1116 - Projekt Zweiterde
Tatsachen entspricht, dann sind die Kosmokraten nicht nur das Produkt eines kosmischen Entwicklungsprozesses, der in Richtung auf eine immer höherwertige Organisation der belebten Materie verläuft, sondern zugleich das Produkt eines geistigen und ethischen Reifeprozesses. Das aber schließt die Möglichkeit aus, daß jemand, der Kosmokrat ist, abtrünnig werden kann."
Waringer dachte nach.
„Das erscheint auch mir logisch - und dennoch muß die Information stimmen."
„Von wem stammt die Information?" fragte Matthew.
Waringer seufzte.
„Jetzt habe ich euch fast alles verraten, dann könnt ihr den Rest auch noch erfahren.
Das alles aber ist streng geheim, und ich verpflichte euch hiermit in Übereinstimmung mit dem Ersten Terraner zur strikten Geheimhaltung dieser Fakten. Die Information stammt von ES."
„Von ES!" hauchte Duty.
„Kann ES uns nicht helfen?" erkundigte sich Earl.
„ES hat uns geholfen, indem es uns die Beschreibung des Konstruktionsprinzips und den Gesamtplan selbst übermittelte. Mehr kann ES zur Zeit nicht tun. Wenn Projekt Zweiterde funktioniert, wird ES jedoch die richtige Erde und ihren richtigen Mond in Sicherheit bringen, so daß Vishna durch die Projektionen getäuscht wird."
„Vishna - das ist der Name der angeblichen Kosmokratin?" fragte Matthew.
Waringer lächelte resignierend.
„Anscheinend bist du noch immer nicht überzeugt, Matthew. Ja, Vishna ist ihr Name."
„Ich denke, daß ES nicht richtig informiert ist, weil Vishna anfangs sogar die Kosmokraten täuschte. Ich sage ganz bewußt ‚anfangs’, denn inzwischen werden die Kosmokraten erkannt haben, daß Vishna ihnen etwas vorgaukelte. Vishna kann niemals eine echte Kosmokratin gewesen sein, sonst hätte sie sich nicht von der hochstehenden Ethik der Kosmokraten abgewandt."
„Auch das klingt absolut logisch", erwiderte Waringer erstaunt. „Du besitzt einen ungewöhnlich scharfen Verstand, Matthew."
„Und du brillierst selbst dann damit, wenn es die Sachlage nicht erfordert", warf Earl ärgerlich ein. „Ob Vishna nun eine lupenreine Kosmokratin ist oder eine fast lupenreine Fälschung, bringt uns doch jetzt nichts."
Matthew lächelte arrogant, erwiderte aber nichts darauf.
„Natürlich bringt es uns jetzt nichts, Earl", meinte Waringer freundlich. „Matthew hat nur eine Annahme vorgetragen, die sich in absehbarer Zeit weder beweisen noch widerlegen läßt, so daß ich sie als vorsichtiger Mensch bei der Planung und Durchführung von Projekt Zweiterde ausklammern werde. Andererseits hat er seine Annahme aus vorliegenden Erkenntnissen logisch notwendig abgeleitet, so daß wir ihr zumindest den Rang eines Postulats zugestehen müssen. Das aber könnte in einem späteren Stadium der sicher langwierigen und gefährlichen Auseinandersetzung mit Vishna nützlich werden."
„Vorhin war es spannend, aber jetzt ist eine trockene wissenschaftliche Debatte daraus geworden", maulte Duty.
„Wir haben im Grunde genug Informationen, um unsere Einwände gegen den Großversuch zurückzuziehen", brachte Marge das Gespräch auf das eigentliche Thema zurück. „Ich halte dennoch unseren Antrag, am Projekt Zweiterde vor Ort mitarbeiten zu dürfen, für sinnvoll."
Bevor Waringer darauf eingehen konnte, warf Matthew ein: „Ich habe noch eine Frage, Geoffry. Warum wird die Bedrohung durch Vishna vor der Menschheit geheimgehalten? Eigentlich haben doch alle Menschen das Recht, die ganze Wahrheit zu erfahren."
„Das ist unbestritten, hat aber seine Grenzen dort, wo es zum Fehlschlagen des Projekts führen könnte. Es gibt Menschen, die, ohne sich dessen bewußt zu sein, jederzeit von Seth-Apophis als deren Agenten aktiviert werden können. Seth-Apophis weiß dann alles, was die betreffenden Menschen wissen. Niemand kann daran zweifeln, daß sie zugunsten von Vishna eingreifen würde, wenn sie die Wahrheit erführe."
Die vier Hyperphysiker brauchten einige Zeit, um das zu verdauen, dann fragte Duty zaghaft: „Aber wenn das nun einem von uns geschehen würde - mir beispielsweise? Dann wäre doch auch alles verraten. Dann würde ich vielleicht sogar von Seth-Apophis mißbraucht, um das Projekt zu sabotieren."
„Das stimmt", erwiderte Waringer. „Und meine Antwort darauf beantwortet zugleich euren Antrag. Er ist angenommen, und ihr seid ab sofort bis zu einem vorerst unbestimmten Zeitpunkt Angehörige der Raumflotte der Kosmischen Hanse. Ihr werdet mich von hier aus nach Terrania begleiten, dort an Bord des Schnellen
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