diesem zusammenarbeitete - in den Fall eingeschaltet, um die Möglichkeit zum Eingreifen zu haben?
    »Glauben Sie, dass Leach von den Briefen weiß?«, fragte Barbara.
    »Er hat Webberly angerufen, sobald er wusste, wer die Tote war, auch wenn sie noch nicht amtlich identifiziert war. Um ein Uhr morgens! Was schließen Sie daraus, Havers?«
    »Und wen hat er heute Morgen nach Henley abkommandiert?« Barbara ergriff den Brief, den Lynley ihr hinhielt. »Was tun wir jetzt, Sir?«
    Lynley trat ans Fenster und sah hinaus. Barbara beobachtete ihn schweigend, während sie auf die Standardantwort wartete. Sie hatte die Frage im Grunde nur der Form halber gestellt.
    »Wir nehmen sie mit«, sagte er.
    Sie stand auf. »Die Plastikbeutel für die Beweismittel sind hinten im Kofferraum, richtig? Ich hol -«
    »Nein, nein, so war das nicht gemeint«, unterbrach Lynley.
    »Wie denn?«, fragte Barbara. »Sie sagten doch eben, dass wir sie -«
    »Ja, natürlich, wir nehmen sie an uns.« Er wandte sich vom Fenster ab.
    Barbara starrte ihn ungläubig an. Sie wollte nicht daran denken, was seine Worte bedeuteten. Natürlich, wir nehmen sie an uns. Nicht: Wir schieben sie in einen Plastikbeutel, versiegeln und registrieren ihn, Havers. Nicht: Gehen Sie vorsichtig mit ihnen um, Barbara. Nicht:
    Wir werden sie auf Fingerabdrücke überprüfen lassen - von einem Dritten, der sie vielleicht gefunden oder gelesen hat und von Eifersucht gepackt wurde, obwohl sie so alt sind, und der sich rächen wollte ...
    »Moment mal, Inspector«, sagte sie. »Sie meinen doch nicht im Ernst -«
    Aber weiter kam sie nicht. In diesem Moment klopfte es unten.
    Lynley machte die Haustür auf und sah sich einem alten Herrn in einer Barbour-Jacke und mit einer Schirmmütze gegenüber, der, die Hände tief in den Taschen, auf dem Bürgersteig vor dem Haus stand. Das gut durchblutete Gesicht war von einem Netz geplatzter Äderchen gezeichnet, und die Nase hatte jenen Rotton, der sich im Laufe der Zeit zu Violett vertiefen würde. Lynley fielen vor allem die Augen auf - blau, mit scharfem, misstrauischem Blick.
    Er sei Major Ted Wiley, sagte er. »Jemand von der Polizei - ich nehme an, Sie gehören dazu? Man hat mich angerufen ...?«
    Lynley bat ihn ins Haus. Er stellte erst sich vor und dann Barbara Havers, die gerade herunterkam, als Wiley zaghaft ins Zimmer trat. Der alte Herr sah sich um, blickte zur Treppe, hob die Augen dann zur Zimmerdecke, als hoffte er zu ergründen, was Barbara Havers im oberen Stockwerk gesucht und vielleicht gefunden hatte.
    »Was ist denn passiert?« Wiley machte keine Anstalten abzulegen.
    »Sie sind ein Freund von Mrs. Davies?«, fragte Lynley.
    Wiley antwortete nicht gleich. Es schien beinahe, als überlegte er, was genau das Wort Freund im Rahmen seiner Beziehung zu Eugenie Davies bedeutete. Schließlich sagte er mit einem Blick von Lynley zu Havers und wieder zurück zu Lynley: »Ihr ist etwas zugestoßen. Sonst wären Sie nicht hier.«
    »Die letzte Nachricht auf Mrs. Davies' Anrufbeantworter war von Ihnen, nicht wahr? Sie sprachen von Plänen für heute Abend«, sagte Barbara, die an der Treppe stehen geblieben war.
    »Wir wollten -« Wiley verbesserte sich abrupt. »Wir wollen heute Abend zusammen essen. Sie sagte - Sie beide sind von der Londoner Polizei, und sie ist gestern Abend mit dem Wagen nach London gefahren. Es ist ihr offensichtlich etwas zugestoßen. Bitte sagen Sie es mir.«
    »Nehmen Sie doch erst einmal Platz, Major Wiley«, meinte Lynley. Wiley wirkte nicht gebrechlich, aber man konnte nicht wissen, wie es um sein Herz oder seinen Blutdruck stand. Lynley wollte kein Risiko eingehen.
    »Gestern Abend hat es in Strömen geregnet«, bemerkte Wiley, sich erinnernd. »Ich habe mit ihr darüber gesprochen, wie unangenehm es ist, bei starkem Regen Auto zu fahren. Und bei Dunkelheit. Dunkelheit allein ist schon übel genug. Regen macht es noch schlimmer.«
    Barbara entfernte sich von der Treppe und trat zu Wiley. Sie nahm ihn beim Arm. »Setzen Sie sich doch,

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