1108 - Leichengasse 13
Scheins hielten und meiner Ansicht nach sogar bestimmte Formen besaßen. »Warum kommst du nicht?«
»Es ist nicht mein Ding.«
»Du willst doch mehr wissen?«
»Das stimmt.«
»Dann mußt du zu mir kommen.«
Es war ein Lockangebot, und es blieb nicht nur bei den Worten, denn Fay stand plötzlich auf, zwinkerte mir zu, und drehte sich auch so, daß ich auf sie schauen konnte. Sie hatte sich bewußt so hingestellt, damit ich erkennen konnte, daß sie an ihrem dünnen Hosengürtel zu nesteln begann.
Für mich stand fest, daß es der Beginn eines Striptease war, der mich davon überzeugen sollte, zu ihr zu kommen. Ich nahm mir vor, nicht darauf reinzufallen, denn in dieser verdammten Straße war nichts normal. Hier liefen die Dinge anders. Was so normal wirkte, war tatsächlich wie auf den Kopf gestellt.
Fay hatte die Hose jetzt geöffnet. Es war schwer für sie, sie vom Körper zu bekommen. Sie drehte und wand sich dabei, schob den Stoff noch mit den Finger und hatte es endlich geschafft, sich die Hose über die Hüften zu streifen.
Sie fiel nach unten.
Mit genau abgezirkelten Bewegungen stieg sie über den Stoff hinweg und griff nach dem Saum des dünnen T-Shirts. Sehr langsam zog sie es hoch und hielt die Arme dabei über Kreuz. Es war die typische Bewegung der Stripperinnen, denn sie schaukelte dazu in den Hüften und ich sah, daß sie nur noch einen winzigen Slip trug.
Das T-Shirt streifte an ihrem Kopf entlang, danach drehte sie es noch zweimal um die Hand, danach gab sie ihm Schwung und warf es aufs Bett.
Sie hatte nichts drunter getragen. Ich sah ihre gut gewachsenen Brüste, die ein wenig auseinanderstanden. Sie legte die Hände darunter, schaukelte sie, berührte dabei die Brustwarzen und lockte mit den uralten Tricks der Frauen.
Danach glitten die Hände über die Hüften hinweg und erreichten den Rand des Slips, der ein wenig in das Fleisch einschnitt. Wenig später lag auch er auf dem Boden, und Fay stand nackt vor dem Bett. Ich sah den dunklen Schatten zwischen ihren Beinen. Die Hände hatte sie auf die Oberschenkel gelegt, die nicht eben dünn waren.
Fay beugte sich leicht vor. So wie sie hätte auch Eva im Paradies aussehen können. Zuerst lockte sie mit dem Lächeln, danach mit der etwas belegten Stimme. »Willst du nicht kommen, John?« Sie schleuderte auch die hochhackigen Schuhe weg und wartete auf meine Antwort.
»Wie viele Männer hast du auf diese Art und Weise schon in dein Bett bekommen, Fay?«
»Nicht so viele. Ich bin sehr wählerisch, verstehst du das?«
»Ja, natürlich. Dann darf ich das schon als ein Kompliment auffassen - oder?«
»Wenn du willst…«
»Was soll ich bei dir, Fay. Das, wozu du Lust hast, das paßt mir nicht, tut mir leid.«
»Du würdest es bereuen«, sagte sie mit einer sehr ernsten Stimme, die mich aufmerksam werden ließ.
»Wieso würde ich es bereuen?« fragte ich.
»Weshalb bist du in diese Gasse gekommen?«
»Weil ich jemand suche.«
»Aha. Und wen?«
»Zwei Männer, die hier verschwunden sind.«
»Freunde von dir?«
»Nein. Bekannte.«
»Wie heißen sie?«
»Gordon und Phil.« Ich hatte bewußt nicht die Nachnamen hinzugefügt, denn auch von mir wußte Fay nur den Vornamen. Es war möglich, daß die Verschwundenen in die gleiche Falle hineingeraten waren wie ich, und so war ich gespannt auf ihre Reaktion.
Fay zuckte nur mit den Schultern.
»Namen sind doch wie Schall und Rauch. Mir sagen sie nicht viel. Nur immer dann, wenn ich momentan etwas mit ihnen zu tun habe. Wie mit dir, John.«
»Dann kennst du sie nicht?«
»Vielleicht - vielleicht auch nicht. Ich kann es dir wirklich nicht sagen, mein Freund. Aber du solltest nicht in der Küche bleiben. Du möchtest doch etwas kennenlernen. Ein Geheimnis ergründen. Es ist möglich, daß es sich hier in meinem Zimmer befindet.« Sie breitete die Arme aus. »Komm und schau dich um.«
Diese Fay war ein raffiniertes Luder. Sie wußte genau, wie man einen Menschen lockte. An diese Welt hatte ich mich noch immer nicht gewöhnen können und kam mir weiterhin vor wie hineingestellt. Ich war eine fremde Figur in einem eigenen Universum. In einer Luftblase, die jeden Augenblick zerplatzen konnte.
»Laß dir nicht zu lange Zeit, John, es wäre nicht gut für dich. Das mußt du mir glauben.«
Ob sie bluffte oder nicht, wußte ich nicht. Jedenfalls mußte ich es versuchen. Nur in verschiedenen Zimmern zu hocken und zu reden, das brachte auch nicht viel, deshalb überwand ich mich und stand langsam
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