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1114 - Der Pestmönch

1114 - Der Pestmönch

Titel: 1114 - Der Pestmönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Existenz. Sie soll so werden. Sie sollen erkennen, daß sie etwas Besonderes sind. Sie werden sehen, daß die Gegenwart und die Vergangenheit miteinander in Verbindung stehen und sie die Brücke sind.«
    Ich verstand es nicht. Auch Glenda schüttelte den Kopf, bevor sie die Schultern hob.
    »Fragen?« höhnte Lorenzo.
    »Einige!«
    »Dann stelle sie.«
    Ich wollte ihn verunsichern und schlug in diesem Moment ein anderes Thema an. »Ich vermisse Britta. Wissen Sie, wohin sich Ihre Partnerin gewandt hat?«
    In diesem Moment verschwand sein Lächeln. Es war, als frören seine Gesichtszüge ein. Er stand da und hatte sich auch leicht geduckt. Mit meiner Frage mußte ich wohl einen wunden Punkt bei ihm berührt haben. Auch die Gäste hatten mich sehr genau verstanden. An ihren Blicken erkannte ich, daß meine Worte sie durcheinandergebracht hatten. Lorenzo stemmte seine Hände gegen die schräge Platte des Pult und holte tief Luft, was durch das Mikro sehr gut zu hören war. »Sie ist nicht da«, sagte er, »du hast recht, Sinclair.«
    »Hat sie die Flucht ergriffen? Weiß sie, daß alles doch nicht so gut läuft, wie du es dir vorgestellt hast?« Ich blieb nicht mehr auf meinem Platz stehen und ging jetzt mit kleinen Schritten auf ihn zu.
    Ob Glenda mitging, sah ich nicht. Vielleicht blieb sie auch in sicherer Entfernung stehen.
    Die älteren Leute standen mir nicht im Weg. Ich konnte sie ohne Schwierigkeiten umgehen, aber sie schauten mich an wie einen Fremdkörper, der in ihr Revier eingedrungen war. Ihre Blicke sprachen Bände. Manche schienen mich erdolchen zu wollen.
    Lorenzo schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. Nein, sie gehört zu mir. Sie hat keine Flucht ergriffen. Sie ist eingeweiht in die sehr alten Regeln.«
    Ich blieb in angemessener Entfernung zu ihm stehen. »Dann hol sie her!« forderte ich ihn auf. »Zeig sie uns!«
    »Warum? Was würde das bringen?«
    »Mehr Sicherheit!«
    »Nein, die brauche ich nicht. Es ist alles vorbereitet, Sinclair. Hier sind wir unter uns, und wir werden es auch bleiben, das kann ich dir schwören. Die Dinge haben sich so entwickelt, wie ich es wollte, und all dies kommt mir sehr entgegen.« Er rieb seine Hände. Der Mund hatte sich zu einem breiten Grinsen verzogen. »Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns, und so wird er auch zermalmt werden. Die Saat hat gefruchtet, Sinclair, du wirst es sehen. Lange genug habe ich daran arbeiten müssen, nun aber ist das Ziel erreicht.« Er nickte mir zu. »Es dauert nicht mehr lange, dann wirst du das aufblühen sehen, dessen Keim in der Vergangenheit gelegt worden ist.«
    Ich mußte den Kopf leicht anheben, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Er wirkte wie ein Richter, und ich wie der Verteidiger. »Welcher Keim?« fragte ich ihn. »Wovon sprichst du, Lorenzo? Wenn wir schon nicht überleben sollen, dann kannst du dich wenigstens auslassen.«
    »Der Keim der Pest!«
    Worte, die es in sich hatten und mich schockten.
    Die Pest also!
    Die alte Seuche, die Millionen Tote in der Welt gefordert hatte. Auch in Europa, das sich gegen den »Schwarzen Tod« nicht hatte wehren können.
    Lorenzo lächelte mir faunisch zu. Er freute sich. Die Freude malte sich auch auf seinem Gesicht ab, in dem es Kontraste zwischen der hellen Haut und den Schatten auf seinen Wangen gab. »Warum sagst du nichts?« hauchte er. »Hat es dir die Sprache verschlagen?«
    »Nein, ich denke nur nach. Soviel ich weiß, ist die Pest längst ausgerottet worden.«
    »Ja, das stimmt. Du hast völlig recht. Die Pest, von der die meisten sprechen. Aber es gibt noch eine andere Pest, eine magische. Eine, die der echten ähnlich ist, aber anders wirkt. Die hat sich gehalten. Deren Bazillen sind nicht vergangen, und ich, Lorenzo, habe sie an mich nehmen können. Ich bin der Beherrscher der Pest, wenn du so willst, Sinclair.«
    Es war alles andere als lachhaft. Ich glaubte ihm jedes Wort. Damit bluffte man nicht.
    »Fragen?«
    »Ja, auch wenn es dich enttäuscht. Woher nimmst du diese Sicherheit, Lorenzo? Wer hat sie dir gegeben? Wie kannst du sie beherrschen?«
    Er beugte sich bei seiner Antwort vor, als sollte nur ich sie hören und kein anderer. »Ich habe hier ein Erbe gefunden. Eines, das sich bisher versteckt gehalten hat. Das überleben konnte. Vergessen, vergraben, aber nicht tot. Nur wartend. Und viel wissend. Ich konnte mir das Wissen aneignen.«
    Er war in seinem Element. Die Augen funkelten. Der Mund stand offen, und jeder Atem wurde von einem Stöhnen begleitet. Die

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