1112 - Elfenrache
nur auf der Straße ab, es huschte auch hin und wieder über die Frontscheibe hinweg.
FARMER'S HOME hieß mein Ziel. Was ich mir darunter vorzustellen hatte, wußte ich nicht. Ich rechnete mit einem großen Bauernhof und mußte auch die Stadtgrenze von London überfahren. Im Osten lag dieser Hof, und es sollte auch ein Weg direkt darauf zu führen.
Nachdem ich an ein paar Häusern vorbeigefahren war - zuwenig, um einen Ort zu bilden -, beschrieb das graue Band der Straße eine weit geschwungene Linkskurve. Diesmal nahmen mir keine Bäume die Sicht, und wenn ich an der ebenfalls linken Seite über die Felder schaute, dann fielen mir auch die flachen Bauten in einer nicht mal zu weiten Entfernung auf. Sie standen dicht beisammen. Das war möglicherweise mein Ziel.
Es stimmte.
Ein Schild am Weg wies nach links. Ich las dort den Namen FARMER'S HOME und mußte wenige Meter nach dem Schild nach links abbiegen. Der Rover rollte auf einem schmalen Weg weiter, der eine grüne Wiesenfläche in zwei Hälften teilte.
Aus der Ferne hatten die Häuser ausgesehen wie ein Kompaktbau. Das traf nicht zu. Es waren einzelne kleine Häuser, die sich in einem Halbkreis gruppierten und so einen großen Innenhof bildeten. Auf Beeten blühten farbige Sommerblumen. Jenseits der Häuser und auch in meiner Umgebung lagen die Gärten und Felder, in denen die Menschen arbeiteten.
So war nicht eben leicht in der Hitze das Land zu bestellen, aber die Gruppe hatte es sich selbst ausgesucht, und sicherlich waren sie hier glücklicher als im miefenden Dampf der Großstadt. Was ich hier erlebte, war eine gute geölte Öko-Maschinerie, autark versorgt und weit weg vom nächsten Ort.
Ich mußte durch kein offenes Tor fahren, sondern konnte den Rover direkt auf den Hof lenken. Es gab genügend Platz für meinen Wagen, um ihn abzustellen, und ich hielt ihn schließlich neben einem Pflug an, der vor einer breiten Scheunentür stand.
Dann stieg ich aus.
Zwei Mädchen beobachteten mich. Sie hielten Springseile in den Händen, und ihre flachsblonden Haare waren kurz geschnitten. Erwachsene kamen nicht auf mich zu.
Ich hatte schon gesehen, daß sich die Wohneinheiten aus kleinen und schmalen Häusern zusammensetzten, so hatten die Bewohner auch als Familie genügend Platz.
Kinder sind eben neugierig, auch die beiden machten keine Ausnahme. Sie kamen langsam und etwas schief lächelnd auf mich zu.
»Hi«, sagte ich.
Beide kicherten. Die etwas größere meinte: »Du bist fremd hier, nicht, Mister?«
»Klar.«
»Was willst du denn?«
»Jemand besuchen.«
»Uns?«
»Nein, ihr beiden, leider nicht. Aber ihr kennt euch doch bestimmt hier aus.«
»Klar.«
»Dann verrate ich euch jetzt, daß ich eine gewisse Caroline Sheldon besuchen möchte.«
»Caro?«
»Ja.«
»Die kennen wir.«
»Super. Und wo wohnt sie?«
Beide drehten sich nach links und deuteten auf ein bestimmtes Haus, das sich in Nichts von den anderen unterschied.
»Da, Mister!«
»Ist ja klasse. Lebt sie dort allein?«
Die Kinder fingen an zu kichern. Den Grund wußte ich nicht. »Na klar. Caro ist nicht verheiratet. Die will keinen Mann, aber sie mag Kinder.«
»Finde ich toll. Wißt ihr denn, ob sie im Haus ist?«
»Nee.«
»Schade.«
»Ich glaube, sie ist auf dem Feld«, sagte das etwas größere Mädchen.
»Ja, das kann sein!« pflichtete die kleinere ihr bei. »Sie ist oft in ihrem Garten. Der fängt direkt hinter dem Haus an. Ein richtiges Feld oder eine Wiese hat sie nämlich nicht.«
»Aber ihr bestimmt.«
»Unsere Eltern. Die haben auch gesagt, daß es hier keine Gifte gibt. Alles Natur.«
»Klasse.«
»Willst du auch bei uns wohnen, Mister?«
»Nein, nein, das glaube ich nicht. Ich möchte mich nur mit Caro unterhalten.«
»Bist du ihr Freund?«
Ich zwinkerte ihnen zu. »Kann sein, aber nichts verraten.«
Da hatte ich genau das Falsche gesagt, denn beide Kinder rannten plötzlich los und riefen immer wieder: »Caro hat einen Freund. Caro hat einen Freund…«
Ich ließ sie laufen und kümmerte mich um das Haus. Es gab keinen Vorgarten. Der Rand schloß mit dem normalen Grundstück ab. Das Haus selbst war schmal. Man hatte es aus Holz und umweltfreundlichen Materialien gebaut. Der Geruch von Bienenhonig umschwebte mich, als ich an die hellblau gestrichene Tür herantrat.
Ich sah keine Klingel. Dafür hatte die Tür einen Knauf. Er ließ sich drehen, und ich konnte die Tür aufstoßen.
Niemand kam mir entgegen. Es war ein »Open House«. Mit einem großen
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