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1114 - Der Pestmönch

1114 - Der Pestmönch

Titel: 1114 - Der Pestmönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gefahr.
    »Was ist das für ein Mönch?« fragte Glenda.
    »Keine Ahnung. Doch ich erinnere mich, daß er von einem zweiten Partner sprach, bevor es losging. Einen Namen hat er mir nicht gesagt. Ich kann mir jetzt denken, daß damit der geheimnisvolle Mönch gemeint war.«
    »Vergessen, vergraben, aber nicht tot«, murmelte Glenda. »Hat er das nicht auch gesagt?«
    »Richtig.«
    »Dann frage ich mich, wo sich der Mönch wohl jetzt befindet.«
    »Willst du eine Antwort?«
    »Sonst hätte ich nicht gefragt.«
    »Wahrscheinlich dort, wo wir auch Suko und diese Britta finden können.«
    »Sag lieber suchen müssen, John. Das andere hört sich für mich zu negativ an.«
    Es brachte nichts, wenn wir weiter darüber spekulierten. Außerdem wurden wir abgelenkt.
    Die Schläge gegen die Tür hörten sich jetzt anders an. Nicht mehr von Fäusten stammend. Sie mußten andere und schwere Gegenstände gefunden haben.
    Jetzt fragte sich nur, wie lange die Tür standhielt…
    ***
    Zuerst erschien das Licht.
    Es gab keine Quellen, die Britta und Suko hätten sehen können. Das Licht war einfach da. Es erinnerte an einen schimmernden und dünn gewebten Teppich, der sich aus der Höhe herab allmählich senkte und einen Teil dieser Totenwelt erhellte.
    Das Licht wechselte sein Aussehen. Mal wirkte es hell, dann wiederum glitten grünliche und auch leicht bläulich schimmernde Funken hinein, so daß der Teppich ein türkisfarbenes Flair erhielt.
    Die beiden schauten fasziniert zu. Er breitete sich von dort aus, wo sie standen und enthüllte langsam den Friedhof der Pesttoten. Der Anblick war nur schwer zu beschreiben und auch nur mühsam zu erfassen. Er schockte zumindest Britta, die so etwas noch nicht gesehen und auch nicht für möglich gehalten hätte. Der Mönch hatte ihnen einiges erzählt. Nun sah Britta sich mit der Wahrheit konfrontiert und mußte sich eingestehen, daß sie so etwas nicht für möglich gehalten hätte. Sie vergaß Suko und den Mönch. Ihr Blick galt einzig und allein dem Gräberfeld, das sich vor ihnen erstreckte.
    Wohin sie auch schaute, sie sah nur die Gebeine. Man hatte die Toten damals einfach in große Gruben geworfen und sie dann zugeschüttet. Die Erde war abgetragen worden. Es gab kein Fleisch mehr, keine Haare, keine Kleidung, eben nur das blanke Gebein.
    Übereinander, kreuz und quer, gestapelt, so lagen die Knochen in der Grube. Sie mochten bleich, sie mochten auch schmutzig sein, doch das Licht hatte alles verändert. Es tauchte das Meer aus Knochen in seine geheimnisvolle Farbe ein. Die Knochen schienen ein Eigenleben führen zu wollen. Obwohl das Licht nicht flackerte und sich auch nicht bewegte, kamen sie der jungen Frau vor, als hätten sie durch die Beleuchtung eine Seele oder Leben eingehaucht bekommen. Sie zitterten, sie schwangen, aber sie schabten und klapperten nicht gegeneinander. Geräusche hörte sie nicht. Alles lief in absoluter Stille ab. Es gab keine Trennlinien mehr, die Knochen wuchsen zusammen und schafften es so, eine Masse zu bilden.
    Manche Schädel lagen mit den ehemaligen Gesichtern nach oben. Sie glotzten in die Höhe, so daß Britta den Eindruck erhielt, von den leeren Augenhöhlen angestarrt zu werden. Als hielten sich darin die Seelen der Toten auf.
    Es war auch weiterhin kein Laut zu hören. Dieser bühnenreife Vorgang blieb allein durch die Stille diktiert, doch das Grauen brauchte keinen Kommentar. Sie konnte sich auch so vorstellen, was hier früher geschehen war. Ein alter Friedhof, der einmal vor einigen Jahrhunderten zu London gehört hatte. Hierher hatte man all die Toten geschafft, die von der Pest dahingerafft worden waren.
    Und neben ihr stand der Hüter…
    Sie erschauerte und bekam eine Gänsehaut. Sie zitterte wie Espenlaub, sie hörte sich atmen und stöhnen zugleich und sie drehte nach einer ihr unendlich lang erscheinenden Zeit den Kopf nach rechts, um den Mönch anschauen zu können.
    Er lebte.
    Er war nicht verwest.
    Er hätte, wenn alles normal gelaufen wäre, als Skelett vor ihr stehen müssen, doch das war nicht der Fall. So stand er neben ihr und schaute auf das mit Gebeinen gefüllte Massengrab.
    Das Licht hatte sich über und zwischen den Gebeinen verteilt. Das Zittern der kleinen Funken schien den alten Knochen Leben einhauchen zu wollen. Plötzlich konnte sich Britta vorstellen, wie sie sich zu bewegen begannen, um dann in die Höhe zu steigen. Während sie hochglitten fanden sie sich wieder so zusammen wie sie einmal gewesen waren, damit die

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