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1106 - Die Truemmerreiter

Titel: 1106 - Die Truemmerreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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helle ersetzt worden.
    Eine eigenartige Stimmung hatte sich ihrer bemächtigt. Es war das erste Mal, kam ihr zu Bewußtsein, daß sie einer Auseinandersetzung entgegenging, bei der ihr Leben auf dem Spiel stand. Hinter ihr lag eine mehrjährige und durchaus erfolgreiche Karriere in der Terranischen Flotte. Sie hatte Hunderte von Kampfspielen mitgemacht und sich bei Dutzenden ausgezeichnet. Sie war mit der Expeditionsflotte nach M3 geflogen und hatte Gefahren überlebt, die potentiell tödlich waren. Aus der Entfernung von mehreren Monaten betrachtet, erschienen sie ihr unwirklich. Der Gravitationswirbel, die Fallen der Porleyter, selbst die Schwammwesen auf EMschen waren etwas Unpersönliches. Hier dagegen hatte sie es mit einem Gegner zu tun, dessen Streitkräfte sich aus Einzelwesen zusammensetzten. Sie hatte nicht vor zu töten, aber sie würde sich ihrer Haut wehren müssen, wenn es darauf ankam. Und was die Armadisten anging, so war sie ihrer Sache keineswegs sicher. Sie hatten guten Grund, zu glauben, daß ihr TRIICLE-9 von denen eingefangen worden war, die sie in seiner Nähe fanden, als die Endlose Armada plötzlich aus dem Nichts materialisierte. TRIICLE-9 war für die Völker der Armada ein Gegenstand religiöser Verehrung. Sie mochten soviel Haß gegenüber den „Fremden" empfinden, daß sie es als Verdienst ansahen, möglichst viele von ihnen zu töten.
    Ein grotesker Schatten wuchs neben ihr auf.
    „Nachdenklich?" fragte Narktor.
    Der Zorn war längst verraucht. Wido Helfrich und der Springer hatten ihre Fehler eingesehen, und es war ihnen Vergebung zuteil geworden. Es sah so aus, als sei der dumme Zwischenfall ohne Folgen geblieben.
    „Ja", sagte Nikki, weiter nichts.
    „Ich auch", reagierte Narktor. „Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man so etwas zum ersten Mal tut, nicht wahr?"
    „Was, du auch?" erkundigte sich Nikki - halb überrascht, halb spöttisch. „Ich dachte, die Springer hätten die ganze Zeit über nichts anderes zu tun, als einander die Schädel einzuschlagen."
    „Selbst wenn das der Fall wäre", antwortete Narktor ernst, „was es natürlich nicht ist, wäre es noch immer eine Sache unter uns, sozusagen in der Familie. Das hier ist anders, verstehst du das nicht?"
    Die nachdenkliche Stimmung wurde durch eine helle, plärrende Stimme gestört, die aus etlicher Entfernung in die Empfänger drang: „Ich ziehe aus ins weite Feld, zu streiten mit dem Feind ..."
    „Dem haben sie Schnaps unters Frikadelloid gemischt", brummte Narktor ungerührt.
    „ ... und wie ein tapfrer Kriegesheld will ich ... will ich ... an ..."
    „Komm her und setz dich zu uns, Wido", sagte Nikki. „Das Lied ist zweitausenddreihundert Jahre alt, da kann man den Text schon mal vergessen."
    Schritte waren zu hören, und eine Minute später tauchte Wido Helfrich am Rand des Plateaus auf.
    „Ich sage euch", verkündete er mit schriller Stimme, „das ist ein ganz verdammt flaues Gefühl im Magen. Ich dachte, ich könnte mir mit einem fröhlichen Lied darüber hinweghelfen, aber da gingen mir die Worte aus."
    Nikki winkte ihn vollends heran. Sie hockte neben Narktor auf dem Boden. Wido ließ sich ebenfalls nieder.
    „Vielleicht vergeht uns die Zeit schneller, und die krummen Gedanken bleiben fort, wenn jeder eine Episode aus seinem Leben erzählt. Ich mache freiwillig den Anfang."
    „O Gott", stöhnte Narktor.
    Nikki Frickel war berüchtigt für die farbenfrohen, wilden und nicht immer ganz koscheren Geschichten, die sie zu erzählen verstand.
    „Damals, als wir im Auftrag der Kosmischen Hanse nach Andromeda flogen", begann sie, „begegneten wir am Rand von M31 während einer Normalflugetappe einem riesigen Raumschiff, das äußerlich die Form eines Frosches hatte. Natürlich weiß jeder, daß die froschförmigen Riesenschiffe nur von Quarlagi bemannt sein können, den übelsten Säufern und Raufbolden der Lokalen Gruppe. Unser Kommandant wollte seitwärts an dem Frosch vorbeihalten, aber die Quarlagi hatten uns bemerkt und schickten uns per Hyperkom eine Einladung zu einem Trinkwettbewerb. Jetzt muß ich noch dazu sagen..."
    Die Geschichte des quarlagischen Saufgelages würde vermutlich erst später an die Ohren der Öffentlichkeit gelangen; denn just in diesem Augenblick meldete sich im Helmfunk eine zaghafte Stimme: „Verzeihung, bin ich hier richtig? Ist das das Flaggschiff der Trümmerflotte?"
    Die drei in Nikkis Erzählung Vertieften sahen überrascht auf und entdeckten hoch über sich den

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