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110 - Zombies im Orient-Express

110 - Zombies im Orient-Express

Titel: 110 - Zombies im Orient-Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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der
Säule. Es hatte keinen Sinn mehr, sich länger zu verbergen, wenn sie schon
entdeckt war. Sie rannte nicht sofort los. Die Arme hilflos spreizend, die
Handinnenflächen nach außen drehend, als wolle die durch diese Geste ihre ganze
Hilflosigkeit noch unterstreichen, wich sie zwei, drei Schritte vor dem Mann
zurück, der ihr entgegenkam. „Alex...“, stieß sie heiser hervor. „Erkennst du
mich denn nicht? Ich bin’s, Ruth ...“ Sie ging sogar einen Schritt auf ihn zu,
obwohl ihr vor der Kälte, die von dem Freund ausging, grauste. Seine Miene
blieb unbeweglich. Er streckte die Hände nach ihr aus, und Ruth ergriff sie.
„Komm mit mir nach Hause ... ich werde dir helfen, von hier wegzukommen.“
    Mit harter
Hand riss er sie auf sich zu. Da schrie Ruth Shefton gellend auf. Seine Hände
fühlten sich trocken und welk an. Er hatte eine Haut wie ein alter Mann. Aus
der Nähe sah sie in sein Gesicht. Die Haut wirkte fahl und großporig, die Augen
blickten seelenlos und er atmete nicht. Sie stand einem Menschen gegenüber, der
nicht mehr lebte. Ein -Zombie! Sie hatte bisher nur darüber gelesen, hin und
wieder etwas gehört und wusste, dass es über diese Thematik scheußliche Filme
gab, die sie sich nie angesehen hatte. Aber dass so ein Wesen auch in der
Wirklichkeit existierte, hätte sie nicht für möglich gehalten, und alles in ihr
sträubte sich gegen die Gedanken und die Gewissheit, die sich ihr aufdrängten.
Alex Haith wollte sie ruckartig an sich ziehen. Ruth Shefton war von Angst und
Grauen erfüllt, dass sie nochmals alle Kräfte mobilisierte. Sie ließ sich
blitzartig fallen und riss ihre Hände aus den seinen. Dabei ritzte sie mit
ihren langen Fingernägeln die trockenen Handinnenflächen. Haiths Haut war dünn
wie Pergament und öffnete sich, als wäre sie unter starken Druck geraten. Kein
Blutstropfen quoll hervor, nicht mal eine blutige Strieme entstand. Die Haut
wurde eingedrückt und platzte, und darunter war der Körper hohl und ausgedörrt
wie der einer Mumie. Ruth Sheftons plötzliche Reaktion verschaffte ihr Luft.
Die Britin kam los, stürzte zu Boden, rollte sich herum und sprang, außerhalb
der Reichweite des Zombies, wieder auf die Beine. Dann rannte sie wie von Sinnen
davon, durch den Korridor und die Tür dem anderen Ende entgegen.
    „Sie darf
nicht entkommen, Sklave!“, hörte sie die helle, kalte Stimme der fremden Frau
durch den Gang hallen. Alex, ein Sklave? Auch das passte zum Bild eines
Menschen, der mit Voodoo-Zauber in Berührung gekommen war. Zombies waren Tote,
die aus ihren Gräbern gerufen wurden, um einem Voodoo-Master oder Priester als
willenlose Sklaven zu dienen. Die Zombies konnten allerdings nur existieren,
wenn sie Kraft aus anderen Körpern saugen konnten. Ruth Shefton brach der
Schweiß aus allen Poren. Die Kleidung klebte wie eine zweite Haut an ihrem
Körper. Die junge Frau taumelte dem Ausgang entgegen. Der Weg zur Tür kam ihr
mit einem Mal entsetzlich weit vor. Dann erreichte Ruth sie, riss sie auf, und
prallte mit einem Entsetzensschrei zurück. Vor ihr stand ein Mann, er hielt
eine Armbrust in der Hand, in die ein Pfeil gelegt war. Die Spitze deutete
genau auf ihr Herz. Da schlug Ruth Shefton kreischend die Tür zu, warf sich
herum, und sah sich dem Zombie gegenüber.
    „A-l-e-x!”
    Seine Hände
stießen nach vorn und packten ihre Schultern, aber diesmal war alles zu spät.
Plötzlich waren Kraft und Mut, die sie noch zur Flucht angetrieben hatten,
verpufft. Und ihre Kräfte wichen blitzschnell, als der Untote sie aussaugte.
Die Berührung genügte, um ihre Lebenskraft in seinen Körper fließen zu lassen.
Müdigkeit und Schwäche überfielen sie. Ein ungeheurer Druck legte sich wie eine
Stahlschiene um ihren Schädel. Es wurde schwarz vor Ruth Sheftons Augen. Ehe
der Tod kam, registrierte sie aus den Augenwinkeln eine schattengleiche
Bewegung. Die schöne Unbekannte im schwarzen Kleid!
    „Ich bin
zufrieden mit dir, Sklave ... um sie können wir uns nicht kümmern. Nach unserer
Rückkehr aus Budapest werden wir für ihr Weiterleben, in meinem und in meines Vaters Sinn, sorgen. Auf Gainsbourgh-Castle wird
neues Leben einkehren.“
    Die letzten
Worte verstand Ruth Shefton kaum noch. Ihr schwanden die Sinne. Der Tod kam und
löschte alle ihre Eindrücke.
     
    ●
     
    Sie merkte
nicht mehr, wie ihr entseelter Körper achtlos in ein Kellerverlies geschleift
wurde, und konnte die weiteren Handlungen, die sich während der nächsten zehn
Minuten abspielten,

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