1107 - Jenseits der tödlichen Grenze
mit dem Traktorstrahl in die Höhe und versetzte ihn in Drehung, damit er die Orientierung verlor. Kurz bevor er gegen den Felsen prallte, stoppte ich die Rotation - als Nikki sich auf der sicheren Seite befand."
Wido war inzwischen herbeigeglitten.
„So genau konntest du das nicht bestimmen", zeterte er. „Ich sage dir..."
„Halt den Mund", schnappte Narktor. „Laß mich dich lieber eines fragen: Wie kommt's, daß du erst jetzt hier auftauchst? Hätte Nikki auf dich warten müssen, dann wäre sie jetzt schon auf dem halben Weg zur Armada."
Wido senkte den Blick. „Ich ... ich habe mich verfranzt", gestand er kleinlaut. „Ich landete auf der falschen Seite des Trümmerbrockens. Wahrscheinlich eine Fehlfunktion im Navigationssystem des Transporters ..."
Narktor gab ein knurrendes Lachen von sich.
„Hört auf mit der Streiterei, Jungs", fuhr Nikki dazwischen. „Was du von der Rettungsaktion hältst, Wido, ist mir gleich. Ich jedenfalls bin Narktor dankbar. Im übrigen laßt ihr beide etwas Wichtiges außer acht."
„Was?" fragte der Springer mürrisch.
„Daß der Monteur möglicherweise eine Nachricht abgesetzt hat, bevor er zerstört wurde."
Wido Helfrich blickte unwillkürlich in die Höhe. „In diesem Fall würde es hier in Kürze Von Armadamonteuren wimmeln", sagte er.
„Richtig", bestätigte Nikki. „Ich sehe, eure Transporter sind leer. Ihr habt euer Pensum absolviert.
Ich schlage vor, wir machen uns auf den Rückweg. Je rascher, desto besser."
*
Befriedigt musterte Carsanar Zhu die Bestandteile des fremdartigen Geräts, das der erste zurückkehrende Armadamonteur an Bord der BOKRYL gebracht hatte. Zhus Techniker waren sofort darüber hergefallen und hatten das Geheimnis des seltsamen Instruments nach kürzester Zeit entschleiert - wobei ihnen freilich der Umstand half, daß sie genau wußten, wonach es zu suchen galt.
„Es ist, wie ich sagte", bemerkte Zhu, zu Jercygehl An gewandt. „Diese Geräte haben die Aufgabe, unser Feuerleitsystem zu stören. Offenbar ist es den Fremden gelungen, während des Beschusses der Trümmerflotte das Prinzip unseres Leitmechanismus zu erkennen. Die Geräte sind primitiv, aber höchst wirksam. Wenn wir nur diese eine Methode der Feuerleitung kennten, wären unsere Bordwaffen jetzt wertlos."
An machte die Geste der Zustimmung und benützte die freie Hand, sich am kräftig aufgewölbten Fettbuckel zu kratzen.
„Wenn sie aber schon so schlau sind", meinte er, „dann müßte ihnen doch wenigstens der Verdacht gekommen sein, daß unsere Feuerleitung mit redundanten Prinzipien arbeitet. Wenn die eine Methode nicht mehr funktioniert, schalten wir auf die nächste um. Ihre eigenen Waffensysteme müßten ebenso beschaffen sein. Warum haben sie sich nicht ausrechnen können, daß all ihre Mühe umsonst ist?"
„Ich bin Techniker", antwortete Carsanar Zhu sanft, „kein Bewußtseinspezialist. Über die Mentalität der Fremden kann ich keine Aussage machen. Ich denke jedoch, daß das technische Beweismaterial für sich selbst spricht."
„Ja, wahrscheinlich hast du recht", brummte An. „Sieh zu, daß die Einsatzberichte aller Armadamonteure zentral erfaßt werden. Vielleicht bringen ihre Aussagen ein wenig Licht in das Dunkel."
Mit diesen Worten wandte er sich ab und kehrte zur Kommandozentrale der BOKRYL zurück.
Dort empfing ihn Tarzarel Op mit allen äußeren Anzeichen heftiger Erregung.
„Wir haben einen Armadamonteur verloren!" platzte er heraus.
„Schwatz nicht so hysterisch drauflos", wies An ihn zurecht, „sondern erstatte mir einen sachlichen Bericht."
„Ein Armadamonteur mit der Identifizierung..."
„Spielt keine Rolle."
„...befand sich aufgrund einer Fehlleitung im selben Sektor wie ein weiterer Monteur mit der...
das willst du nicht wissen ... nämlich auf einem größeren Felsbrocken mit den Koordinaten..."
„Komm zur Sache, Op!" donnerte An.
„Ja, da ist eigentlich weiter keine Sache", gestand Op bedrückt. „Der planmäßig eingesetzte Monteur erfüllte seinen Auftrag und ist auf dem Rückweg zur BOKRYL, die Verbindung mit dem anderen, dem verirrten Monteur, riß plötzlich ab. Gewisse Charakteristika der letzten Impulsfolge lassen nur den Schluß zu, daß er vernichtet wurde."
„Er setzte zuvor keine Meldung ab?"
„Nein."
Jercygehl Ans Mißtrauen war geweckt. Er konnte sich den Vorfall nicht erklären. Wer - oder was - war für die Zerstörung des Armadamonteurs verantwortlich? Eine Zeitlang verfolgte er alle
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