110 wirksame Behandlungsmoeglichkeiten bei Krebs

auch, insbesondere bei großformatigen Flächen, den Drang nach Freiheit und Bewegung befriedigen.
    Maltherapie hat nichts mit dem Kunstunterricht in der Schule zu tun, der möglicherweise neben anderen Mechanismen eher dazu beigetragen hat, dass man nach dem Schulabschluss nie wieder kreativ tätig werden wollte. Maltherapie hat nichts damit zu tun, ob man eine gute Note im Zeichnen hatte. Das fertige Bild ist nicht für andere gemalt worden, es kann und soll keiner Kunstkritik unterzogen werden.
    Menschen, die nicht ganz von dieser Welt zu sein scheinen, ihre Körperlichkeit nicht richtig annehmen wollen, sondern gleichsam schwebend durchs Leben gehen, emotional sehr empfindlich sind und gegen eine Krankheit nicht aktiv ankämpfen, sondern eher klein beigeben, kann zumehr Lebensmut und Erdverbundenheit verholfen werden, indem sie sich tatkräftig mit Erde befassen. Dies kann beispielsweise Gartenarbeit sein, im Rahmen von Kunsttherapie ist es der Umgang mit Ton.
    Therapeutisches Plastizieren bringt den Patienten in Berührung mit irdischen Materialien und lässt dreidimensionale Bilder entstehen, die aus jeder Richtung betrachtet werden können. Auch Gebrauchsgegenstände wie Schalen und Vasen können hergestellt werden. Für viele ist diese Art kreativen Tuns tief beeindruckend, wenn sie ein eigenes Werk gegenständlich in der Hand halten.
    Eine besondere Form plastizierenden Gestaltens ist die Arbeit am Tonfeld, bei der es überhaupt nicht mehr auf künstlerische und kontrollierte Gestaltung ankommt. Der Patient wird vielmehr dazu aufgefordert, mit geschlossenen Augen zu formen. Es bleibt dem Tastsinn und den Bewegungen der Hände überlassen, welche Gestalt der Ton annimmt. Dem Patienten erschließt sich bei diesem blinden Prozess der Formgebung eine archetypische Formenwelt des Tastsinns. Wenn man Tumorbildungen als eine aus der Ordnung geratene Formbildung auffassen will, kann der gestaltende Umgang mit weichem, formbarem Material in der beschriebenen Weise möglicherweise heilenden Einfluss auf den Krebsbildungsprozess haben.
    Kunsttherapie wird als Einzeltherapie oder in Gruppenstunden angeboten. Kunsttherapeuten, und auch Gestalt- und Ergotherapeuten arbeiten mit Patienten in der Bildersprache. Sie leiten an und helfen beim Verstehen des Dargestellten, sie können Krisen abfangen und beim Aushalten des deutlich Gewordenen unterstützen.
Musik, Tanz und Ton
    Wie man Probleme weglachen kann, kann man sie auch wegsingen. Es muss kein Kunstlied sein, kein bekannter Song, es kann eine einfache, erfundene Melodie sein, mit oder ohne Text.
    Musiktherapie wirkt harmonisierend auf Herz, Atmung und Muskeln. Sie wird in vielen Kliniken eingesetzt und ist vor allem in der Behandlung von chronischen Schmerzen eine anerkannte Methode.
    Musiktherapie spielt zwar keine bedeutende Rolle unter all den möglichen Therapieformen und ist auch bei Krebs nur als Zusatztherapie sinnvoll, aber sie stellt in vielen klinischen Einrichtungen eine eigene Abteilung dar und ist Lehrfach an verschiedenen Hochschulen.
    In der Musiktherapie werden sowohl aktives Musizieren als auch das Hören von Musik eingesetzt. Oft schließen sich an das Hören Gespräche an, gefolgt vom eigenen Musizieren. Dabei spielen künstlerische Aspekte keine Rolle, sondern ausschließlich die Möglichkeiten, das Innenleben musikalisch auszudrücken. Mit der Stimme durch Gesang oder mithilfe von Instrumenten werden einzeln oder in Gruppen Gefühle und Stimmungen zum Ausdruck gebracht. In der Regel werden einfache Instrumente wie Xylophon, Glockenspiel, Tamburin, Triangel eingesetzt, ergänzt durch Trommeln, Gongs, Klangschalen und dergleichen.
    Jeder Mensch verfügt über eine Grundmusikalität, die mit musikalischen Fertigkeiten nichts zu tun hat. Wenn Musik als Handlungsmittel eingesetzt wird, können keine Instrumente verwendet werden, die nur durch langjährige Übung beherrschbar sind. Es kommt vielmehr auf die Gemeinsamkeit und das kommunikative Zusammenspiel an. Einer antwortet auf den anderen – ohne Worte, in einer musikalischen Sprachform.
    Auch in der Tanztherapie ist nichts anderes bezweckt als körperlicher Ausdruck; auch hier muss man nicht tanzen wie Isadora Duncan. Man lernt weder Ballett noch Tango oder Rock and Roll, sondern nutzt die durch Musik in Gang gesetzte Bewegung als Medium. Die Bewegungen in der Tanztherapie dürfen durchaus sehr minimal sein; man muss nicht belastbar sein. Tanztherapie ist auch etwas für Menschen, die sich nur wenig