1107 - Die Mutation
Einsteigen noch einmal kurz um Die dunklen Flattergestalten waren noch da. Sie hatten sich nicht zurückgezogen und die Funktion einer Wachtruppe übernommen. Sie standen in der Luft und bewegten heftig ihre Flügel, die aussahen wie schwarze Flammenzungen.
Suko rammte die Tür zu. Er sah, daß auch Dorsey und Orwell eingestiegen waren. Sie fuhren sogar zuerst ab. An den Hinterreifen wirbelte eine Staubwolke hoch.
Auch Suko startete. Er fuhr langsam, weil er sehen wollte, was die Fledermäuse taten. Den Geländewagen verfolgten sie nicht. Sie blieben beinahe an ihrem Platz.
Jetzt war er sicher, daß sie es auf die beiden Männer nicht abgesehen hatten, sondern mehr auf ihn.
Und so rechnete er auch mit einer Verfolgung.
Er hatte es eilig, denn er ahnte, daß sein Freund John auch nicht gerade den Himmel auf Erden gehabt hatte. Zum Haus führte von hier aus keine normale Straße. Er mußte auf einem mehr oder weniger schlechten Feldweg bleiben, der ein schnelles Fahren einfach nicht zuließ.
Deshalb konnte er auch die Verfolger im Auge behalten, die nicht mehr in der Luft standen, sondern sich ebenfalls auf den Weg gemacht hatten.
Sie waren hinter ihm.
Im Rückspiegel zu erkennen. Sie schienen auf den Strahlen des kalten Mondlichts zu reiten. Suko hatte ebenfalls die Scheinwerfer eingeschaltet und kickte um auf das Fernlicht.
Ein breiter, kaltweißer und auch leicht bläulich schimmernder Lichterguß machte die Nacht vor ihm zum Tag. Das Licht wies ihm den Weg über den schmalen Feldweg, der mit allerlei Pflanzen und Gräsern bewachsen war, die es wegen ihrer Dichte schafften, den größten Teil der Unebenheiten zu verdecken.
Aber die Fledermäuse kamen.
Sie waren schnell.
Wie Schatten tauchten sie plötzlich vor der Frontscheibe des Rovers auf und nahmen Suko die Sicht. Dämonen der Nacht hatten sich gelöst. Sie wollten Suko aus dem Konzept bringen. Er blieb sitzen. Er kümmerte sich auch nicht um das Klatschen, das immer dann entstand, wenn die Körper gegen die Scheiben flogen. Manche von ihnen prallten ab, andere wiederum wurden zu Brei, wenn sie einen ungünstigen Anflugwinkel erwischt hatten.
Vor der Frontscheibe war das wilde Flattern und Zucken geblieben. Die Tiere wollten einfach nicht verschwinden. Suko schaltete die Wischer ein.
Ein paar flogen weg. Seine Sicht war wieder da. Nicht lange, denn die Tiere kehrten zurück. Dabei kämpften sie tatsächlich gegen die auf Höchstleistung gestellten und schnell hin- und herhuschenden Wischer an. Sie wollten nicht aufgeben. Aus dem dunklen Himmel lösten sich immer mehr dieser Tiere, die wie eine Woge einfach nach unten schwappten.
Auch als Suko für einen Moment freie Sicht gehabt hatte, war es ihm nicht möglich gewesen, genau zu erkennen, wie weit er sich schon dem Ziel genähert hatte. Er wußte nur, daß er nicht abzubiegen brauchte und somit auch nicht in Gefahr lief, irgendwo gegen zu fahren.
Und dann verschwanden sie.
Suko konnte es nicht glauben. Die Scheibe war durch die zum Teil zerquetschten Körper der Fledermäuse verschmiert, und sehr viel sehen konnte Suko nicht, aber seine Verfolger drehten ab und stießen dabei mit heftigen Schwingenbewegungen in den Nachthimmel hinein. Es gab kein Tier mehr, das zurückkehrte. Alle blieben verschwunden, als hätte die Nacht sie aufgefressen.
Suko schaltete die Waschanlage ein, um eine bessere Sicht zu erhalten. Die Wischer schleuderten das Wasser am Glas entlang, und der Schmierfilm der Fledermäuse löste sich langsam auf. Suko sah wieder besser. Das Fernlicht wies ihm den Weg. Er konnte sogar schon das Gewächshaus sehen und mußte nur noch den Bogen fahren, um den Anbau zu erreichen.
Er lenkte den Rover in eine Linkskurve, und das Licht strahlte jetzt den Eingangsbereich des Hauses an, wo John und er sich aufgehalten hatten.
Dort passierte nichts.
Es gab keine Bewegung. Das Haus lag wie verlassen da, und Suko rollte die letzten Meter mit abgeblendetem Licht auf das Ziel zu. Dann stoppte er, stellte den Motor ab, und auch die kalten Augen der Scheinwerfer verloschen.
Es war sehr still geworden. Er hörte nicht das Flattern der Fledermäuse. Er sah sie auch nicht. Keine Schatten huschten über den Boden hinweg, nichts prallte mehr gegen seinen Wagen. Kein Laut auf dem Dach, kein Klatschen an den Scheiben.
Suko war die Stille nicht mehr gewohnt. Er sah sie als trügerisch an.
Sicherheitshalber blieb er noch einen Moment sitzen. So gut wie eben möglich beobachtete er seine Umgebung, doch
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