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1116 - Projekt Zweiterde

Titel: 1116 - Projekt Zweiterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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flüsterte er und lauschte mit geneigtem Kopf seinen Worten nach.
    Vorsichtig ging er auf eine Verbindungstür zu. Sie öffnete sich automatisch vor ihm, und er sah hinter der Öffnung einen ihm fremd anmutenden Schlafraum mit einem ungemachten Bett. Er fragte sich, ob er darin geschlafen hatte, doch er konnte sich nicht erinnern, genauso wenig, wie er sich an die Einrichtung erinnern konnte.
    Als er einen hohen Spiegel erblickte, ging er schnell darauf zu. Er wollte sehen, wie er aussah. Vielleicht fiel ihm dann wieder ein, wer er war.
    Als er dicht davor stand, erblickte er einen zirka 1,80 großen Mann mit rundlichem Gesicht und einer kleinen Knollennase, der in einen roten glänzenden Anzug gekleidet war, zu dem er einen weißen Schal und Schaftstiefel trug.
    „Wer bist du?" fragte er in jäh aufwallendem Zorn, aber natürlich konnte ein Spiegelbild nicht antworten.
    Einem Einfall gehorchend, durchsuchte er systematisch die Taschen seines Anzugs. Er förderte außer einem stiftförmigen metallischen Gegenstand, mit dem er nichts anzufangen wußte, einige Papiertaschentücher und eine mit Strichen und Punkten übersäte kleine Plastikkarte zutage.
    Nachdenklich drehte er das Kärtchen zwischen den Fingern. Er ahnte, daß es der Schlüssel zu seiner Identität war, auch wenn ihm die Bezeichnung dafür nicht einfiel. Aber das seltsame Muster von Strichen und Punkten mußte etwas mit Computern zu tun haben. Wahrscheinlich waren es Zeichen, die Computer zu lesen vermochten. Wenn er sie auf eine bestimmte Stelle des Terminals legte... Doch nein, das war zu gefährlich!
    Falls aus den Zeichen seine Identität hervorging, würden auch andere Computer sofort wissen, wer er war und wo er sich aufhielt.
    Er verstaute die Gegenstände wieder, dann wandte er sich einer anderen Verbindungstür zu. Auch sie öffnete sich vor ihm, und dahinter befand sich eine sogenannte Naßzelle mit Badebecken, Duschkabine, Lufttrocknern und robotischen Massagegeräten sowie einem kleinen Handwaschbecken. Ein Tropfen Wasser fiel aus dem Hahn ins Becken.
    Bei diesem Anblick wurde ihm die Trockenheit seines Halses bewußt, und er verspürte den Drang, kaltes Wasser zu trinken. Er trat vor das Becken, nahm einen Becher und füllte ihn mit klarem kaltem Wasser. Langsam und genußvoll trank er ihn leer, füllte ihn ein zweites Mal und trank wieder. Sofort fühlte er sich wohler und unternehmungslustiger.
    Er verließ die Naßzelle und ging zur Wohnungstür, entschlossen, sich zumindest die nähere Umgebung anzusehen und vielleicht dadurch herauszufinden, wer er war - wenigstens aber, wo er sich befand.
    Auch die Wohnungstür öffnete sich automatisch vor ihm. Er erhaschte einen Blick auf einen hellerleuchteten Korridor, buntbemalte Wände und lautlos vorbeigleitende Transportbänder, dann wurde ihm schwarz vor den Augen.
    Er stolperte rückwärts, fing sich im letzten Moment wieder und hastete plötzlich in panischer Furcht zum zentralen Klimaregler. Aufatmend stellte er fest, daß die Temperatur innerhalb der Wohnung zweiundzwanzig Grad Celsius betrug. Die Außentür schloß sich automatisch.
    Und er wußte wieder, wer er war!
    Merg Coolafe-Ellert sank zitternd in einen Sessel und versuchte fieberhaft, eine Erklärung für den Zustand zu finden, in dem er sich eben noch befunden hatte.
    Unsere Bewußtseine hatten sich überlappt! erreichte ihn eine Gedankenbotschaft Ernst Ellerts. Dadurch war es zu einem Blackout der Identitäten gekommen.
    Coolafe-Ellert schluckte.
    Und du hast es nicht ausgenutzt? dachte er gezielt zurück.
    Wir wußten beide nicht mehr, wer wir waren! antwortete Ellert. Wahrscheinlich funktionierten unsere beiden Bewußtseine wie ein einziges und unterdrückten gegenseitig die Erinnerungen an unsere Identitäten.
    Aber ich hatte doch die Macht! begehrte Merg auf. Die Temperatur war viel zu niedrig für dich! Du konntest deinen Winkel gar nicht verlassen!
    Es gibt nur eine Erklärung! erwiderte Ellert. Dein Geist ist krank. Du solltest dich in der Hanse-Klinik untersuchen lassen.
    Das würde dir so passen! Mein Geist ist krank?
    Plötzlich lachte Merg schallend und sagte laut: „Es war mein leerer Magen, Ellert." Er sprang auf. „Aber ich weiß, was dagegen hilft."
    Er eilte in die Naßzelle und trank hastig noch zwei Becher Wasser, dann blickte er auf die Zeitanzeige.
    „Nur noch eine Dreiviertelstunde, dann verlassen die Freiwilligen nach der Schaltsimulation das HQ durch Einwegtransmitterverbindungen - und ich werde mit

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