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1114 - Der Pestmönch

1114 - Der Pestmönch

Titel: 1114 - Der Pestmönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stärker als der Sensenmann und schritt als einzig Lebendiger durch die vom Tod gezeichneten Orte. Niemand wußte, wohin mit den Toten. Man hat sie vergraben, man hat sie in Gewölbe geworfen. Man hat sie vermodern lassen, denn man wollte nicht, daß von ihnen etwas zu sehen war. Und so wurden die großen Pest-Friedhöfe angelegt. Auch hier.«
    »Und du hast einen davon gehütet.«
    »Ja, denn hierher brachten sie die Toten, die in London gestorben waren. Sie kamen mit Karren und Wagen und kippten sie einfach weg wie altes Fleisch. Ich schaute zu. Mir passierte ja nichts, denn ich war der Hüter der Toten.«
    »Es passierte genau hier?«
    »Ja, so ist es gewesen.«
    »Wo sind wir denn?«
    »Nicht weit vom Castle. Zwischen ihm und dem Kloster, das es früher hier einmal gegeben hat. Aber wir befinden uns in einer anderen Welt. Wir sind zurückgereist in die Zeit. Oder ihr seid es. Für mich ist es meine Heimat.«
    »Und das alles hast du dem Leibhaftigen zu verdanken.«
    »Es ist der Preis für mein Leben gewesen. Es ist hier ein Ort der Verdammnis. Die Menschen sind tot. Sie sind vernichtet, aber es gibt sie trotzdem noch, denn dem Teufel ist nichts grausam genug. Er hatte seinen Spaß, als die Pest die vielen Menschen dahinraffte, und das wollte er wiederholen.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Er will sie wiederhaben.«
    »Die Toten?«
    »Ja«, gab der Mönch zu.
    Suko schüttelte den Kopf. »Wie kann er das denn schaffen?«
    »Manche haben früher gesagt, daß der Teufel und seine Helfer persönlich die Pest über das Land gebracht haben. Ich bin soweit, daß ich daran schon glaube. Der Satan haßt die Menschen, weil sie jemand nach seinem Ebenbild geschaffen hat und nicht nach dem des Teufels. Deshalb will er die Menschen vernichten oder immer mit ihnen spielen. Er will sie für seine Zwecke einfangen. Dann wird er sie vernichten oder ihnen das so grausame ewige Leben schenken wie mir. Was wir hier sehen, ist vergessen, es ist Vergangenheit, aber es gibt Kräfte, die es schaffen, die Vergangenheit immer wieder hervorzuholen. Sie spielen mit den Zeiten, und so etwas hat auch der Teufel getan. Es gibt eine Verbindung. Ihr habt sie erlebt, aber auch ein anderer kennt sie. Einer, der vom Satan und seiner Umgebung fasziniert ist. In ihm hat der Teufel wieder jemand gefunden, der sich nicht scheut, die Pest auch heute über die Menschheit zu bringen. Mögen die Menschen auch tot sein, die alten Pestbazillen sind es nicht. Sie existieren weiter, und der Teufel weiß es.«
    »Wer hilft ihm?« fragte Suko.
    »Lorenzo!«
    Die Antwort war für Suko keine Überraschung, wohl aber für Britta, denn sie schrie leise auf. Suko merkte auch, wie stark sie plötzlich zitterte und daß sie sich noch fester an ihn klammerte.
    Der Mönch kümmerte sich nicht darum. Er war dabei sich umzudrehen. Als er es endlich geschafft hatte, streckte er seine Arme aus und sagte: »Das ist meine Welt…«
    Augenblicke später öffnete sich das vor den Augen der beiden Menschen, was er damit gemeint hatte…
    ***
    Es war verrückt. Ich glaubte, in einem wahren Alptraum gefangen zu sein. Was ich da erlebte und auch durchlitt, das überstieg längst den menschlichen Verstand. Es war furchtbar, das mußte ein Traum sein, aber Lorenzos hartes Lachen bewies mir, daß ich nicht träumte und diesen verfluchten Horror real durchlebte.
    Alle hatten getrunken. Alle hatten den Pestbazillus zu sich genommen, und alle waren von ihm infiziert worden.
    Ob die Menschen saßen oder standen. Bei keinem von ihnen waren die Bewegungen an den Schultern ausgeblieben.
    Und sie schossen hoch.
    Die Hälse mit den schrecklichen Köpfe. Sie sahen irgendwie alle gleich aus und waren doch so unterschiedlich.
    Manche Fratzen wirkten wie bleiche Totenmasken. Über andere Gesichter und Köpfe hinweg rann ein Saft, der auf mich wie verdünntes Blut wirkte. Die Köpfe zitterten und schwangen. Sie beugten sich zu den Seiten hin weg, klatschten gegen die normalen Gesichter, öffneten die Mäuler, grinsten, verzerrten sich, so daß ich auf einen Reigen von Gestalten schaute, wie ich sie noch nie erlebt hatte.
    Sie waren eine Mischung aus Zombie und Mensch. Satanische Aliens, nicht aus dem All, sondern unter Umständen aus der Hölle.
    Die Menschen schrieen nicht. Und gerade weil ich keine Schreie hörte, war ich so fertig. Menschen hätten geschrien, das wäre einfach normal gewesen.
    Diese hier taten es nicht.
    Waren sie keine Menschen mehr? Hatte die Hölle sie schon ganz in

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