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110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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über die augenblickliche irdische Zeitrechnung der Erde informiert. Sie basierte immer noch auf dem Datum der Geburt Christi, war jedoch wegen der zu langen Zahlen zur Dekadenzählung von jeweils zehntausend Jahren übergegangen. Das Jahr war inzwischen in zehn Monate eingeteilt worden, die keine Namen mehr, sondern nur noch Ziffern besaßen. Der 2. Februar 2549 war in dieser Zählung der Tag 12-2321-2/12, wobei zunächst die Dekade, dann das Jahr innerhalb dieser Dekade, schließlich der Monat und der Tag angegeben wurden.
    „Meine Herren!“ begann Schumacher seine Ansprache: „Nach allem, was wir bis jetzt wissen, besitzt die Erde im Augenblick eine Bevölkerung von noch hunderttausend Seelen. Die Fortpflanzung ist der intimen menschlichen Sphäre längst entzogen und wird in Retorten und Brutkästen besorgt. Die Menschheit verzichtet dabei bewußt darauf, ihre Zahl zu vergrößern.
    Wir selbst sind zehntausend Menschen, die ein ebenso großes Recht darauf haben, auf der Erde zu leben, wie die, deren Ruhe wir nicht stören sollen.
    Rein biologisch ist unser Recht noch größer. Diese Menschheit ist nicht mehr in der Lage, auf eigenen Füßen zu stehen. Wir allein sind in der Lage, die Geschichte der Erde fortzusetzen, nachdem sie seit nahezu zwanzigtausend Jahren stillsteht!
    Mein Vorschlag ist folgender: wir bitten eine der nahegelegenen irdischen Kolonien um Hilfe – etwa FARTHING oder CAPE COD – und besiedeln die Erde neu, ohne auf die Einwände der Maschine zu achten.
    Allerdings sind wir zunächst verpflichtet, für unsere eigene Sicherheit zu sorgen. Die Konzentration der gesamten Flotte auf einen einzigen Punkt ist militärisch äußerst ungünstig. Wir werden uns über die Erdoberfläche verteilen. Bei der außerordentlich dünnen Besiedlung dürfte es uns nicht allzu schwerfallen, dieses Manöver unbemerkt durchzuführen.“
    Es erhoben sich zunächst eine Reihe von Einwänden, die weniger gegen Schumachers Absicht selbst, sondern gegen die Art zielte, mit der er die von der Maschine ausgehende Gefahr bagatellisierte.
    „Sie vergessen eines, meine Herren!“ verteidigte sich Schumacher. „Die Maschine besitzt nur zwei Möglichkeiten, sich über das zu informieren, was außerhalb ihres Sitzes vorgeht: die optische Verbindung mit der Umwelt, die mit vollmechanisierten Fernsehgeräten und -sendern arbeitet – zweitens die gedankliche Verbindung mit den Regierungsbeauftragten. Die Fernsehverbindungen erstrecken sich nach meinen Informationen in der Hauptsache auf die Gegenden, in denen sich menschliche Ansiedlungen befinden. Da jeder Mensch für sich alleine lebt, gibt es hunderttausend Wohnsitze. Sie können sich vorstellen, meine Herren, daß dieses Netz gewaltige Lücken aufweist.
    Die gedankliche Verbindung mit Beauftragten der Maschine schließlich kann nur von dort her zustandekommen, wo sich einer der Beauftragten befindet. Auch diese Gefahr scheint mir nicht unüberwindlich.
    Bedenken Sie schließlich, daß ich Ihnen niemals habe weismachen wollen, es handele sich bei unserem Projekt um einen Kleinkinderkrieg. Wir müssen mit Verlusten rechnen. Mit anderen Voraussetzungen können wir den Kampf gegen eine hoch überlegene Technik nicht beginnen!“
    Die Konferenz entschloß sich zur Aussendung von je zwei Schiffen nach FARTHING und CAPE COD. FARTHING war sechs Lichtjahre entfernt, CAPE COD etwa zehn. Bis zur Rückkehr der Schiffe und zur Ankunft der Hilfe würden mindestens zwölf, beziehungsweise zwanzig Jahre vergehen.
    Die Hilfe bestand weniger aus militärischen Mitteln – denn Schumacher hoffte, bis dahin seinen Kampf längst durchgestanden zu haben – als aus einer gesunden und kräftigen Siedlerkolonne, die die Erde neu beleben sollte. In der Flotte selbst gab es nicht mehr als hundert Frauen – meistens Bordärztinnen.
    Weiterhin wurde ein genauer Plan ausgearbeitet, nach dem die Kräfte der Flotte über die Erde verteilt werden sollten.
    Schumacher war mit dem Ergebnis der Konferenz mehr als zufrieden.
     
    Am nächsten Tag tauchte Beta wieder auf.
    Sie trug ein Kleid, das sich von der Mode, die Schumacher aus seiner Zeit kannte, nicht sehr abhob. Es ließ die Beine von den Knien herab frei und brachte Betas Figur vorteilhaft zum Ausdruck.
    Schumacher schluckte, als sie eintrat.
    „Haben Sie sich entschlossen?“ fragte sie, während sie sich setzte.
    Schumacher nickte.
    „Wir werden die Erde verlassen!“
    Beta zog die Augen zusammen.
    „Ich hätte nicht gedacht, daß Sie so

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