Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1105 - Das Siegelschiff

Titel: 1105 - Das Siegelschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Voraussetzungen zustandegekommene Zeitangaben auf einen Nenner zu bringen. Er erinnerte sich noch gut daran, wie verblüfft er über die terranische Definition der Standardsekunde gewesen war, als er sie zum erstenmal gelesen hatte. Danach war eine Standardsekunde das 9.192.631.770fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustands von Atomen des Nuklids 133 Cs entsprechenden Strahlung.
    Es erschien ihm wahrscheinlich, daß jedes Volk der Endlosen Armada eine eigene, ebenso komplizierte Definition ihrer Einheit der Zeit entwickelt hatte - und zwar ebenfalls unabhängig von astronomischen Konstanten, weil diese sich nicht so gut für physikalische Zwecke eigneten und weil sie die ihrer Heimatsysteme sicher längst vergessen hatten.
    Er verdrängte diese Überlegungen wieder, als die Orterschirme zu elektronischem „Leben" erwachten. Sie boten phantastische Ausblicke, die mit dem bloßen Auge niemals möglich gewesen wären, weil hier im intergalaktischen Raum keine Lichtquelle die anderen Raumschiffe aus der Finsternis reißen konnte.
    Die Orterschirme jedoch zeigten das, was die Hypertaster erfaßten: Hunderte oder Tausende von Raumflotten, deren Schiffe zu den unterschiedlichsten Formationen zusammengefaßt waren, die sich kaum merklich veränderten. Diese gewaltigen Flotten, deren Eigenbewegungen sich wegen der großen Entfernungen nicht mit dem Auge erkennen ließen, erstreckten sich nach allen Richtungen und erschienen dort, wo ihre Entfernungen zu groß für das Auflösungsvermögen der Hypertaster waren, als diffuser silbrig schimmernder Nebel.
    Eric Weidenburn erschauerte.
    Zuvor hatte er die Endlose Armada nur von außen gesehen. Das war auch schon ein erschreckender Anblick gewesen, aber von innen war er überwältigend, weil sich außer den Flotten der Endlosen Armada überhaupt kein anderer Anblick bot.
    „Wie lange werden wir mit Überlichtantrieb unterwegs sein, bis wir das Armadasiegelschiff erreicht haben?" erkundigte er sich.
    „Zwei Stunden, vierzig Minuten und fünfzehn Sekunden", antwortete der Armadamonteur, der als Pilot fungierte.
    „Und was werden die Orterschirme dann zeigen?" flüsterte Eric.
    „Die Ortungsreflexe anderer Flotten - und später natürlich das Armadasiegelschiff", sagte der Pilot.
    Eric hatte geahnt, daß er diese Antwort bekommen würde. Dennoch schwindelte ihn, als sie ausgesprochen war. Er hielt sich unwillkürlich mit beiden Händen an dem Geländer fest, das sich durch die Steuerzentrale zog und sagte nichts mehr, bis der Armadaschlepper in den Linearraum eindrang und seine Geschwindigkeit auf ein Vielfaches der im Normalraum geltenden Lichtgeschwindigkeit erhöhte...
     
    *
     
    Als der Schlepper in den Normalraum zurückfiel und die Orterschirme wieder die Reflexpunkte der zu Flotten formierten Armadaschiffe zeigten, suchte Eric Weidenburn gespannt nach dem Reflexpunkt des Armadasiegelschiffs.
    Es mußte ein einzelner Reflexpunkt sein, der allein zwischen den Reflexballungen der Flotten stand, dachte Eric.
    Doch er fand nichts dergleichen.
    Er entdeckte dafür etwas anderes. Zwischen den Ballungen von Reflexpunkten, die er eindeutig als Flotten erkannte, gab es so etwas wie eine wolkenförmige Ballung. Sie bildete jedoch keine feste Formation, sondern veränderte unablässig ihre Ausdehnung und Form. Eric erkannte auch bald die Ursache. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen von Raumschiffen. Aus allen Richtungen strömten sie von den Punkten, bei denen sie nach dem Überlichtflug in den Normalraum zurückgefallen waren, auf die Wolke zu - und gleichzeitig verließen ebenso viele Schiffe die Wolke, strebten mit wachsenden Geschwindigkeiten nach allen Richtungen davon, bis sie nach dem Übergang in den Zwischenraum von den Orterschirmen verschwanden.
    Eric vergaß das Armadasiegelschiff. Mit wachsender Faszination beobachtete er die Wolke, in der es von an- und abfliegenden Raumschiffen förmlich brodelte - bis er bemerkte, daß der Armadaschlepper, in dem er sich befand, ebenfalls eines der Schiffe war, das Kurs auf die Wolke hielt.
    Und mit einemmal begriff er, was er dort sah.
    Die Wolke aus Reflexpunkten, das waren Raumschiffe aller möglichen Armadavölker, die sich um das Armadasiegelschiff drängten, um dort abgefertigt zu werden und danach sofort den Rückflug zu ihren Flotten anzutreten.
    Und er begriff, daß er noch weit davon entfernt war, in den Dimensionen zu denken, die der Endlosen Armada

Weitere Kostenlose Bücher