1119 - Das Satansgrab
Decke weg und ärgerte sich über den Schmerz, der durch den Arm stach.
Als seine Sicht wieder frei war, sah er nichts mehr von ihrem Begleiter. Er hatte die Ladefläche verlassen, doch hinter sich hörte er die raschelnden Geräusche, die bei der Flucht des Wesens entstanden. Er sah den Schatten in wuchtigen und unregelmäßigen Sprüngen über den Boden huschen und glaubte auch, ihn in die Höhe steigen zu sehen. Fliegen konnte das Ding wohl nicht, aber behende und flink wie ein Affe einen Baum hochklettern.
Metal fluchte leise. Er hatte es sich einfach vorgestellt. Er hatte gedacht, dass das Wesen freiwillig in sein Grab zurückkehren würde, doch das konnte er jetzt vergessen. Wie es aussah, hatte es für sich einen besseren Platz gefunden als das Satansgrab.
Darüber machte sich Jack Gedanken. Begreifen konnte er es nicht.
Höchstens ahnen. Wahrscheinlich hatten die Vorgänge am Strand das Wesen so erschreckt, dass es jetzt völlig durcheinander war und nicht so recht wusste, was es tun sollte.
Das konnte ihm nicht gefallen. Sollte ihnen das Wesen außer Kontrolle geraten, würde es Ärger mit den Auftraggebern geben, und die wiederum kannten kein Pardon.
Sie hatten nichts dagegen, wenn es mitgenommen wurde, aber es musste unter Kontrolle bleiben. Auch die Morde hatten sie billigend zur Kenntnis genommen, das war alles okay, nur das unkontrollierte Verschwinden konnte große Probleme bringen.
Er zischte einen Fluch durch die Zähne und machte sich auf den Weg zum Grab. Er fühlte die Hitze in Wellen in sich hochsteigen, und plötzlich schmerzte auch die Streifschusswunde wieder stärker.
Es hätte nicht viel gefehlt, und die verdammte Kugel wäre stecken geblieben.
Ihre Pläne befanden sich in Gefahr. Es stand fest, dass die beiden Bullen nicht aufgeben würden. Sie wussten über den Friedhof Bescheid, und das wäre auch nicht so tragisch gewesen, wenn sich das Wesen in seinem Grab verkrochen hätte. So war es vorgesehen, und sie hätten dann locker das Gelände verlassen können.
Jetzt war die Mutation frei, und es sah nicht so aus, als würde sie freiwillig in ihr Grab zurückkehren.
Seine beiden Kumpane warteten am Grab. Er konnte den Ort sehen, denn sie hatten drei Kerzen angezündet. Die Flammen bewegten sich im leichten Wind und schufen zuckende und zittrige Schattenmuster, die über den Boden und die alten Grabsteine hinweg glitten.
Zombie hatte das Grab des Wesens bereits frei geräumt. Man konnte es nicht direkt als Grab bezeichnen, es war mehr ein in den Erdboden gestanztes Loch. Dort hinein ließ sich das Wesen gleiten, bevor die Öffnung dann mit Boden und Grassoden zugedeckt wurde. Anschließend wurde etwas Laub darüber geschaufelt, dann war die Sache erledigt.
So war es bisher immer gewesen, aber in dieser Nacht würde alles anders sein.
Als Jack Metal näher trat, sah er zuerst Lugosi. Er hockte auf dem Boden und hatte sein verletztes Bein ausgestreckt. Der Schal leuchtete nicht mehr an allen Stellen weiß. Das austretende Blut hatte in getränkt, und das Gesicht des Mannes war bleicher geworden. Metal strahlte es mit der Lampe an, weil ihm das Kerzenlicht nicht ausreichte.
Lugosis Augen standen weit offen. Sie zuckten nicht einmal im grellen Licht. Sie starrten ins Leere, und doch lag auf ihnen der berühmte fiebrige Glanz. Metal blies die Kerzen aus.
Zombie sagte: »Lugosi muss zu einem Doc.« Er hockte ebenfalls am Boden und hatte seinen Platz unter dem Querbalken des Kreuzes gefunden. Es war das größte und älteste in der Nähe. Für Zombie wirkte es wie ein Schutz.
»Ich weiß.«
»Soll ich ihn bringen?«
»Nein, nicht jetzt.« Zombie gab ein Lachen von sich, das sich allerdings mehr wie ein Rascheln von altem Laub anhörte. »Wann denn?«
»Später. Wir müssen noch warten.« Zombie umfasste den Querbalken des Kreuzes und zog sich daran hoch. »Äh, wieso warten?«
»Auf ihn.«
»Scheiße, Jack, du hast ihn nicht mitgebracht?«
»Nein, das siehst du doch.«
»Aber das Grab ist fertig.«
»Ja und? Er will aber nicht!«
»Ist er dir entwischt?«
»Ja, verdammt!« Auf Zombies grauem Gesicht malten sich Schrecken und Erstaunen ab. Auch er wusste, was das zu bedeuten hatte.
So lange ihr Schützling nicht in seinem Grab hockte, konnten sie den Friedhof nicht verlassen. Sie wussten auch, dass er die Dunkelheit mochte und das Tageslicht hasste. Da reagierte er wie ein Vampir.
Wahrscheinlich war er zu durcheinander und aufgeregt, so würde er erst bei Sonnenaufgang in
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