1114 - Der Fluch der Kosmokratin
Stabilität, Sicherheit..."
„Wir haben uns täuschen lassen", antwortete Quiupu hart. „Jeden unter uns Virenforschern trifft ein Teil der Schuld. Aber wir haben keine Zeit für Diskussionen. Geh an Bord deines..."
„Hat es Verluste gegeben?"
„Wir wissen von drei oder vier, aber nicht an Bord dieses Ballons."
„Wo sind Lissa und Sapr?"
„Ich weiß es nicht." Quiupus Stimme klang gequält. „In diesem Augenblick kann uns nur interessieren, daß wir die Boote so rasch wie möglich von Bord bringen. Ich bitte dich ..."
„Sapr hier", sagte eine Stimme in Rags Helmempfänger. „Ich habe mich in sämtlichen Terraner-Booten umgesehen und keine Spur von Lissa gefunden."
Rag sah auf. Das Gesicht des Virenforschers war hinter der glitzernden Helmscheibe kaum zu erkennen.
„Du hast gehört, was er sagt. Ich kann Lissa nicht im Stich lassen. Es ist noch keine vier Stunden her, seit sie mir das Leben rettete."
Er blickte um sich, aber Sapr war nirgendwo zu sehen. Er mußte an Bord eines der Boote sein. Wenigstens einer der beiden ist in Sicherheit, fuhr es ihm durch den Sinn.
„Du kannst hier nicht mehr helfen", sagte Quiupu. „Das Fahrzeug ist am Auseinanderbrechen. Du begibst dich in Gefahr..."
„Lissa ist in Gefahr!" brauste Rag Cornus auf.
„Junge, mach keinen Quatsch!" Das war Henry Horth. Er klang ungeduldig und barsch, und der Himmel mochte wissen, aus welchem Boot er sprach. „Wenn du noch lange redest, fällt uns der ganze Ballon auf den Kopf."
„Es gibt nichts mehr zu reden", sagte Rag. „Ich bleibe hier. Macht euch auf den Weg!"
Er wandte sich ab. Er hatte das Gravo-Pak noch nicht aktiviert, da hörte er Quiupus Worte aus dem Helmempfänger: „Ich bin es, der hier die Anweisungen gibt."
Rag sah sich um. Eine kleine Kombiwaffe schimmerte matt in Quiupus behandschuhter Hand.
„Was wolltest du damit anfangen?" fragte Rag.
„Dich dazu zwingen, daß du auf meine Instruktionen hörst und nicht unnötig dein Leben opferst."
Rag zeigte auf die Waffe.
„Was würde geschehen, wenn du das Ding abfeuertest?"
„Es würde dich schwer verletzen, vielleicht sogar töten."
Rag breitete die Arme aus und gab ein heiseres Lachen von sich.
„Da siehst du, welchen Unsinn du daherredest. Du bringst mich eher um, als daß du mir die Möglichkeit gibst, eine Gefahr auszustehen, die ich durchaus überleben kann - wenn die Umstände günstig sind und das Schicksal ein Auge zudrückt. Wozu das alles? Du brauchst mich nicht mehr. Dein Projekt ist abgeschlossen. Ich schulde dir nichts. Du schuldest mir für geleistete Dienste den Rücktransport nach Terra. Was hast du zu verlieren? Was willst du von mir?"
Quiupu antwortete nicht sofort. Er starrte vor sich hin. Dann ließ er die Hand mit der Waffe sinken.
„Du bist hartnäckig, Terraner", sagte er mit bitterer Stimme. „Und was noch schlimmer ist: Du hast recht."
Er wandte sich ab und war Augenblicke später durch die Mannschleuse des Bootes verschwunden. Rag Cornus wartete nicht, bis die kleine Flotte abhob. Lissa brauchte seine Hilfe. Er glitt auf die Schleuse zu und gelangte mühelos ins Innere des Montageballons. Er wollte mit der Suche in der Nähe des Quartiers beginnen, in dem Lissa gewohnt hatte. Womöglich war sie mitten im Schlaf von den Ereignissen überrascht worden - so wie es ihm um ein Haar ergangen wäre. Während er den Korridor entlangglitt, horchte er ab und zu nach den Startgeräuschen der Boote. Er bekam sie zu hören - ein paar Minuten später, als er erwartet hatte.
Eine merkwürdige Stimmung überkam ihn. Er wünschte ihnen Glück - Glück beim Entkommen, und danach jene Art von Glück, die ihm niemals wieder zuteil geworden wäre, wenn er Lissa hier im Stich gelassen hätte. Es war ihm klar, daß es mit seinen Überlebenschancen nicht zum besten stand. Der Montageballon war am Auseinanderbrechen, wie Quiupu gesagt hatte. Und selbst wenn er Lissa fand, bevor sich die endgültige Katastrophe ereignete: Wie sollte er das Wrack verlassen? Es gab keine Fahrzeuge mehr. Vierzehn Boote, das war alles, was die Ballons mit sich trugen. Seine einzige Hoffnung war, daß Geredus mit seinen Hilfstruppen rechtzeitig auftauchte und sich um die Überlebenden kümmerte, die nicht mehr rechtzeitig hatten evakuiert werden können.
Aber selbst wenn es diese Hoffnung nicht gegeben hätte, es wäre ihm nichts anderes übriggeblieben, als nach Lissa zu suchen.
Später hörte er das Gerumpel, das die zusammenbrechenden Wände der Hangarhalle
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