1106 - Die Truemmerreiter
Flucht ergreifen müssen. Ein einziges Manöver hatte die Superintelligenz seitdem durchgeführt: Eine Hilfsvolkflotte war vorgeschickt worden, um die Armada anzugreifen. Sie gab sich dabei den Anschein, mit der Galaktischen Flotte verbündet zu sein. Die Armadisten hatten zurückgeschlagen. Die Avenoiden waren geflüchtet, und die Galaktische Flotte, die den üblen Trick erst im letzten Augenblick durchschaute, befand sich seitdem im Einschließungsring der Armada.
Das war die Lage.
Sie bot wenig Anlaß zu Hoffnung und Optimismus. Aber Perry Rhodan war überzeugt, daß sich auch hier ein Ausweg werde finden lassen. In Situationen wie dieser war es sicherer und intellektuell befriedigender, die Zukunft nicht in allzu umfassender und zu weit vordringender Weise erfassen zu wollen. Es ging darum, einen Schritt nach dem anderen zu tun und bei jedem Schritt sorgfältig auf ein Höchstmaß an Effizienz zu achten. Nur so ließ sich die Lage verbessern.
Der nächste Schritt war der Angriff der Trümmerflotte.
Er sah auf die Uhr. Seine Pause war vorüber. Er wurde in der Zentrale erwartet. Der kritische Zeitpunkt lag weniger als eine Stunde entfernt. Er stand auf.
„Sir?"
Erstaunt wandte er sich nach dem Datenanschluß um, der sein privates Quartier mit der Hamiller-Tube verband.
„Du hast dreißig Sekunden", antwortete er. „Ich muß dringend zurück an meine Arbeit."
„Das reicht kaum, um Ihnen den Mund wäßrig zu machen, Sir", bemerkte die Hamiller-Tube spöttisch. „Ich habe die Daten des Fluges, den Sie und Taurec an Bord der SYZZEL unternahmen, einer ausführlichen Analyse unterzogen - darunter auch die Charakteristiken des Fahrzeugs selbst. Dabei sind einige höchst erstaunliche Ergebnisse an den Tag gekommen."
Perry warf einen zweiten Blick auf die Uhr. Zum Teufel damit - sie würden auf ihn warten müssen. Wenn etwas Ungewöhnliches geschah, waren sie ohnehin verpflichtet, ihn zu rufen.
Er hatte noch ein paar Minuten Zeit.
„Sprich", forderte er seinen unsichtbaren Gesprächspartner auf.
*
„Ab sofort wird auf voller Flamme gekocht!"
Nikki Frickel sprach es mit grimmiger Betonung in das Mikrophon ihres SERUN und fügte hinzu: „Gebt die Nachricht weiter!"
Auf Fernbefehl von der BASIS waren die Triebwerke der Trümmereinheiten in Gang gesetzt worden. Da das Gravo-Pak den von der Beschleunigung herrührenden Andruck automatisch neutralisierte, hatte niemand den Vorgang bemerkt. Aber auf Nikkis Orterschirm war weit im Hintergrund mehrere Sekunden lang ein greller Reflex erschienen. Das war das verabredete Zeichen. Die BASIS hatte im Leerraum eine Bombe gezündet.
Die Welt war in Bewegung geraten. Die Aggregate - leicht modifizierte Feldprojektoren, die eigentlich in die Antriebssysteme von SERUN-Raumschutzanzügen hätten eingearbeitet werden sollen - liefen auf Vollschub. Die Beschleunigung, die sie erzeugten, war nicht phänomenal, aber während die Minuten verstrichen, überschritten die Einheiten der Trümmerflotte die 100-km/sec-, dann die 200-km/sec-Grenze, und bis sie in die Nähe der Einschließungsflotte kamen, würden sie 1000 Kilometer pro Sekunde erreicht haben.
Eine Viertelstunde lang verfolgte Nikki die Bewegung der Flotte auf ihrem Orterbild. Es lief alles nach Plan. Die Triebwerke waren im voraus programmiert, so daß die Besatzungen der Trümmerstücke nicht Hand anzulegen brauchten. Mit Befriedigung stellte sie fest, daß die unbemannten Felsbrocken, die per Gravo-Trak mitgeschleppt wurden, unter dem Einfluß der Traktorfelder an den bemannten Trümmerstücken vorbeizogen und die Position einer Vorhut einnahmen. Das war wichtig; denn der Gegner selbst würde das Zeichen zum Beginn der Auseinandersetzung geben. Die merkwürdigste Schlacht des Jahrhunderts begann, wenn die Armadisten das Feuer auf die herannahende Trümmerflotte eröffneten. Durch die Anordnung der unbemannten vor den bemannten Felsbrocken war dafür gesorgt, daß die ersten Treffer niemand in Gefahr brachten.
Schließlich wandte Nikki sich ab. Zuerst hatte sie gehofft, sie werde sich mit dem Anblick des Orters die Zeit bis zum Augenblick der Entscheidung vertreiben können. Aber die Bewegungen auf der kleinen Bildfläche waren zu langsam, jener Augenblick noch Stunden entfernt. Sie stemmte sich aus hockender Position in die Höhe und ging mit stelzenden Schritten hinaus auf das kleine Felsplateau. Die Lampe, die Wido Helfrich in seinem Übereifer zerschossen hatte, war inzwischen durch eine weniger
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