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1114 - Der Pestmönch

1114 - Der Pestmönch

Titel: 1114 - Der Pestmönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unzähligen Körper erneut erschienen, um ins Leben zurückzukehren. Ohne Haut, ohne Fleisch. Als Boten und als Erbe des Todes, der den Menschen ihre Schwäche vor Augen hielt.
    Britta wußte nichts mehr. Sie lachte plötzlich ungewollt. Bei Britta vermischten sich Realität und Traum miteinander. Sie konnte nicht begreifen, daß sie die Wirklichkeit erlebte, obwohl sie nur einen Schritt nach vorn zu gehen brauchte, um die Knochen anfassen zu können.
    Mit großer Mühe drehte sie den Kopf, um einen Blick auf Suko zu werfen. Der Inspektor hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er schaute auf die Knochengrube, ohne einen Kommentar abzugeben.
    Aber ihn durchfloß nicht diese schreckliche Angst, das sah Britta ihm an. Noch mehr als diesen Anblick fürchtete sie sich davor, in die Grube mit den alten Gebeinen hineingeworfen zu werden.
    Als lebende Person zwischen all den Toten zu landen und allmählich zu versinken, um letztendlich zwischen den Knochen zu ersticken.
    Das Gefühl für Zeit war ihr völlig verlorengegangen. Sie kam sich in einem Gefängnis vor, und erst als Suko zu sprechen begann, wichen bei ihr die unsichtbaren Mauern wieder zurück. Seine Stimme hörte sie ungewöhnlich klar.
    »Hier also sind die Pesttoten hingeschafft worden!« stellte er mit leiser Stimme fest.
    Der Mönch, der damals schon Zeuge gewesen war, gab ihm recht. »Genau an dieser Stelle wurde die große Grube ausgehoben, damit alle Platz hatten. Aber ich sage dir, daß es nicht die einzige Grube ist. London hatte viele Pesttote zu beklagen. Es gibt noch andere. Niemand weiß, wo sie sich befinden. Diese hier ist eine der größten. Und ich habe das Abladen der Toten überwacht. Ich konnte nicht angesteckt werden wie diejenigen, die die Pesttoten herschafften. Fast alle haben sich den Keim geholt und sind danach ebenfalls in den Gruben gelandet. Ich war zum Leben verdammt, und ich habe es bis heute überstanden.«
    »Die Pest wurde ausgerottet!« erklärte Suko.
    »Das haben die Menschen gedacht, aber es gibt noch mich. Ich habe überlebt!«
    Suko wußte, was das bedeutete, ebenso wie Britta, die einen Schritt zur Seite ging, wie jemand, der befürchtet, plötzlich infiziert zu werden.
    »Soll das heißen, daß die Pest zurückkehren wird?«
    »Sie ist schon da.«
    »Durch dich!«
    »Ja. Der alte Fluch hat sich erfüllt. Der Fluch des Teufels. Er sagte mir, daß man mich irgendwann in ferner Zeit einmal finden würde, und so ist es geschehen. Ich habe sie gebracht. Ich habe jemand gefunden, der auf meiner Seite steht. Der es schaffte, mich zu finden, und darüber bin ich froh, denn nun kann sich das Schicksal erfüllen. Die Pest kehrt zurück…«
    Es waren Worte, die den Ernst der Lage genau beschrieben. Britta spürte, daß die Furcht in ihr noch zunahm. Sie konnte sich vorstellen, bereits jetzt infiziert zu sein, und sie merkte, daß sie zitterte und das Blut aus ihrem Gesicht wich. Sie kam sich so bleich vor wie die Gebeine.
    »War es Lorenzo?«
    »Wer sonst!«
    Suko nickte. »Er hat das Tor geöffnet, nicht wahr? Er hat dich gefunden. Aber wie hat er es geschafft, die anderen zu infizieren? Ich habe eine Frau gesehen. Sie hatte vielleicht die Pest, und ich sage bewußt vielleicht, denn ich bin mir nicht sicher. Aus ihrer Schulter wuchs plötzlich ein Kopf. Da schnellte ein Schädel hervor. Ein fürchterliches Gesicht, eine Fratze und…«
    »Es sind die Bazillen und die Gene«, flüsterte der Mönch. »Der Teufel selbst oder wer immer die Hölle leitet, hat darüber gesprochen. Gefährliche Erbstücke, die sich gehalten hatten. Sie sind hineingekommen in diese neue Welt. Sie haben überlebt, sie waren auf teuflische Art und Weise verändert, und sie wurden von den Menschen zu sich genommen, mit denen Lorenzo zu tun hatte.«
    »Dann hat er sie ihnen eingeflößt?«
    »Ja. Durch Getränke. Sie haben gewirkt, und sie sind so stark, um zum Ausbruch zu gelangen. Der Teufel hat sie manipuliert. Es ist seine Pest, die er in die Welt bringen wird. Er hat Köpfe entstehen lassen. Schädel von Toten, wie sie hier liegen. Aber nicht verwest, sondern so wie sie einmal ausgesehen haben. Aus jeder Schulter wächst der Kopf eines Pesttoten…«
    »So wie er einmal ausgesehen hat?« fragte Suko.
    »Ja, denn alle Keime sind da.«
    Es war nicht zu fassen. Suko wollte auch nicht darüber nachdenken, er nahm es einfach hin. Schon oft genug hatte er erlebt, wozu die andere Seite fähig war. Sich darüber Gedanken zu machen oder den Dingen mit der

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