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1105 - Das Siegelschiff

Titel: 1105 - Das Siegelschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Raumanzüge Kurs auf die Trümmerwüste genommen hatten. Aber er wußte genug über fremde Mentalitäten, um zu wissen, daß er nicht alles verstehen konnte, was fremdartige Wesen taten. Zweifellos hatten auch die hunderttausend für ihre Handlungsweise Gründe.
    Er war jedoch nicht hinter der GORO-O-SOC her, weil er diese Gründe erfahren wollte.
    Er wollte auf die GORO-O-SOC, weil sie in Richtung Armadaherz flog.
    Nicht, daß er sich Hoffnungen machte, ins Armadaherz zu gelangen. Das Armadaherz war die Tabuzone der Endlosen Armada schlechthin. Kein Armadist konnte in sie eindringen, und wer kein Armadist war, starb bei dem Versuch, sagte man sich.
    Nein, Jercygehl An wußte, welche Hoffnungen erfüllbar waren und welche nicht. Er war sich selbst nicht ganz im klaren darüber, weshalb er zu dem Transporter wollte. Vielleicht erhoffte er sich Antworten auf wenigstens einige der drängenden Fragen, wenn er nur in die Nähe des Armadaherzens geriet.
    Seine Hände legten sich wie eigenständige Lebewesen auf die Sensorleisten der Kontrollen, als aus dem Ortungsreflex die elektronisch gezeichneten Konturen der GORO-O-SOC wurden...
     
    2. Die Enttäuschten
     
    Er hörte einen Namen rufen.
    Seinen Namen.
    Bisher hatte er zusammengekauert in einem dunklen Winkel irgendwo in dem Labyrinth aus riesigen Kammern und Schächten gehockt, in das Roboter eines unbekannten Volkes ihn geschleppt hatten - ihn und rund hunderttausend andere Frauen und Männer von Terra. Er war unfähig gewesen, sich zu einer Handlung aufzuraffen, denn er war innerlich ausgebrannt.
    Es gab keine Hoffnung mehr, keinen Glauben und kein Ziel - und deshalb auch keinen Grund mehr, weiterzuleben.
    Wieder hörte er seinen Namen rufen.
    „Eric Weidenburn!"
    Diesmal hob er den Kopf.
    „Eric, wo bist du?" tönte es von irgendwoher, gefolgt von geisterhaft hohlen Echos.
    „Ich bin tot", sagte er mit dumpfer Stimme.
    Das Trappeln von stiefelbewehrten Füßen erscholl, wurde lauter und verlor sich dann irgendwo.
    Aus glanzlosen Augen starrte Eric Weidenburn vor sich hin. Um ihn war Dunkelheit.
    Etwa fünfzig Meter weiter zog sich ein leuchtender Streifen hoch oben durch die Dunkelheit. Er verdoppelte sich auf dem Boden durch Reflexion.
    Aber was war hier schon Decke und was war Boden?
    Etwas näherte sich von links auf dem beleuchteten Bodenstreifen: ein schwarzes Gebilde aus einem zylindrischen Rumpf von etwa zwei Metern Höhe und zwei Metern Durchmesser, oben und unten bedeckt von niedrigen Spitzkegeln. Je ein kleiner rechteckiger Kasten saß summend oben und unten an der Abdeckung. Rings um den Rumpf verteilt gab es linsenförmige Erhebungen und Einsenkungen.
    Obwohl das Gebilde keine Manipulationsorgane ausgefahren hatte, erkannte Eric es als einen der fremden Roboter, die ihn und seine ehemaligen Gefährten eingefangen hatten.
    Unwillkürlich zog er den Kopf ein und versuchte, sich kleiner zu machen.
    Doch der Roboter summte dicht über dem Boden vorbei, ohne seine Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen. Als er verschwunden war, versank Eric wieder in Teilnahmslosigkeit.
    Das stetige schwache Vibrieren des Bodens und das allgegenwärtige, kaum hörbare Summen schienen ihn eingeschläfert zu haben, denn er schrak heftig zusammen, als jemand ihn anstieß.
    Undeutlich sah er schräg über sich das ovale Gesicht einer Frau. Sie trug einen SERUN-Schutzanzug wie er. Ihr Helm war offenbar im rückwärtigen Teil des Halswulsts zusammengefaltet, denn er sah ihn nicht. Ihr kupferfarbenes Haar fiel in weichen Wellen bis auf die Schultern.
    Die Sicht war wegen der Dunkelheit zu schlecht, als daß er Einzelheiten in ihrem Gesicht erkennen konnte, doch er sah den bitteren Zug um ihre Mundwinkel.
    „Hast du Eric Weidenburn gesehen?" fragte die Frau mit einer Stimme, aus der die Verzweiflung schrie.
    „Ich bin tot", erwiderte er.
    Sie bewegte ihre Hände.
    Im nächsten Moment fuhr ihm ein greller Lichtstrahl ins Gesicht. Geblendet schloß er die Augen.
    „Eric Weidenburn?" stammelte die Frau fassungslos, dann schluchzte sie auf und wiederholte, diesmal klarer: „Eric Weidenburn!"
    Das blendende Licht glitt zur Seite. Er bemerkte es durch die geschlossenen Augenlider hindurch, und er öffnete die Augen.
    Jetzt sah er ihr Gesicht deutlicher - und dann erkannte er sie.
    Shalay Kohinnic, Erste Operatorin auf dem Flottentender vom Typ DI-NO-NGZ mit dem Eigennamen SCHNEEWITTCHEN.
    Shalay wischte sich mit der behandschuhten Rechten über die Augen, dann sagte sie: „Ich habe

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