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1105 - Das Siegelschiff

Titel: 1105 - Das Siegelschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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konnte."
    „Charisma", sagte Shalay leise.
    Ingar lachte, dann fluchte er.
    „Wahrscheinlich war es das. Unheilbar Wahnsinnige können ebenso Charisma ausstrahlen wie echte Genies, und nur der wahrhaft Weise vermag das eine vom anderen zu unterscheiden. Wir haben jedenfalls keine Weisheit bewiesen, und wenn Eric jemals Charisma besaß, dann ist es inzwischen verflogen. Meinen Verstand kann er jedenfalls nicht mehr vernebeln."
    Er zog Eric zu sich heran, dann stieß er ihn auf den beleuchteten Bodenstreifen zu.
    „Vorwärts!"
    Eric taumelte vorwärts. Er versuchte nicht, sich zu sträuben.
    „Was hast du vor?" fragte Shalay.
    „Ich weiß, daß sich in einer der riesigen Kammern dieses seltsamen Schiffes viele tausend Leute versammeln", erklärte Ingar grimmig. „Sie sind verzweifelt und hilflos. Er soll ihnen sagen, wo es lang geht - oder er soll für sein Verbrechen büßen."
     
    3. Die Verzweifelten
     
    Sie waren auf dem Flaggschiff der Armadaeinheit 2099, der riesigen 99.999 QUO, zusammengekommen: Kommandant Elf-Quo-Jo, Höchster Genetiker Neun-Quo-Sin und Höchster Kybernetiker Neun-Quo-Ben.
    Es handelte sich um eine Zusammenkunft absoluter Geheimhaltungsstufe, deshalb war der Konferenzraum zehnfach elektronisch abgeschirmt und außerdem kurz vorher von einem Spezialspürkommando untersucht worden.
    Elf-Quo-Jo wartete, bis die Sicherheitsschleuse sich hinter dem letzten Quowock des Spürkommandos geschlossen hatte, dann ließ er ein Facettenauge aus seinem prall gefüllten Wock, dem Organsack auf der Vorderseite des spitzkegelförmigen, zirka zwei Meter hohen Körpers, gleiten und sich am oberen Ende festsaugen - zwanzig Zentimeter unter dem violett strahlenden Leuchtball, der Armadaflamme.
    Dem Auge folgten ein Sprechorgan, das sich oberhalb des Organsacks festsetzte und zwei Hörorgane, die ihre Plätze unmittelbar über dem einzigen runden Muskelfuß einnahmen.
    Nachdem Neun-Quo-Sin und Neun-Quo-Ben seinem Beispiel gefolgt waren, erklärte Elf-Quo-Jo: „Es fällt mir sehr schwer, auszusprechen, was ausgesprochen werden muß, obwohl alle meine Stellvertreter das Problem immer solange vor sich herschoben, bis sie ihre Schlafetappe antreten konnten. Aber würde ich es ebenfalls wieder im Sack verschwinden lassen, fiele die stetige Verringerung unserer Anzahl vielleicht im Armadaherzen auf, während ich mich wieder in einer Schlafboje befinde."
    Er legte eine Pause ein und musterte seine Gesprächspartner, die fast so alt waren wie er, dann fuhr er fort: „Ich selbst erinnere mich noch genau an meine Zeit der Reife und daran, daß die Quowocks meiner Generation durchschnittlich etwa dreißig Molekülketten absetzten, aus denen sich zwischen zehn und zwanzig Erststufen entwickelten, von denen zwei bis drei fertige Quowocks hervorbrachten.
    Schon die nächste Generation setzte pro Quowock nur noch durchschnittlich zwölf Molekülketten ab, aus denen im Verlauf der Metamorphose meist nur ein fertiger Quowock hervorging, manchmal aber überhaupt keiner.
    Heute ist es so, daß seit einem guten Jahr kein Quowock aus der reifen Generation eine vollständige Molekülkette abgesetzt hat, so daß kein einziger fertiger Quowock hervorgebracht wurde. Wir haben keinen Nachwuchs zu erwarten, und das bedeutet, daß wir Quowocks aussterben. Wir werden in absehbarer Zeit unsere Armadaeinheit aufgeben müssen - und unser Volk wird nicht an der Rückführung von TRIICLE-9 beteiligt sein."
    Er schwieg verärgert, als seine Gesprächspartner ihre ausgefahrenen Organe in ihren Organsäcken verschwinden ließen, dann sagte er: „Es hat keinen Sinn, die Kommunikationsorgane im Sack verschwinden zu lassen.
    Davon wird unser Problem nicht lösbarer."
    Zaghaft fuhren Neun-Quo-Sin und Neun-Quo-Ben ihre Augen sowie die hellroten Sprech- und Hörorgane wieder aus und hefteten sie an die vorherigen Stellen ihrer mit blauer Lederhaut überzogenen Körper.
    „Das Problem ist unlösbar", sagte der Kybernetiker schrill. „Der Fehler, der irgendwann in unser genetisches Programm eingebaut wurde, läßt sich nicht korrigieren. Oder kannst du eine Lösung anbieten, Sin?"
    Der Genetiker schloß sein Facettenauge, dann öffnete er es wieder, wenn auch zögernd.
    „Beschuldigst du etwa mich, an dem verhängnisvollen Fehler beteiligt gewesen zu sein, Ben?" formulierte er vorsichtig.
    „Es war dein Berufsstand, der den Fehler einbaute", erwiderte der Kybernetiker.
    „Das ist richtig", warf der Kommandant ein. „Aber es geschah Generationen,

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