1113 - Die Station des Silbernen
Lucas!
Mittlerweile hatte er erfahren, daß der Positronikingenieur versucht hatte, die Besatzungen der vier Keilraumer gegen ihn aufzubringen, und daß es Matt Durante gewesen war, der ihn in seine Schranken verwiesen hatte. Kwohn glaubte nicht daran, daß Milton Lucas aufgeben würde. Dazu hatte dieser sich zu weit vorgewagt. Er wußte, daß Lucas Angst vor ihm hatte und ständig befürchtete, er werde die Gunst der Stunde nutzen, um ihn ins Feuer zu schicken und darin umkommen zu lassen.
Tatsächlich wollte er gerade das vermeiden. Er war fest entschlossen, sich selbst anzuzeigen, wenn es ihnen gelingen sollte, zur BASIS zu kommen. Dort mußte auf jeden Fall geklärt werden, ob er bei seiner Arbeit als Journalist vor sieben Jahren gegen die bestehenden Gesetze verstoßen hatte oder nicht.
Für die Verhandlung brauchte er aber einen lebenden und gesunden Milton Lucas.
3.
Schovkrodon stieß die Tür zu einem düsteren Gewölbe auf, das nicht zu der Szenerie der Weltraumstation PROXKON zu passen schien. Ein schwaches, rötliches Licht, erhellte den Raum gerade so weit, daß ein runder Tisch mit einem bequemen Schalensessel davor erkennbar war. Auf dem Tisch lag ein sternförmiges Brett, das mit einer Reihe von geometrischen Mustern versehen war.
Als der Armadaschmied die Tür hinter sich schloß, gewöhnten sich seine Augen rasch an das Dunkel, und er sah die Schleierfäden jenes fremdartigen Wesens, das mit ihm in der Station lebte.
Es bewegte sich in einer farblosen Flüssigkeit hinter einer Glasscheibe, die von Wand zu Wand reichte. Schovkrodon wußte nicht, wie das Wesen aussah, und wie groß es war.
Er ahnte, daß hinter der Glasscheibe nur ein Teil des Körpers lebte, während sich alles andere vor ihm verbarg.
Sichtbar waren Millionen von hauchdünnen, roten Fäden, die sich sanft im Plasmabad wiegten.
Schovkrodon stand diesem Wesen mit gemischten Gefühlen gegenüber. Auf der einen Seite verachtete er es, weil er es trotz aller Intelligenz als Geschöpf niederer Art ansah.
Auf der anderen Seite liebte er es, weil es das einzige lebende Wesen war, das es außer ihm und den Terranern in PROXKON gab.
Mit Genan konnte er reden. Genan verstand ihn, und es versuchte nicht, ihn zu überspielen. Genan war ihm ein treuer Diener, ergeben und unverbindlich wie ein Computer, und dennoch mit einer gehörigen Portion Eigensinn versehen und immer wieder voller Überraschungen.
Schovkrodon empfand es als erfrischend, sich mit ihm zu unterhalten.
Er ließ sich in den Sessel sinken und blickte auf die Glasscheibe und das Gewirr der roten Fäden, die sich in ständiger Bewegung befanden.
Einige tausend dieser Fäden zogen sich plötzlich zusammen und formten einige Buchstaben, die hell aufleuchteten wie eine Neonschrift.
„Hallo, Kro!"
„Genan, du hast mich also bemerkt", sagte er.
Abermals formten sich Buchstaben.
„Du scherzt. Also bist du guter Laune. Das freut mich, Kro."
„Dennoch habe ich Probleme."
„Die Terraner?"
„Ja. Sie haben mich enttäuscht. Sie wollen nicht für mich arbeiten. Sie leisten Widerstand. Ja, sie wagen es sogar, gegen mich zu kämpfen."
„Dann vernichte sie."
„Das habe ich vor, aber es ist nicht so einfach."
„Warum nicht? Schicke Ihnen Armadamonteure auf den Hals, bis keiner mehr von ihnen lebt."
„Genau das habe ich vor, aber die Terraner sind bewaffnet. Und sie sind kampfstark.
Wenn ich einen Fehler mache, verliere ich alle Armadamonteure. Der Weg bis zur Macht ist noch weit. Ich kann mir keinen Rückschlag leisten."
„Kann ich dir helfen?"
„Das ist es, was ich mir überlege. Aber du bist schwach, und du bist in diesem Behälter gefangen. Was könntest du schon tun?"
„Ich werde dich beraten", schrieb das exotische Wesen.
Schovkrodon konnte sich nicht vorstellen, daß Genan tatsächlich in der Lage war, ihm einen praktikablen Rat zu geben.
Er ahnte nicht, daß er das fremdartige Wesen weit unterschätzte.
*
Gucky blickte sich fassungslos um, als er materialisierte.
Vor ihm lag nicht Bort Popp auf dem Boden, sondern das Bruchstück eines Roboters, und er befand sich auch nicht in der großen Halle, sondern in einem kleinen, dunklen Raum.
Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn, als ihn jemand am Biberschwanz packte.
Er schrie laut auf, und er wollte sich umdrehen, schaffte es jedoch nur zum Teil, weil er mit eiserner Hand festgehalten wurde. Immerhin erkannte er, daß er direkt vor einem Armadamonteur gelandet war, der augenblicklich
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