1106 - Zombie-Engel
über der Stadt, aber er war nicht frei, denn unter ihm segelten langsam die Wolkenberge dahin.
Ich war schon öfter in meiner Wohnung aus der Luft angegriffen worden und konnte auch diesmal damit rechnen, daß mich die Zomibe-Engel zumindest unter Kontrolle hielten und nahe des Hauses die Lufthoheit erlangten: Es waren keine der Gestalten zu sehen, die mir Glenda Perkins beschrieben hatte. Die Luft blieb normal. Nicht einmal die Positionslichter eines Flugzeugs fielen mir auf.
Eine normale Nacht in London und trotzdem eine, die es in sich gehabt hatte. Zumindest für Glenda, der ich nur ein Kompliment machen konnte, daß sie alles so gut überstanden hatte.
Ihre Stimme hörte ich vom Flur her. »Wenn du willst, kannst du dich auch duschen.«
»Ich komme.«
Sie hatte ein Badetuch um ihren Körper geschlungen. Sogar die Haare hatte sie gewaschen und war dabei sie abzutrocknen. Als ich vor ihr stehenblieb und über ihre Schultern streichelte, hielt sie in der Bewegung inne.
»Nein, nein, Mr. Geisterjäger, nicht jetzt.«
»Wann denn?«
Sie tippte mir gegen die Nase. »Deinem Grinsen sehe ich an, daß du es nicht ernst meinst. Ab unter die Dusche.«
»Gern, Madam.« Ich schob mich an ihr vorbei und löste mit einem schnellen Griff das nicht ordentlich verknotete Badetuch vor ihrer Brust. Es fiel so schnell nach unten, daß Glenda es auch beim Nachfassen nicht greifen konnte.
»Ein schöner Anblick«, sagte ich, bevor ich blitzschnell in der Dusche verschwand.
Es war auch nötig. Meine Haut stank, und ich war auch froh, mir die Haare waschen zu können. Meine Gedanken drehten sich um die Zombie-Engel. Ich dachte darüber nach, was sie wohl vorhaben konnten.
Würden sie wie normale Zombies reagieren, die auf der Suche nach Opfern waren? Zombies, die einfach nur Menschen wollten, um sie zu töten?
Wenn es Regeln in diesem verdammten Spiel gab, dann kannte ich sie nicht. Mit noch nassen Haaren, aber schon angezogen, verließ ich das kleine Bad. Ich fand Glenda im Wohnzimmer. Sie stand dort und telefonierte mit dem tragbaren Gerät. Ihr Gesichtsausdruck zeigte nicht eben große Begeisterung.
»Was ist geschehen?«
»Ein Anruf.«
»Wer?«
»Kollegen von der Bereitschaft.«
»Was wollen sie?«
»Ich habe sie angerufen, John. Ich hatte einfach keine Ruhe mehr. Ich mußte immer an die Zombie-Engel denken. Auch wenn wir sie nicht zu Gesicht bekommen haben, heißt das nicht, daß anderen nicht das Gegenteil passiert ist.« Sie nickte mir zu und sagte wesentlich leiser: »Ich glaube, daß sie bereits aktiv sind. Einen Toten hat es schon gegeben.« Dann reichte sie mir den Apparat.
Den Kollegen kannte ich vom Namen her. Er hieß Dayton und war neu beim Yard. »Ich weiß nicht, wie es passiert ist, Mr. Sinclair, aber es ist geschehen, und es hat zwei Kollegen getroffen. Miß Perkins sprach von Personen oder Gestalten, die zumindest ungewöhnlich sind, wenn man sie mit normalen Menschen vergleicht. Sie spielen dabei eine Rolle, und es gab auch einen Zeugen.«
Mir war in der kurzen Zeit viel berichtet worden, doch ich hatte nur wenig verstanden. Deshalb bat ich den Kollegen, von vorn anzufangen.
Er tat mir den Gefallen und zählte der Reihe nach auf, was das Protokoll hergab. Ein Mensch war gestorben, zwei andere - Kollegen - waren verletzt worden, und dann existierte da noch dieser Zeuge, dessen Aussagen mich am meisten interessierten.
»Was genau hat der Mann gesehen?«
»Daß sie verschwunden sind.«
»Wer?«
»Die beiden hellen, nackten Gestalten. Sie sind aber nicht weggelaufen, sondern im Schatten der Kirche einfach in die Höhe gestiegen, wenn Sie verstehen.«
»Sie konnten also fliegen.«
»Ja, so wurde es gesagt. Zumindest schweben, Mr. Sinclair. Die glitten einfach hoch.«
Ich ging darauf nicht ein, sondern fragte: »Und das passierte im Schatten einer Kirche und nicht darin?«
»So ist es, Mr. Sinclair. Alles außen. Aber die Unbekannten haben auch die Kirchentür demoliert. Sie rissen ein dort befestigtes Eisenkreuz ab und haben es verbogen oder geschmolzen. Das müssen unsere Experten noch untersuchen. Wir fanden den Rest neben dem Toten, einem Stadtstreicher, der den beiden Verbrechern wohl im Weg gewesen ist. Jedenfalls sind die Vorgänge sehr rätselhaft.«
»Den Namen und die Adresse des Zeugen kennen Sie, Mr. Dayton?«
»Ja, das ist alles notiert.«
»Gut, dann danke ich Ihnen für die Auskünfte. Sollten sich bei mir noch Fragen ergeben, werde ich mich wieder melden.« Das Gespräch
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