111 - Die Gehirne des Dr. Satanas
Erzählungen.
Sowohl Racker
als auch Mansfield waren ausgezeichnete, verdiente Mitarbeiter des Hospitals,
das als eines der führenden Institute seiner Art in den Staaten angesehen wurde
Larry interessierte sich nicht nur für die fachlichen Qualitäten der beiden
Verschwundenen, sondern auch für deren menschliche.
Während
Mansfield eher ein stiller, bescheidener Typ gewesen sei, habe Racker immer
nach Anerkennung gestrebt und sei auch Professor Mallerts Protege gewesen.
Der Name
Frank Mallert war Larry Brent nicht unbekannt. Er wußte, daß der Professor
praktisch den Namen dieses Instituts weltbekannt gemacht hatte. Mallert
entwickelte neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden und wurde sogar als Nobelpreisträger
vorgeschlagen.
»Aber sein
plötzlicher Tod machte einen Strich durch diese Rechnung«, seufzte Reginald
Lorman. »So geht es im Leben. Mallert hat vielen anderen Menschen durch seine
Forschungen und Methoden helfen können. Sich aber nicht.«
»Woran ist
Professor Mallert gestorben?«
»An Krebs. Im
letzten Stadium, in der schlimmsten Form. Sein ganzer Körper war verseucht.
Zuletzt sah er aus wie eine eingeschrumpfte Mumie. Er muß entsetzliche
Schmerzen ausgehalten haben. Nichts mehr half. Als ich ihn drei Wochen vor
seinem Tod sah, bin ich erschrocken.«
»Wann starb
er?«
»Am 10. Juni
dieses Jahres.«
Das war rund
zehn Wochen her.
Larry wollte
auch alles über Mallert wissen, der einen so tiefen, freundschaftlichen Kontakt
zu Philip Racker gehalten hatte.
Lorman wußte
da ein paar delikate Einzelheiten mitzuteilen. »Wahrscheinlich hat er nie
gemerkt, daß Racker sich nicht nur Vorteile davon versprach, von seinem Wissen
zu profitieren, sondern auch jede nur erdenkliche Gelegenheit nutzte, in der
Nähe von Mrs. Mallert zu sein.«
»War sie
ihrem Mann nicht treu?«
»Das weiß ich
nicht. Nach Mallerts Beisetzung kam hier im Hospital ziemliches Gerede auf,
gegen das ich mich persönlich einsetzte, um die Gerüchte wieder zum Verstummen
zu bringen. Ich wollte die Ehre des hochgeschätzten Kollegen nicht in den
Schmutz ziehen lassen. Vielleicht ist etwas Wahres dran an dem, was man sich so
erzählt. Ich wage das nicht zu beurteilen. Mrs. Mallert ist eine
außergewöhnlich schöne Frau, und vielleicht hat Frank die Freundschaft zwischen
ihr und Philip Racker gefördert. Wer weiß? Gerade weil er wußte, daß er seine
Frau vernachlässigte. Aber ich möchte nichts Falsches gesagt haben.«
»Erzählen Sie
mir mehr über Frank Mallert.«
»Er war ein
heiterer Mensch, der dem Leben die besten Seiten abgewann. Sein großer Wunsch
war es, Organe über längere Zeiträume hinweg am Leben zu erhalten, um dadurch
für eine spätere Generation den Ausgangspunkt für weitere Forschungen zu
schaffen. Im besonderen war er daran interessiert, ein intaktes Hirn aus einem
todkranken Körper zu bekommen.« Lorman berichtete von den vergeblichen
Versuchen Mallerts, Todkranke und Todeskandidaten für seine Forschungszwecke zu
gewinnen. »Keiner wollte, das war verständlich. Die Angst vor dem Ungewissen
ist oft größer als die Angst vor dem sicheren Tod. Wir machten Mallert im
Scherz den Vorschlag, heimlich aus einer Leiche ein Hirn zu stehlen und wie
Weiland Baron Victor von Frankenstein damit zu experimentieren. Manchmal
nannten wir ihn auch Dr. Frankenstein, wenn er in vertraulicher Runde offen
über seine Gedanken sprach, und mir kam es ab und zu vor, als taxiere er uns,
als wolle er nur feststellen, wie wir darauf reagierten. Die meisten
belächelten ihn ob seiner Ideen. Der Gedanke ist nicht neu, ein Organ außerhalb
des Körpers weiter am Leben zu erhalten. Er wurde tausendmal gedacht und auch
durchgeführt. Im Tierversuch hat man Ratten-, Hunde- und Affenhirne monatelang
am Leben erhalten, um Aufschlüsse über deren Reaktionen und Verhalten zu
gewinnen. Aber die neuen Erkenntnisse waren Mallert zu flach. >Der Mensch
ist etwas Besonderes, sagte er immer.
>Und mit
einem Menschenhirn hat es noch keiner versucht. Es ist Unsinn zu glauben, daß
dieses Leben zu Ende ist, wenn der Körper streikt. Alles ist zu ersetzen, nur
der komplizierte Mechanismus, das Gehirn nicht. Jedes Organ hat seine Funktion.
Wenn diese Funktion nicht mehr auszuführen ist, treten Krankheit und Tod auf.
Es ist eine Idiotie, wegen eines einzelnen Rädchens das ganze Uhrwerk
wegzuwerfen. Man kann Adern, Herz, Leber, Magen und Nieren austauschen. Aber
beim Hirn streikt jeder. Das Hirn wird vernichtet, nur weil ein Organ
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