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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Major.«
    »Es ist was Schlimmes«, sagte er.
    »Leider ja«, bestätigte Lynley.
    »Auf der Schnellstraße? Sie hat mir versprochen, vorsichtig zu sein. Sie sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. Wir wurden heute Abend miteinander reden. Sie wollte mit mir reden.« Er hielt den Blick auf den Couchtisch vor dem Sofa gerichtet, auf das Barbara ihn sanft, aber bestimmt hinuntergedrückt hatte. Sie setzte sich neben ihn, auf die äußerste Kante.
    Lynley nahm den Sessel. »Es tut mir Leid, Ihnen das mitteilen zu müssen«, sagte er behutsam, »aber Eugenie Davies ist gestern Abend ums Leben gekommen.«
    Wie in Zeitlupe drehte Wiley den Kopf, um Lynley anzusehen.
    »Die Schnellstraße«, sagte er. »Der Regen. Ich wollte nicht, dass sie fährt.«
    Lynley ließ ihn fürs Erste in dem Glauben, sie sei das Opfer eines Unfalls auf der Schnellstraße geworden. Die BBC hatte in den Morgennachrichten von der Fahrerflucht berichtet, aber Eugenie Davies' Name war nicht erwähnt worden, da ihr Leichnam zu diesem Zeitpunkt noch nicht amtlich identifiziert und ihre Familie noch nicht ausfindig gemacht worden war.
    »Sie ist also nach Einbruch der Dunkelheit losgefahren?«, fragte Lynley. »Wissen Sie, um welche Zeit?«
    »Halb zehn, glaube ich«, antwortete Wiley tonlos. »Wir kamen von der Kirche -«
    »Abendgottesdienst?« Barbara hatte ihr Heft herausgezogen und notierte sich die Angaben.
    »Nein, nein«, entgegnete Wiley. »Um die Zeit war kein Gottesdienst. Sie war hineingegangen ... um zu beten, vermute ich. Genau weiß ich es nicht, weil ...« Er nahm plötzlich die Mütze ab, als befände er sich selbst in der Kirche, und hielt sie in beiden Händen. »Ich bin nicht mit ihr hineingegangen. Ich hatte meinen Hund mit, meinen Golden Retriever. P. B., so heißt sie. Wir haben auf dem Friedhof gewartet.«
    »Im Regen?«, fragte Lynley.
    Wiley drehte die Mütze zusammen. »Hunden macht Regen nichts aus. Und sie musste noch mal raus. P. B., meine ich.«
    »Können Sie uns sagen, warum Mrs. Davies nach London fahren wollte?«, fragte Lynley.
    Wiley drehte die Mütze noch fester zusammen. »Sie sagte, sie hätte eine Verabredung.«
    »Wissen Sie, mit wem? Und wo?«
    »Nein. Sie sagte nur, wir würden heute Abend miteinander sprechen.«
    »Über die Verabredung?«
    »Ich weiß es nicht. Lieber Gott, ich weiß es doch nicht.« Ted Wileys Stimme drohte zu brechen, aber er war nicht umsonst ein ehemaliger Major. Innerhalb von Sekunden hatte er sich wieder im Griff. »Wie ist es passiert?«, fragte er. »Wo? Ist sie ins Schleudern gekommen? Mit einem Lkw zusammengestoßen?«
    Lynley teilte ihm die Fakten mit. Er sagte Wiley, wo und wie sie ums Leben gekommen war, aber von Mord sagte er nichts. Und Wiley ließ ihn ausreden, ohne zu fragen, warum zwei Beamte der Londoner Polizei das Haus einer Frau durchsuchten, die allem Anschein nach einem alltäglichen Autounfall, wenn auch mit Fahrerflucht, zum Opfer gefallen war.
    Aber Lynley hatte kaum zu Ende gesprochen, da wurden Wiley, vermutlich bereits aufmerksam geworden durch gewisse seltsame Beobachtungen - zum Beispiel, dass Barbara Havers Latexhandschuhe trug, als sie die Treppe herunterkam, und beide Beamte sich so eingehend für Eugenie Davies' Anrufbeantworter interessierten -, die Ungereimtheiten bewusst, und er sagte: »Das kann kein Unfall gewesen sein! Weshalb sollten Sie beide eigens aus London hierher kommen ...« Sein Blick wurde unscharf, als sähe er durch sie hindurch in die Ferne, und er sagte: »Der Mann gestern Abend. Auf dem Parkplatz. Es war kein Unfall, nicht wahr?«
    Mit diesen Worten stand er auf.
    Barbara stand mit ihm auf und drängte ihn, sich wieder zu setzen. Er kam zwar ihrer Aufforderung nach, aber er war plötzlich wie verwandelt, wie von einem nur ihm bekannten Vorsatz beherrscht. Er drehte seine Mütze nicht mehr rastlos in den Fingern, sondern schlug sie hart auf seine offene Hand und forderte im Befehlston: »Sagen Sie mir, was Eugenie Davies zugestoßen ist!«
    Die Gefahr einer Herzattacke oder eines Schlaganfalls schien gering, darum eröffnete Lynley ihm ohne weitere Umschweife, allerdings auch ohne auf Einzelheiten einzugehen, dass sie in einer Mordsache ermittelten, und sagte: »Erzählen Sie von dem Mann auf dem Parkplatz«, was Wiley ohne Zögern tat.
    Er war zum Sixty Plus Club gegangen, wo Eugenie arbeitete. Er hatte P. B., seinen Hund, ausgeführt und war zum Altenklub gegangen, um Eugenie dort abzuholen. Bei seiner Ankunft hatte er eine

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