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110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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undurchlässig war. Beckerle hatte eine praktische Vorführung dieses Phänomens erlebt, als er glaubte, ein Meer zu sehen, wo sich in Wirklichkeit ein Gebirge befand. Beta gab zu, daß die Regierung offenbar mit weniger technischen Mitteln gerechnet hatte als Schumacher und seiner Flotte in Wirklichkeit zur Verfügung standen. Sie hatte zum Beispiel darauf verzichtet, die Luftschicht über dem Talkessel und dem Gebirge für alle Wellenlängen zu sperren, da sie annahm, der Aufklärer verfüge nur über optische und Radargeräte. Schumacher fand auch seinen Verdacht bestätigt, den er wegen der Sicherheitsvorrichtungen auf der Erde gehabt hatte.
    „Im Normalfall hätte es tatsächlich ausgereicht, Ihr Fahrzeug explodieren zu lassen, um Sie ein für allemal vom Betreten des Hauses von Esquilin Jordan abzuschrecken! Wahrscheinlich hätten Sie über den Schreck mehrere Monate lang krank gelegen. Davor hat Sie allein die Tatsache gerettet, daß Sie wesentlich widerstandsfähigere Naturen sind, als es die Menschen dieser Erde zu sein pflegen!“
    „Der Angriff mit nur fünfzehn Abwehrraketen gegen eine Flotte von zweihundertfünfzig Schiffen in der Höhe der Neptunbahn etwa basiert auf der gleichen Überlegung?“ fragte Schumacher.
    Beta schüttelte den Kopf.
    „Nein! Die Abwehrbasen auf den Planeten des Sonnensystems unterliegen nicht mehr unserer Kontrolle. Sie sind im Durchschnitt dreißigtausend Jahre alt. Wir haben nichts mehr mit ihnen zu tun!“
    Beta erklärte weiterhin – das heißt: sie versuchte zu erklären – wie auf maschinellem Wege Gedankenimpulse hergestellt wurden. Dieser Fortschritt beruhte letztlich auf der Erkenntnis, daß auch die Vorgänge im menschlichen Gehirn rein physikalischchemischer Natur waren und daß man derartige Vorgänge mit unbelebten Organismen nachahmen konnte. Auf dieser Basis war es möglich, die menschliche Sprache durch einen Impulssender in gedankliche Impulse verwandeln zu lassen, die auch derjenige empfangen konnte, der die Sprache nicht verstand.
    „Die Regierung ist sogar in der Lage, aus relativ wenigen Sätzen und einer ihr unbekannten Sprache verbunden mit den begleitenden Gedankenimpulsen diese Sprache völlig zu rekonstruieren. Ich glaube, sie hat Ihnen das überzeugend genug bewiesen!“
    Nach diesen Eröffnungen war es für Schumacher und seine Leute keine Überraschung mehr, daß die irdische Menschheit um diese Zeit auch längst die Gravitation beherrschte. Aufhebung der Gravitation war das Prinzip, nach dem die Transportscheiben sich bewegten.
    An dieser Stelle wagte Beckerle seinen ersten Einwand:
    „Ich verstehe nicht, wie jemand – z. B. Midas – mit einer Handbewegung in der Lage sein sollte, die Gravitation aufzuheben oder mit anderen Energien Wasser zum Kochen zu bringen. Er muß doch irgendein Gerät bei sich tragen?“
    „Nein!“ antwortete Beta. „Midas besitzt nur ein einziges Gerät, den Impulssender. Als Repräsentant der Regierung ist er damit in der Lage, sich zu jedem beliebigen Augenblick mit der Regierung in Verbindung zu setzen. Die Regierung erweist ihm die Gunst, jeden seiner Wünsche sofort zu erfüllen – gleichgültig, ob er einen Wald abbrennen oder seine Transportscheibe starten lassen will!“
    Sie lächelte spöttisch, als sie hinzufügte:
    „Allerdings darf er solche Dinge wie z. B. einen Wald abbrennen, nur dann tun, wenn es ihm die Regierung vorher aufträgt. In Ihrem speziellen Fall hatte er den Auftrag, Ihnen die Macht der irdischen Menschheit zu zeigen! Harmlosere Dinge stehen jedoch jedem Menschen der Erde zur Verfügung – wie z. B. die Aufhebung der Schwerkraft für die Bewegung der Scheibe. Jeder Mensch ist mit einem Impulssender versehen. Er braucht sich die Dinge, die ihm erlaubt sind, nur zu wünschen. Die Organe der Maschine führen sie dann sofort aus!“
    Beta verabschiedete sich gegen Abend; sie versprach, sich in den nächsten Tagen wieder sehen zu lassen und die Entscheidung der Flotte über ihr weiteres Schicksal entgegenzunehmen.
    Schumacher sah ihrer Scheibe eine Weile nach – nachdenklich, weil ihm die Erkenntnis zu dämmern begann, daß der Kampf gegen eine Erde, deren sämtliche Lebensäußerungen von einer einzigen Maschine gesteuert wurden, vielleicht nicht so unmöglich sein könne, wie er noch vor wenigen Stunden geglaubt hatte.
    Die Konferenz, die letztlich über das Schicksal der Flotte entschied, fand am 2. Februar 2549 im Kommandostand der EUROPA statt.
    Beta hatte Schumacher inzwischen

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