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1108 - Leichengasse 13

1108 - Leichengasse 13

Titel: 1108 - Leichengasse 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anderen waren stärker. Sie bestimmten hier, wann etwas passierte und wann es aufhörte.
    Fays Schreie übertönten die schrillen und zugleich krächzenden Rufe der lebendig gewordenen Körperbemalungen. Auf dem Bett hüpfte Fay herum, stemmte sich jetzt auf Hände und Knie, um dann in die Höhe zu schießen.
    Der Vorgang hatte nicht sehr lange gedauert, aber er war noch nicht beendet. Im knien drehte sie den Kopf und schaute mich an. Es war ein kalter und böser Flackerblick, der mich traf. Ich sah auch den Haß darin und den Willen, etwas gegen mich zu unternehmen. Ich rechnete deshalb mit einem Angriff und zog mich sicherheitshalber zurück. Mit einer schnellen Bewegung stand ich auf.
    Gerade in dem Moment hatte Fay nach mir greifen wollen. Ich war schneller gewesen. Ihre Hand schlug wie eine Raubtierkralle ins Leere. Die Fingernägel kratzten über den Stoff der Decke.
    Sie schrie, die Schatten schrieen. Ich konnte die verschiedenen Schreie nicht unterscheiden, aber ich wollte, daß Fay diese Folter nicht mehr weiter erlebte.
    Diesmal holte ich das Kreuz hervor.
    Es pendelte an der Kette. Sie mußte es sehen, doch sie achtete nicht darauf. Mit einem Satz löste sie sich vom Bett, um auf mich zuzuspringen.
    Fay Waldon sprang gegen mein Kreuz. Der Aufprall katapultierte mich bis an die Wand zurück, wo ich Halt fand. Das Schimmern des Kreuzes war mir nicht entgangen und auch nicht Fays spitzer Schrei.
    Ihre Bewegung war gestoppt worden. Sie riß noch die Arme in die Höhe und segelte zurück.
    Schwer fiel sie auf das Bett.
    Die Schatten waren noch da. Sie schienen nervöser geworden zu sein, weil sie noch hektischer über die Decke hinweg und auch über den Körper tanzten.
    Ich fürchtete um Fay, daß sie sich selbst verletzen konnte, denn ihre wilden Bewegungen hatte sie noch immer nicht gestoppt. Äußerlich war sie ein Mensch, aber innerlich wurde sie von einer fremden Macht regelrecht terrorisiert.
    Innerhalb kürzester Zeit hatte ich mir einen Plan zurechtgelegt. Mich griffen die Schatten nicht an, obwohl sie einige Male den Versuch unternommen hatten.
    Sie waren von der Decke her herabgezuckt, aber immer wieder zurückgewichen.
    Ich wollte Fay Waldon aus dem Zimmer schaffen. War mit einem Schritt bei ihr, packte sie und zerrte sie dann in die Höhe. Sie schrie, als hätte sie sich verbrannt. Sie war nicht nur zu einem zappelnden Menschen geworden, sondern schon zu einer Furie, die kaum noch zu bändigen war.
    Plötzlich stand sie still. So übergangslos, daß ich zunächst nichts mehr tat. Sie war zu einer regelrechten Statue geworden, aber sie atmete noch, und wieder drang mir das Zischen entgegen. Sie bewegte ihren Kopf von rechts nach links, als gäbe es etwas zu entdecken, und dann brach es wasserfallähnlich aus ihr hervor.
    »Vorbei, es ist vorbei. Es gibt nichts mehr. Die Zeit ist um. Das Grauen ist.« Fay sprach nicht mehr weiter. Die Worte erstickten in ihrer Kehle.
    Was sie damit gemeint hatte, war mir noch nicht klar, aber etwas mußte passieren.
    Ich drehte mich zur Tür hin.
    Sie stand offen, aber sie zitterte. Etwas rollte auf mich zu. Ich konnte es nicht einschätzen. Es war auch nicht sichtbar, sondern nur zu fühlen, und es kam mit einer gewaltigen Urgewalt, die alles zerstören wollte. Es war der Sturmwind aus einer anderen Ebene, der über den Raum hinwegbrauste.
    Ich hatte plötzlich den Eindruck, in eine Mühle gekommen zu sein, die mich von zwei verschiedenen Seitenerwischte und langsam zermalmen wollte.
    Ein Kreisel aus Schatten hüllte Fay und mich ein. Ich sah nichts mehr, die Dunkelheit peitschte auf mich ein, und wenig später verlor ich sogar den Kontakt mit dem Boden.
    Etwas fegte mich weg.
    Wohin, das war mir unbekannt, aber ich vergaß all das, was ich bisher gesehen und erlebt hatte. Ich flog oder rutschte, so genau kam ich nicht dahinter und dann explodierte etwas auf meinem Kopf.
    Für einen winzigen Moment hellte sich die Umgebung wieder auf. Wie in einem breiten Blitzlicht, und ich entdeckte darin ein monströses, alienähnliches und auch grünliches Geschöpf.
    Wirklich nur für einen kaum meßbaren Augenblick. So flüchtig wie ein schneller Gedanke.
    Sofort war es vorbei.
    Das Schicksal schlug wieder zu, und es riß mich hinein in eine tiefe Finsternis…
    ***
    Sie dauerte an. Wie lange, das wußte ich nicht, aber ich erwachte aus diesem tiefen Schacht und kroch allmählich hoch an die Oberfläche, wobei ich nicht einmal die sonst so üblichen Schmerzen verspürte, die

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