1119 - Das Satansgrab
weil wir Zeit verloren, aber daran war nichts zu ändern. Er hielt sein flaches Telefon noch in der Hand und schüttelte den Kopf.
»Wir waren so nahe dran, John.«
Ich gab ihm eine Dose. »Trink einen Schluck. Ist zwar nur eine warme Brühe, aber besser als nichts.«
Er ließ das Handy verschwinden, riss die Lasche auf und schaute auf den Sprühregen, der mit einem Zischen aus der Öffnung schoss.
Auch ich öffnete meine Dose. Wir tranken beide langsam, ohne großartig erfrischt zu werden, doch es tat einfach gut, die Flüssigkeit durch die Kehle laufen zu lassen.
»Haben wir verloren?« fragte Abe, als er die Dose wieder sinken ließ. »Waren wir zu dämlich?«
»So würde ich das nicht sehen.«
»Aber sie sind weg!«
»Zumindest haben wir einen erwischt, wenn nicht zwei«, sagte ich.
»Die Typen interessieren mich nicht besonders«, erklärte der G-Man. »Was ist mit dem Typen, der im Haus gelauert hat? Das ist es, John. Das ist derjenige, um den es geht. Dieser… dieser Schatten, der eigentlich keiner ist.«
Er schaute mich an. »Hast du gesehen, dass er geflohen ist?«
»Nicht genau.«
»Aber er ist abgehauen.«
»Kann durchaus sein.«
»Das kann nicht nur sein, das ist so.«
»Wir werden sie auf dem Friedhof finden.«
Douglas trank die Dose mit dem letzten Schluck leer und wischte Tropfen von seinen Lippen ab.
»Klar, das ist nicht das Problem. Die drei Hundesöhne sind mir im Prinzip egal. Ich frage mich nur, was dahinter steckt. Wer ist dieser Schatten? Das ist nicht der Teufel, von dem Guzman indirekt gesprochen hat. Das ist etwas anderes, und die drei Typen sind nur seine Bewacher. Aber was bewachen sie? Kannst du mir das sagen? Was bewachen sie?«
»Tut mir leid. Kann ich nicht.«
»Ich auch nicht«, flüsterte er. »Aber ich weiß, dass es verdammt wichtig sein muss. Superwichtig. Sonst würden sie nicht alles riskieren. Du verstehst, was ich meine?«
»Sicher.«
»Hast du sonst keine Idee?«
»Nein.«
Er wollte es nicht glauben.
»Mann, und deshalb habe ich dich extra von London herkommen lassen. Du bist auch nicht mehr das, was du einmal gewesen bist, Kumpel.«
»Ja, die Zeiten ändern sich.«
Meine Antwort gefiel ihm nicht.
»He, höre ich daraus hervor, dass du aufgeben oder aufhören willst?«
Ich musste lachen.
»Das nicht. Keine Sorge. Die Zeiten ändern sich trotzdem. Sie sind komplizierter geworden, auch in meinem Job. Vor allen Dingen vielschichtiger. Heute passieren Dinge, an die wir vor einigen Jahren nicht im Traum gedacht haben. Damit müssen wir uns abfinden. Nicht hinter allem steckt der Teufel. So einfach ist das nicht. Diese Schiene müssen wir verlassen.«
»Weißt du mehr?«
»Nein.«
»Es hörte sich so an, ich habe nur allgemein gesprochen. Manchmal können Menschen schlimmer als der Teufel sein. Anders gesagt, sie haben viel von ihm gelernt.«
Douglas warf die zerdrückte Dose durch das offene Fenster auf den Rücksitz des Ford. Dann drehte er sich um und ging auf das Haus zu. Die Tür stand noch offen. Dahinter floss noch immer der Lichtschein durch die Dunkelheit. Die Lampe hatte den Kugelhagel überstanden.
»Ich schau mich noch mal um.«
Sollte er. Ich hatte keine Lust, die Bude zu betreten. Es würde nichts bringen. Dieser verdammte Schatten war verschwunden. Ein Tier, ein Wesen, eine Mutation, aber nicht der Teufel. Dafür ein mörderischer Killer, der jetzt schon fünf Menschen auf dem Gewissen hat. Falls er so etwas überhaupt besaß, was ich bezweifelte.
Der G-Man wanderte im Haus herum. Die dürftige Beleuchtung schaffte es trotzdem, einen Schatten zu zaubern, der über den Boden huschte. Er war größer als Abe selbst. Er erinnerte mich wieder an den Schatten, den wir suchten. Der allerdings kein Schatten war, denn Schatten können nicht derartige Geräusche ausstoßen.
Zwangsläufig dachte ich weiter über ihn nach, und mir schossen verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf. Allerdings war ich der Meinung, der Wahrheit nicht unbedingt nahe zu kommen. Dieser Schatten oder das Wesen konnte alles mögliche sein, und ich hatte auch keine Lust, weiterhin zu spekulieren. Für uns war wichtig, diesen Friedhof so schnell wie möglich zu besuchen. Wir hofften, dass wir dort auch unsere »Freunde« treffen würden. Vorausgesetzt, sie zogen es nicht vor, sich zurückzuziehen und sich irgendwo im Big Apple in Verstecken zu verkriechen.
So romantisch eine Nacht in den Dünen auch sein konnte, mir war der Sinn dafür vergangen.
Als es in der
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