1119 - Gestrandet unter blauer Sonne
verlagert. Die beiden Schiffsverbände entfernten sich immer mehr von der BASIS und stecken jetzt dort hinter dem Nebel. Vielleicht ist die Schlacht auch schon vorbei, wer weiß!" meinte Javier, und eine Technikerin spielte eine Zeitrafferaufnahme der Ortungsechos ein, versehen mit Zeit- und Positionsangaben.
Langsam drehte der weiße Rabe sein Segel. Statt der weißen, schwammig wirkenden Fläche wandte er jetzt der BASIS die goldschimmernde Folie zu. Rhodan wartete auf eine Antwort.
Schließlich wiederholte er seinen ersten Satz.
„Durch eine Raumschlacht und bestimmte andere Merkwürdigkeiten wurde ein wertvolles Schiff von uns in eine Falle gelockt. Einige Besatzungsangehörige wurden getötet, viele wurden verletzt, unersetzliche Mengen von Material gingen verloren.
Ich verlange Erklärungen!"
Die Translatoren arbeiteten mit der gewohnten Zuverlässigkeit. Schweigend warteten die Spezialisten vor ihren Geräten. Unverändert funkelte das goldene Viereck vor dem Hintergrund der Sterne und der erstaunlichen Formen der Gasfilamente.
Nach einigen Sekunden antwortete der Weiße Rabe. Keiner in diesem Raum konnte mit Bestimmtheit sagen, ob es eine organische Stimme war oder eine hervorragend modulierte, künstlich erzeugte Lautäußerung.
„Wir wissen, daß für die Chronik der Armada ein sicherer Platz gesucht wird."
Dunraven ging leise hinüber zu Jercygehl An, der kerzengerade in einem der für ihn nur mäßig bequemen Konturensessel saß.
„Was weißt du über die Raben?" fragte Sharno leise.
Die kleinen Augen, die aus einem Abgrund zu ihm heraufzuschauen schienen, durchbohrten ihn fast.
„Soviel wie du - wie ihr alle. Nicht viel", antwortete der breitschultrige Armadakommandant.
„Still!" rief jemand.
„Was hat die Armadachronik mit unseren Toten und Verletzten zu tun. Und mit dem anderen Schiff, dessen Besatzungsangehörige alle ohne Ausnahme von dem Angreifer beziehungsweise den Barbaren des Planeten getötet wurden?"
Rhodans Stimme war laut und scharf geworden. Auf den Unsichtbaren machte es nur wenig Eindruck. Die Erwiderung lautete: „Es ist eine Sache von gewaltiger Wichtigkeit. Es wurde nach langen Überlegungen beschlossen, die Armadachronik auf einen Planeten zu bringen."
„Warum?" fragte Rhodan, obwohl er es ahnen mußte.
„Weil nur dort sichergestellt werden kann, daß niemand die Chronik in seinen Besitz bringen kann. Mißbrauch wird dadurch ausgeschaltet."
Rhodan warf einen flüchtigen Blick auf den hellblau schimmernden Armreif und lachte kurz. Dieses Lachen sagte den Terranern, daß Perry nicht mehr daran glauben konnte, daß durch irgend eine Maßnahme Mißbrauch generell ausgeschaltet werden konnte, gleichgültig, worum es sich handelte.
„Das ist zumindest eine nicht ganz abwegige Idee", sagte er schließlich. „Möglicherweise hast du recht. Aber warum wurden zwei Schiffe in diese Falle gelockt?"
„Die Datensammelschiffe haben den ausdrücklichen Befehl, einen solchen versteckten und sicheren Planeten zu finden."
Dunraven flüsterte Roi zu: „Was für eine Duplizität der Maßnahmen! Die BASIS sucht einen sicheren Planeten, und die Armada auch!"
„Und was soll geschehen, wenn ein solcher Planet von euch gefunden worden ist?"
wollte Rhodan wissen.
Die gesamte Szene hatte entschieden etwas Irreales. Der weiße Rabe und die Besatzung der BASIS waren weitestgehend ohne Informationen und befanden sich in der unbefriedigenden Situation, sozusagen im Nebel herumzurudern. Beide wußten voneinander viel zu wenig, fast nichts. Trotzdem riskierte zumindest Rhodan, richtige Antworten auf vage Fragen zu bekommen.
„Dann, wenn eine geeignete Welt gefunden wurde, wird ein Wächterschiff losgeschickt."
„Seine Aufgabe?" verlangte Rhodan.
Die Unterhaltung, die eines gewissen exotischen Reizes nicht entbehrte, wurde über die Kanäle der Interkomanlage übertragen.
„Dieses Schiff oder ein kleiner Verband soll sicherstellen, daß der Planet vor Neugierigen oder von Angreifern geschützt wird."
„Also wurden zumindest zwei Schiffe von einem Wächterschiff der Beauftragten der Chronik abgeschossen?"
„Ich muß annehmen, daß es sich so und nicht anders verhielt. Wenn ich die Koordinaten des Planeten von dir erfahre, könnte ich dir eine klarere Antwort geben."
„Wir haben noch keine klare Bezugskala entwickeln können", erwiderte Rhodan. „Also war der Planet, auf dem das Wächterschiff und die Barbaren die vielen Raumfahrer getötet haben, ein potentieller
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