110 - Im Reich der Seehexen
denn das wäre der Anfang vom Ende gewesen. Mit hochgehobener Axt schützte er sich vor den nächsten Schlägen, aber dann traf ein Hieb seine Finger, und er brüllte auf. Die Feueraxt entfiel seiner Hand. Wallace geriet in Panik. Seine rechte Hand schmerzte fürchterlich. Mit der Linken war er ungeschickt. Aufgewühlt holte er sich die Axt wieder.
Er wälzte sich zur Seite und schnellte hoch. Um der Axt mehr Schwung zu verleihen, schlug er aus der Drehung zu. Die scharfe Schneide traf die Körpermitte des Zombies. Sie drang ein, aber Strode verdaute den Treffer, als hätte ihn Wallace nur gestreift.
Mit dem nächsten Hieb hatte Wallace mehr Erfolg. Es gelang ihm, den Zombie zu entwaffnen.
Strode bückte sich, um die Harpune aufzuheben. James Wallace hatte den Kopf des lebenden Leichnams vor sich, und plötzlich wußte er, auf welche Weise man einen Zombie vernichten kann.
Man muß ihr Gehirn zerstören! durchfuhr es ihn.
Und dann ließ er die Axt niedersausen…
***
Ich hielt es für keine großartige Idee, die hungrigen Löwen freizulassen, doch Mr. Silver war davon nicht abzubringen.
»Dann wird hier ein heilloses Durcheinander herrschen«, sagte der Ex-Dämon. »Die Gladiatoren werden vergessen, auf unsere Freunde aufzupassen. Sie werden sich mit den Raubtieren befassen müssen.«
»Du tust so, als würde uns das erspart bleiben«, sagte ich, »Den Löwen Jst es egal, wen sie fressen. Hauptsache, sie werden satt.«
»Ich werde sie mit meiner Magie abschrecken«, sagte Mr. Silver und zog sich zurück.
Ich folgte ihm. Neue Wachen zwangen uns, einen anderen Rückweg einzuschlagen. Wir kamen an Stallungen vorbei, in denen Pferde untergebracht waren.
Ab und zu war ein Stampfen, Schnauben oder Wiehern zu hören. Anscheinend reagierten die Tiere auf Mr. Silvers dämonische Ausstrahlung. Wir trachteten, schnell weiterzukommen, damit sich die Tiere wieder beruhigten.
Auf Umwegen erreichten wir den Löwenzwinger. Ich schob mein Schwert in den Gürtel und griff nach meinem Revolver. Daran, daß sich Mr. Silver selbst schützen konnte, zweifelte ich nicht. Aber würde er den magischen Schutz auch auf mich ausdehnen können?
Ich verließ mich lieber nicht allzu sehr darauf. Mit der Kanone in der Hand fühlte ich mich sicherer.
Der Ex-Dämon öffnete die Zwingertür. Mir stockte der Atem, als ich den ersten Löwen auftauchen sah. Ich trat schnell hinter meinen hünenhaften Freund und entsicherte den Revolver.
Der Löwe blieb stehen und schaute uns an. Mein Herz schlug schneller. Mir fiel auf, daß auf Mr. Silvers Haut ein leichtes silbernes Flirren zu sehen war.
Der Ex-Dämon hatte seine Abwehrmagie aktiviert. Das Raubtier spürte das und wich fauchend zurück.
»Es funktioniert!« sagte ich zu Mr. Silver erleichtert.
»Natürlich funktioniert es. Was dachtest du denn?« gab der Hüne zurück.
»Na ja, du warst ziemlich geschwächt…«
»Ich hatte Zeit, mich zu erholen«, sagte Mr. Silver.
»Bist du wieder ganz der alte?«
»Bald«, antwortete der Ex-Dämon, während ein Löwe nach dem anderen den Zwinger verließ.
Sie blieben nicht zusammen. Jeder versuchte, so rasch wie möglich zu einer Beute zu kommen. Sie tauchten ein in die Dunkelheit und lösten sich darin auf.
Es schien sie nicht mehr zu geben, aber als wir wenig später die aufgeregten Schreie der Gladiatoren hörten, bekamen wir bestätigt, daß die Raubkatzen noch alle da waren.
***
Schwer keuchend stand James Wallace da. Es war ihm gelungen, den Zombie zu vernichten. Erledigt lag der Leichnam auf dem Boden, nur wenige Schritte von George Leacock entfernt.
Das Würgen in Wallaces Kehle wurde stärker. Er konnte nicht länger hier unten bleiben. Der Anblick der Toten, der Geruch des Blutes… Das war zuviel für ihn. Er ließ die Axt fallen und schaute auf seine rechte Hand.
Die Finger waren dick geschwollen, aber er konnte sie bewegen, also waren sie nicht gebrochen. Die Schwellung würde in ein paar Stunden vergehen. Wallace wankte auf die Stufen zu, die nach oben führten. Er kam an der Funkkabine vorbei, zwang sich aber, nicht hineinzusehen.
Diesen Tag werde ich nie vergessen, dachte James Wallace erschüttert. Ich habe heute meine drei besten Freunde verloren und wäre beinahe auch selbst draufgegangen.
Er stolperte die Stufen hoch, und er sagte sich, daß er sehr viel Glück gehabt hatte. Wesentlich mehr Glück als seine Freunde. Er wollte nicht mehr auf der SIRENA bleiben, sondern sich mit dem Rettungsboot in Sicherheit
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