1106 - Zombie-Engel
du, wie viele dieser Zombie-Engel den Weg aus der anderen Welt gefunden haben?«
»Nein, es war eine Welt aus Staub. Ich konnte so gut wie nichts erkennen. Ich weiß nur, daß sie sehr kräftig sind. Allein hätte ich mich niemals aus dem Würgegriff befreien können, das steht fest. Auch Raniel hat es nicht gefallen, daß sein Friedhof zerstört worden ist. Er hat es auch nicht geschafft, aber er hat mir gesagt, daß die andere Seite es immer und immer wieder versucht. Die Engel gehören zu Luzifer. Sie sind ein Teil seiner gefallenen Kampftruppen, und sie würden ihn nie im Stich lassen, das steht auch fest.«
»Du mußt geschützt werden!« sagte ich.
»Was heißt das?«
»Wenn dich die Zombie-Engel tatsächlich wollen, können wir dich nicht allein lassen. Oder hast du gehört, daß der Gerechte diese Rolle auch in unserer Welt übernehmen will?«
»Das hat er nicht gesagt.«
»Eben.«
Glenda stand auf. Es sah aus, als wollte sie auf uns zugehen, aber sie blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Ich will das Kleid nicht mehr, John. Ich hasse es. Wenn ich es nicht angezogen hätte…«, sie stockte, »aber ich habe es auch nicht freiwillig getan.« Plötzlich fiel ihr noch etwas ein. »Wo ist Isabella?«
»Ich habe sie in eine Krankenhaus bringen lassen, weil sie verletzt worden ist.«
»Wie das denn?«
»Durch eine Silberkugel.«
Glenda Perkins begriff nichts mehr. Ich wollte sie nicht länger im unklaren lassen und berichtete ihr, was ich in der Zwischenzeit erlebt hatte und wie sehr ich auch unter ihrem Verschwinden gelitten hatte.
Glenda konnte es nicht fassen, daß mich Isabella hatte erschießen wollen, aber sie mußte einsehen, daß die Macht des Kleides das rationale Denken außer Kraft gesetzt hatte. »Sie hat es ja wohl nicht aus freien Stücken getan. Sie kaufte das Kleid und ahnte nicht, was sie sich damit eingebrockt hatte. Sie ist in den Bann hineingeraten, ebenso wie ich.« Glenda verstummte und schaute an sich herab. Dabei hob sie die Schultern wie jemand, der friert. »Ich…ich … will das verdammte Kleid nicht mehr haben. Ich will es nicht mehr an meinem Körper spüren, verflucht noch mal. Ich will endlich wieder meine eigenen Sachen tragen. Versteht ihr das?«
»Ja, zieh dich um.«
Glenda ging zur Seite. Ich bückte mich, hob ihre normale Kleidung auf und gab sie ihr. Damit verschwand sie hinter dem Kleiderständer, um sich umzuziehen.
»Glück gehabt«, sagte Suko zu mir. »Und das nicht zu knapp, John. Es hätte für Glenda auch anders ausgehen können.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
»Raniel war ihr Retter.«
Ich nickte. »Hättest du gedacht, daß ihm ein eigener Friedhof gehört?«
»Nein, das nicht, aber er ist der Gerechte. Wir beide wissen, welche Aufgaben er übernimmt. Er geht seinen eigenen Weg, und wir werden nicht viel dagegen unternehmen können. Auch wenn uns seine Methoden nicht immer passen, in diesem Fall hat er Glenda gerettet.«
»Glaubst du, daß er noch Jagd auf die entkommenen Zombie-Engel macht?«
»Ich würde ihn gern fragen. Wie es aussieht, hat auch er mit dem Totenhemd zu tun. Es hat dem Engel gehört, der von Raniel getötet wurde. Und es ist einer gewesen, der voll und ganz auf Luzifers Seite stand. Es ist schon seltsam«, sprach ich leise weiter, »wir haben es schon öfter mit Engeln zu tun gehabt. Daß sich Luzifer allerdings so etwas wie eine Leibgarde hält, ist mir schon neu. Er muß sie vor Urzeiten mit in sein Reich genommen haben.«
»Wo sie konserviert worden sind?«
»So ähnlich.«
Glenda kehrte wieder zurück. Sie trug jetzt die normale Kleidung und fühlte sich darin wohler. Sogar lächeln konnte sie wieder. Das Totenhemd hielt sie in der rechten Hand. Der Arm war leicht nach unten gesunken, so daß der Stoff über den Boden schleifte. In unserer Nähe blieb sie stehen und ließ das Kleid fallen. »Ich will es nicht mehr«, sagte sie. »Das könnt ihr doch verstehen.«
»Und ob wir das können, Glenda.«
»Es sollte überhaupt nicht mehr existieren«, meinte Suko. »Es darf keinesfalls in fremde Hände gelangen. Wenn das geschieht, würde das gleiche passieren wie bei dir, Glenda.«
Sie gab uns recht und fragte: »Wie wollt ihr es denn zerstören?«
»Nicht mit dem Kreuz«, erklärte ich.
»Die Peitsche«, sagte Suko.
Glenda erschrak leicht. »Meinst du wirklich?«
»Sag mir eine andere Lösung.«
»Die kenne ich nicht.«
»Eben.«
Auch ich war einverstanden. Ich ging zu Glenda und legte ihr meinen Arm üm
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