1117 - Herr über Leben und Tod
erleben. Er spielte ein Spiel, dessen Regeln wir nicht kannten.
Wie abschließend sagte ich: »Wichtig ist zunächst nur, dass du überlebt hast, Jane.«
»Klar. Trotzdem fühle ich mich wie an der Nase herumgeführt. Für mich steht auch fest, dass noch etwas nachkommt. Das hier war erst der Beginn.«
Ich konnte ihr nicht widersprechen. Es war der Anfang. Wir hatten diesen Menschen herausgefordert, und ich hatte auch seine Warnung nicht vergessen. Es kam ihm darauf an, es mit uns aufzunehmen. Wir hatten seine Kreise gestört, und jetzt wollte er herausfinden, wer von uns mächtiger war.
»Wie gehen wir vor?« fragte Suko.
»Wie Polizisten«, erwiderte ich. »Es könnte uns einen Schritt weiterbringen, wenn wir beginnen, den Raum hier zu durchsuchen. Keiner kann leben oder verschwinden, ohne dass er Spuren hinterlässt. Es wird auch bei Taske nicht anders gewesen sein. Hinweise wie Namen oder auf andere Wohnungen wären von Vorteil.«
Wir begannen mit der Suche, und sehr schnell wurde uns klar, dass Taske hier nur gearbeitet, aber nicht gewohnt hatte. Vor dem Kleiderschrank lag noch immer sein schwarzer Anzug, bedeckt von dem weißen Hemd, das wie ein Leichentuch wirkte.
Wir kümmerten uns zuerst um seinen Schreibtisch, der verschlossen war. Für uns gab es keinen Grund, ihn aufzubrechen, da mussten wir uns schon an die Gesetze halten. Doch auf dem Schreibtisch stand ein Computer.
Mochten die Dinger noch so verflucht werden, letztendlich waren sie doch hilfreich, das hatte ich des Öfteren erlebt. Jane hatte sich schon ihren Platz vor dem Bildschirm ausgesucht. Sie lächelte jetzt, weil sie einfach das Gefühl hatte, weiterkommen zu können. Das Gerät war eingeschaltet.
»Ich weiß nicht, ob es ein Passwort gibt«, sagte sie. »Vielleicht haben wir ja Glück. Jedenfalls ist unser Freund hier geladen.«
Wir ließen Jane in Ruhe. Schon bald hatte sie das Programm durchforstet und ließ eine Kolonne von Namen über den Bildschirm laufen. Wahrscheinlich hatte der Hellseher dort seine Kunden aufgelistet. Jane ließ die Tabelle langsamer laufen.
Es waren zahlreiche Namen dabei, die wir kannten. Menschen, die in der Öffentlichkeit standen. Weshalb sie den Hellseher aufgesucht hatten, war nicht gespeichert worden. Sicherlich hatten wir dazu keinen Zugang.
Zuletzt lasen wir einige besondere Namen. Unter anderem befanden wir uns darunter. Auch die Conollys. Sogar Sarah Goldwyn war nicht vergessen worden.
»Das hat System«, flüsterte Jane Collins. »Hätte ich nicht gedacht, dass er uns schon so nahe ist.«
»Er wird irgendwann damit gerechnet haben, dass er es mit uns zu tun bekommt«, sagte Suko. »Da wollte er eben vorbereitet sein.«
»Findest du das auch, John?« fragte die Detektivin.
»Ja, auch ich kann mir keine andere Möglichkeit vorstellen. Sehr gut vorbereitet, er wusste, was auf ihn zukam. Nur macht mir Sorge, dass auch die Conollys dabei sind.«
»Auch Sarah Goldwyn«, flüsterte Jane.
»Vergiss Glenda und Sir James nicht«, sagte ich.
Jane stemmte sich an der Kante des Schreibtischs ab und rollte mit dem Stuhl zurück. »Wenn ich das alles so sehe und darüber nachdenke, dann habe ich das Gefühl, ein Komplott aufgedeckt zu haben. Ja, ein richtiges Komplott, das sich gegen das Sinclair-Team richtet. Etwas anderes kommt mir dabei nicht in den Sinn. Er hat alles wunderbar vorbereitet.«
Ich nickte mit dem Kopf. »Ich kann mir sogar vorstellen, dass gewisse Vorgänge durch ihn manipuliert worden sind. Vielleicht wollte er sogar, dass wir seine Spur finden. Er ist nicht nur Herr über den Tod, auch über das Leben…«
»Mach ihn nicht mächtiger als er ist«, sagte Jane.
»Das tue ich auch nicht. Ich versuche nur, die richtigen Schlüsse zu ziehen.«
Jane schlug lässig ein Bein über das andere. »Und er kommt durcheinander, wenn er Hexenkräfte spürt. Sie müssen ihn verdammt gestört haben«, sagte sie. »Hexen scheinen nicht sein Fall zu sein, und alles hat er über uns auch nicht gewusst, sonst wäre er darüberinformiert gewesen, dass in mir noch die entsprechenden Kräfte schlummern.«
Sie hatte recht. Es widersprach niemand. Und Taske hatte alle Vorteile auf seiner Seite. Ich wusste, dass es Personen gab, die zwischen den Zeiten wandern konnten, und er schien mir einer dieser Typen zu sein. Dabei hatte er sich noch ein tolles Entree besorgt, denn die Zusammenarbeit mit der Polizei öffnete viele Türen.
Jeder von uns dreien wusste, dass Arbeit auf uns zukam, aber keiner fand
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