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1121 - Der Sonnenhammer

Titel: 1121 - Der Sonnenhammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit der Drehung des Planeten und schob sich in östlicher Richtung auf die Trennlinie zwischen Tag und Nacht zu. Das Triebwerksystem war für solche Manöver nicht gedacht. Die Höchstgeschwindigkeit, die French erzielen konnte, lag bei 800 km/h. Jenseits dieser Grenze wurde die Fluglage instabil.
    Die Sonne sank im Westen. Durch die Eigenbewegung der STATEN-ISLAND beschleunigte der örtliche Zeitablauf um rund 25 Prozent. Aus dem 28,4 stündigen Tag des Planeten war ein 22,7 stündiger geworden. Immerhin noch fast sechs Stunden bis zum Eintritt der Nacht, von Mittag an gerechnet. French Sringar ertappte sich immer öfter dabei, wie er das Chronometer beäugte. Die Lider brannten ihm noch von den Qualmwolken am Bergsee. Der Mediker meldete sich nicht. French wusste nicht, wie es Nadu und Bom ging. Er musterte die Orterfläche, aber der Videoschirm zeigte nur ein konturloses Grau. Nichts funktionierte mehr auf BASIS-ONE.
    Nach drei Stunden ließ French sich ablösen, gleichzeitig mit Jani Nikko, die ebenfalls einer Ruhepause bedurfte. Er schlief zwei Stunden fest und traumlos und war fünf Stunden nach dem Start wieder am Job immer noch ein wenig groggy, aber wesentlich zuversichtlicher als zuvor. Die Landschaft hatte sich gewandelt. Die STATEN-ISLAND hatte auf dreitausend Meter Höhe gehen müssen und glitt über zerrissenes, bis zu den Gipfeln hinauf von Dschungel bedecktes Bergland. Die junge Frau, die von French abgelöst wurde, meldete keine besonderen Vorkommnisse. Der unheimliche Blitzkanonenschütze hatte die Fähre bislang nicht zur Kenntnis genommen. Die Sonne stand nur noch eine halbe Handbreit über dem westlichen Horizont. Bald kam die Nacht und mit ihr die Sicherheit. Eine Nachricht des Medikers lag vor. Bom Gerard war versorgt und empfand keine Schmerzen mehr. Nadu Najeeb schlief, und es wurde erwartet, dass sie die Nachwirkung des Schocks von sich abgeschüttelt haben würde, wenn sie erwachte. Kurze Zeit später kehrte Jani Nikko an ihren Arbeitsplatz zurück. Der Blick, den sie mit French wechselte, enthielt eine Andeutung von Triumph. Wir haben es so gut wie geschafft, sagte er.
    Der Angriff erfolgte ohne Warnung. Die Welt auf den großen Bildflächen leuchtete plötzlich in grellem Weiß. Ein mörderischer Ruck stauchte French Sringar tief ins Polster seines Sessels. Schreie gellten, Warngeräte pfiffen. French zog sich in die Höhe. Ein dröhnender Schlag hatte die Fähre getroffen. Die metallene Außenwandung hallte wie eine riesige Glocke. Die Landschaft auf den Bildschirmen schaukelte. Voller Entsetzen sah French, dass die bewaldeten Bergkuppen mit bedrohlicher Geschwindigkeit auf ihn zukamen. ,,Triebwerk eins arbeitet unregelmäßig. Feldgenerator beschädigt und überlastet." Die Stimme des Autopiloten war entnervend in ihrer Gelassenheit. „Leck im Hecksektor A." ,,Schotte?" bellte French. ,,Sind dicht. Kein Druckabfall in angrenzenden Sektoren."
    French atmete auf. „Triebwerk eins aus", befahl er. „Leistung zwo bis fünf zwanzig Prozent plus. Sturz abfangen!" ,,Kontrollierter Sturz", verbesserte ihn der Autopilot. „Wir brauchen Deckung."
    Das Bild auf der Videofläche wurde stabil. Zur linken Hand wuchsen steile Bergflanken in die Höhe. Der Autopilot steuerte die STATEN-ISLAND in ein langgestrecktes, enges Tal. Ein zweiter Blitz glutete durch die einsetzende Dämmerung. Auf der Talsohle öffnete sich ein feuerspeiender Krater. Eine riesige Waldfläche barst spontan in Flammen wie eine pechgetränkte Fackel. Eine tückische Druckwelle griff nach der Fähre und schüttelte sie hin und her. Besorgt musterte French das Heckvideo. Der untere Rand der fremden Sonne hatte den Horizont berührt. Die dunklen, gezackten Konturen der Berge schoben sich ins Bild. Mein Gott, nur ein paar Minuten noch! Neben der STATEN-ISLAND leuchtete es auf. Ein Feuerball von mörderischer Intensität umfasste die Spitze des Berges, an dem die Fähre soeben vorbeiglitt. Tosender Donner drang aus den Außenempfängern. Nur einen Atemzug lang dauerte das infernalische Schauspiel dann war der Gipfel verschwunden. Glutflüssiges Gestein stürzte einem Lavastrom gleich über die Hänge des enthaupteten Berges hinab und setzte die Wälder in Brand. Glühende Geschosse prasselten knallend gegen die Hülle der STATEN-ISLAND. Die große, unbeholfene Fähre schlingerte und stampfte wie ein Nachen auf sturmgepeitschter See.
    ,,Erhöhe Geschwindigkeit vorübergehend auf zwölfhundert", meldete der Autopilot. ,,Achte auf

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