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111 - Wenn das Grauen sich erhebt

111 - Wenn das Grauen sich erhebt

Titel: 111 - Wenn das Grauen sich erhebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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packte sie und wollte es noch mal versuchen. Er hätte keinen ungünstigeren Zeitpunkt wählen können.
    Das Mädchen riß sich von ihm los und gab ihm eine Ohrfeige. Er starrte sie entgeistert an - aber nur einen Augenblick, dann schlug er zurück.
    Eve hätte nie gedacht, daß er sich so weit vergessen würde. Ihre Augen schwammen in Tränen. Sie wirbelte herum und rannte heulend davon. Andrew Marshall war für sie gestorben.
    »Eve!« hörte sie ihn rufen. »Warte! So warte doch!«
    Er lief ihr nach. Sie rannte schneller, damit er sie nicht einholen konnte. Er wußte, welchen Weg sie einschlagen mußte, um nach Black Manor zurückzukehren, doch sie schwenkte nach rechts ab und versteckte sich.
    Es dauerte nicht lange, bis sie ihn an sich vorbeieilen sah. Sie duckte sich, damit er sie nicht bemerkte.
    »Wir wollen uns wieder vertragen, Eve!« rief Andy. »Es tut mir leid!«
    Er blieb stehen, riß wütend einen Zweig ab und schlug damit in die Luft.
    »Dann eben nicht, blöde Ziege. Eine andere Mutter hat auch eine schöne Tochter«, sagte er und kehrte um.
    Eve Caven hätte beinahe laut aufgeschluchzt. Sie preßte die Lippen zusammen und wartete, bis sie Andrew Marshall nicht mehr sah und hörte. Dann richtete sie sich vorsichtig auf.
    Andy hatte heute die Maske fallen lassen. Er hatte sich ihr zum erstenmal so gezeigt, wie er wirklich war.
    Nie wieder wollte sie sich mit ihm treffen.
    »Ich hasse dich!« fauchte das Mädchen zornig. »Oh, wie ich dich hasse, Andrew Marshall!«
    Sie befürchtete, daß er ihr irgendwo im Wald auflauerte, deshalb machte sie einen großen Umweg.
    Plötzlich stutzte sie. Was waren das für Geräusche? Hörte sie tatsächlich jemanden hämmern und sägen?
    Um diese Zeit! Mitten im Wald! Eve wischte sich die Tränen von den Wangen und näherte sich den Geräuschen, die ständig lauter wurden. Doch mit einemmal verstummten sie.
    Eve bemerkte zwischen den Bäumen eine kleine Lichtung. Sie ging weiter, stolperte über eine Wurzel und wäre beinahe gestürzt. Sie hielt sich an einem Baum fest und trat wenig später auf die Lichtung.
    Der Wind spielte mit ihrem langen, sandfarbenen Haar. Sie blickte sich neugierig um, und was sie dann entdeckte, ließ ihren Atem stocken.
    Auf der kleinen Lichtung standen… drei Galgen!
    ***
    Als wir die Chichester Road erreichten, war der Pferdekarren mit Lance Selby soeben losgefahren.
    Ich hatte blitzschnell die Beleuchtung abgeschaltet, damit der Kutscher meinen Rover nicht bemerkte.
    Der Karren rollte an meinem Haus vorbei. Ich folgte ihm mit großem Sicherheitsabstand, konnte aber nicht so langsam fahren, wie das müde Pferd den Karren zog, deshalb mußte ich den Rover immer wieder anhalten.
    Wir verließen Paddington im Schneckentempo. Selbst Boram, der an und für sich die Geduld in Person ist, ging es zu langsam. Ich hörte ihn hinter mir ungeduldig schnaufen.
    Und Cruv sagte: »So wurde meine Geduld noch nie auf die Probe gestellt.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte ich. »Wir können nichts weiter tun, als hinter dem Pferdekarren herzuzuckeln.«
    »Ich muß immerzu an Tuvvana denken«, sagte der Gnom. »Sie ist verletzt. Vielleicht hat sie starke Schmerzen und braucht ärztliche Hilfe.«
    Was sollte ich darauf erwidern? Ich hätte auch viel lieber zugeschlagen und hart durchgegriffen, aber das war im Moment nicht möglich.
    Erst mußte uns dieser Kutscher zu Stockard Ross führen, dann würde die Sache gleich wieder in Schwung kommen. Tuvvana mußte solange durchhalten. »Sie ist ein sehr tapferes Mädchen«, sagte ich.
    »Trotzdem macht es mich halb verrückt, sie in der Gewalt dieses schwarzen Stinktiers zu wissen!« knurrte der häßliche Gnom.
    Der Pferdekarren hielt plötzlich an. Ich stoppte den Rover sofort und fuhr links ran.
    Und dann passierte etwas, das mir die Haare sträubte!
    ***
    Drei Galgen!
    Eve Caven konnte es nicht fassen. Die rohen Holzbalken ragten vor dem Mädchen auf, waren fest in der Erde verankert.
    Kurze Querbalken wurden von einem dicken, schräg gezimmerten Holz gestützt, und drei Schlingen baumelten in gespenstischem Gleichklang im Wind.
    Niemand war zu sehen.
    Wer hatte die Galgen gebaut? Eve Caven fühlte sich weit in die Vergangenheit zurückversetzt. In die Zeit, als öffentliche Hinrichtungen noch an der Tagesordnung gewesen waren und den Stellenwert von Volksbelustigungen gehabt hatten.
    Drei Galgen!
    Für Eve hieß das, daß hier drei Menschen sterben sollten. Schaudernd wich sie zurück.
    Sie dachte an

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