Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1114 - Der Fluch der Kosmokratin

Titel: 1114 - Der Fluch der Kosmokratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
wollte er sich beschweren?
    Warum? Weil das dort draußen auch sein Projekt war, verdammt noch mal. Er hatte sich nicht monatelang abgemüht, studiert, nur um plötzlich das ganze Vorhaben sich in ein Nichts auflösen zu sehen! Er fühlte sich betrogen.
    „O verflixt", brummte Sapr.
    „Eine schöne Bescherung", pflichtete Lissa ihm bei.
    Quiupu dagegen war vorübergehend abgelenkt. Es war ihm etwas eingefallen. Er hätte Geredus von Rag Cornus' nächtlicher Begegnung mit Belice berichten sollen!
    Hätte er wirklich? Welch eine Rolle spielte es jetzt noch? Es war ohnehin alles vorbei.
    Die Fremde - falls sie wirklich außerhalb von Rags Einbildung existierte - beanspruchte das Viren-Imperium als ihr Eigentum, wie damals Srimavo das Fragment und Gesil die Spoodies. Mochte sie es haben! In seiner unvollendeten Form konnte sie ohnehin nichts damit anfangen.
     
    4.
     
    Rag Cornus saß weit in seinen Sessel zurückgelehnt, die Hände unter dem Hinterkopf verschränkt, und starrte teilnahmslos auf die große Projektionsfläche. Den Film, den er sah, hatte Quiupu von seinen Robotern aus dem Bildmaterial des Unterhaltungssektors der schweren terranischen SERUN-Monturen zusammenstellen lassen. Es war kein schlechtes Machwerk - ein bißchen einfältig, aber unterhaltsam. Wenn man in Rechnung stellte, wie wenig die Arbeitsroboter des Montageballons von der menschlichen Mentalität verstanden, dann begriff man die Leistung, die sich in diesem Projekt verkörperte. Quiupu hatte frühzeitig erkannt, daß seine Mitarbeiter Zerstreuung und Unterhaltung brauchten, und keine Mühe gescheut, sie ihnen zu verschaffen.
    Aber Rag war nicht interessiert. Er saß hier nur, weil er nichts Besseres mit sich anzufangen wußte. Er sah sich gelangweilt um und erkannte, daß es den anderen nicht besser ging als ihm. Die huschenden Lichter der dreidimensionalen Projektion spiegelten sich auf steinernen Gesichtern. Die Enttäuschung hatte zugeschlagen. Es war, als hätte ihnen jemand den Teppich unter den Füßen weggezogen. Sie wollten alle nach Hause.
    Aber nicht so! Erst nach getaner Arbeit.
    Sie hatten spekuliert, was den Kosmokraten in den Sinn gekommen sein mochte. Es war schließlich Geredus selbst gewesen, der angegeben hatte, seine Anweisung stamme von jenseits der Materiequellen. Aber es war müßig, darüber nachzudenken, was in den Köpfen der Kosmokraten vor sich gehen mochte - wenn sie überhaupt Köpfe hatten. Das war es, was Rag Cornus an dieser Arbeit bisher am meisten gestört hatte: Er besaß keinen Überblick. Er wußte jeweils von einer Minute zur nächsten, was es zu tun gab, aber ein Verständnis der größeren Zusammenhänge blieb ihm versagt. Es war, als machten sich die übergeordneten Mächte ein Vergnügen daraus, ihre Handlanger im dunkeln zu lassen.
    Ärgerlich stand er auf und verließ den Gemeinschaftsraum. Er brauchte einen kräftigen Schluck, mit dem er den Zorn hinunterspülen konnte. Quiupu war auch in dieser Hinsicht nicht kleinlich. Er stellte den Terranern zur Verfügung, woran sie aus ihrer vertrauten Umgebung gewöhnt waren, und verließ sich darauf, daß sie genug Verständnis besaßen, die erwiesene Großzügigkeit nicht auszunützen. Er hatte bisher nicht zu klagen brauchen.
    Er hörte Schritte hinter sich und wandte sich um. Es war Lissa Montelf.
    „Gesellschaft?" fragte sie einfach.
    Rag zögerte. Er hätte sich gern einen hinter die Binde gegossen, ohne dabei mit jemand reden zu müssen. Es wäre ihm genug gewesen, von Belice zu träumen. Aber er brachte es nicht übers Herz, Lissa weh zu tun.
    „Klar", sagte er. „Geteiltes Leid ist halbes Leid." Und grinste dazu.
    „Dabei frage ich mich, worüber wir überhaupt trauern", reagierte Lissa unwillig. „Wir kommen früher nach Hause, das ist alles. Was gibt's darüber zu weinen?"
    „Unser Stolz ist geknickt", antwortete Rag. „Wir waren hier, um eine Aufgabe zu erledigen. Jetzt hat man uns die Aufgabe weggenommen, und das macht uns zu schaffen.
    Wo bist du überhaupt zu Hause?" Er wunderte sich darüber, daß er diese Frage nicht längst zuvor schon gestellt hatte.
    „Lunarzwo", sagte Lissa.
    „Du kommst vom Mond? Ziemlich langweilig da, wie?"
    „Langweilig? Von wegen! Die lustigste Stadt im ganzen Solsystem ..."
    „Ja, ich weiß. Mit zweihundert Einwohnern, und als Gesprächspartner ein paar Datenanschlüsse nach NATHAN!"
    Lissa winkte ab. „Was soll's? Meine Familie lebt schon seit vier Generationen in Lunarzwo. Ich kenn's nicht anders.

Weitere Kostenlose Bücher