111 - Wenn das Grauen sich erhebt
Stockard Ross und Tuvvana eintreffen, dachte der Parapsychologe und warf die Peitsche in die Gosse.
***
Man sagt, es sei leichter, einen Sack voll Flöhe zu hüten als eine Gruppe von Mädchen, und Eve Caven schien dazu ausersehen zu sein, dafür zu sorgen, daß das stimmte.
Sie traf sich fast täglich mit einem Jungen aus der Nachbarschaft. Der nahe Wald war für die beiden ein gutes Versteck.
Jedem Treffen mit Andrew Marshall ging eine waghalsige Klettertour über den Blitzableiter voraus, und zurück ins Internat kehrte Eve immer auf demselben Weg.
Bisher waren die abendlichen Ausflüge des Mädchens noch niemandem aufgefallen, und Eve zerbrach sich eigentlich nicht den Kopf darüber, was sein würde, wenn Miß Sheene davon Wind bekam.
Abenteuerlustig, erlebnishungrig und ein bißchen naiv war Eve Caven, die sich einbildete, Andy Marshall würde sich noch lange mit dem zufriedengeben, was sie ihm gewährte.
Ein bißchen streicheln, ein wenig schmusen, Händchenhalten… Mehr wollte Eve nicht. Das genügte ihr. Aber Andy genügte es nicht Andy war immerhin schon neunzehn und kannte sich in diesen Dingen schon ein wenig aus.
Eine Zeitlang gab er sich mit dem, was Eve ihm gewährte, zufrieden, doch heute wollte er mehr.
Er hatte vorausgesehen, daß das nicht ganz einfach sein würde, deshalb kippte er drei Whiskys, bevor er sich mit Eve traf.
Da er kaum Alkohol vertrug, konnte man sagen, daß er sich richtig Mut angetrunken hatte.
Eve roch die Whiskyfahne sofort, sagte aber nichts. Sie setzte sich an ihrem geheimen Rendezvousplatz neben Andrew Marshall auf einen umgestürzten Baumstamm.
Er streichelte und küßte sie, und wohlige Schauer durchliefen das junge Mädchen.
»Liebst du mich, Andy?« fragte sie ihn mit glühenden Wangen.
»Natürlich«.
»Sag es«, bettelte sie. »Du hast es noch nie gesagt.«
»Weil ich mir dabei albern vorkomme«, sagte Andrew Marshall.
»Ich würde es aber so schrecklich gern hören«, flüsterte Eve. »Ist doch nichts dabei.«
»Na schön. Ich liebe dich«, sagte er ohne jede Leidenschaft. Er sprach die Worte, als würde er damit eine lästige Pflicht erfüllen. »Zufrieden?«
»Nein«, antwortete Eve enttäuscht. »Es kam nicht aus deinem Herzen.«
»Aber es kam aus meinem Mund«, sagte Andy. »Ach komm, was soll der Quatsch? Wenn du wissen willst, ob ich dich liebe, kann ich dir das auf eine andere Art beweisen.«
Er grabschte nach ihr, zog sie an sich und küßte sie so, wie er es noch nie getan hatte.
Ihr blieb die Luft weg, und sie erschrak über seine Leidenschaft. Natürlich hatte sie gewußt, daß sie ständig mit dem Feuer spielte, wenn sie mit Andy zusammen war, aber sie hatte sich eingebildet, immer alles unter Kontrolle halten zu können.
Nun sah sie aber, daß dies überhaupt nicht möglich war. Eve konnte sich der stürmischen Leidenschaft des jungen Mannes nicht erwehren.
»Andy!« keuchte sie. »Andy, hör auf!«
»Verdammt noch mal, zier dich doch nicht so!« sagte Andrew Marshall erregt. »Du willst es doch genauso wie ich.«
»Hör auf, Andy. Hör sofort auf! Bitte!« flehte Eve Caven eindringlich, doch der junge Mann gab nicht nach. Sie versuchte ihn von sich zu stoßen. Seine Hand befand sich plötzlich zwischen ihren nackten Knien.
»Andy, bist du verrückt?« schrie sie.
»Ja, verrückt nach dir!«
»Nimm die Hand da weg!«
Er gehorchte nicht. Der Kampf wurde wilder. Jeder wollte seinen Willen durchsetzen. Eve und Andrew fielen hintenüber vom Baumstamm. Andy kam auf dem Mädchen zu liegen.
Zorn pochte in Eves Schläfen. Sie warnte ihn ein letztes Mal. Als das nichts nützte, kratzte sie ihn.
»Au!« schrie er und zuckte hoch.
Er griff sich ins Gesicht und spürte, daß er blutete.
»Sag mal, bist du wahnsinnig!« schrie er sie an.
»Du hast es nicht anders gewollt! Ich habe dich gewarnt!«
»Verdammt, du bist nicht ganz dicht!« fuhr er sie an, holte sein Taschentuch heraus und tupfte das Blut ab. »Ich sollte dir eine Tracht Prügel geben!«
»Das wagst du nicht!« erwiderte das Mädchen und richtete sich auf.
»Was hast du dir vorgestellt? Daß ich mich noch ein paar Wochen von dir hinhalten lasse?«
»Ich… ich bin noch nicht soweit«, verteidigte sich Eve.
»Ich habe aber keine Lust mehr, zu warten. Wenn du eine alte Jungfer werden willst, ist das deine Angelegenheit. Da spiele ich aber nicht mit.«
»Wenn du dich nur deshalb mit mir triffst, geh zum Teufel!« zischte das Mädchen wütend.
Eve sprang auf. Andy
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