1121 - Wenn Totenmasken leben...
der nicht allzu lang war. An dessen Ende befand sich eine Tür. Das Licht aus der Küche reichte kaum bis dorthin.
»Hier wird es wohl zum Keller gehen«, sagte Jane leise.
»Ich… ich … habe Angst«, bekannte Alan Montego.
»Das ist verständlich.«
Jane öffnete die Tür, und der typische Kellergeruch drang ihnen entgegen. Zugleich wunderte sie sich darüber, dass hier ebenfalls das Licht eingeschaltet war. Es ließ darauf schließen, dass jemand den Weg nach unten genommen haben musste.
»Haben Sie eine Waffe?« flüsterte Alan Montego.
»Sicher.«
»Das beruhigt mich.«
Jane wollte nicht mehr länger an der Treppe stehen bleiben. Es drängte sie jetzt, den Keller zu durchsuchen.
Auf der dritten Stufe blieb sie stehen. Ihr stockte der Atem. Von irgendwoher aus der Tiefe des Kellers drang ein unheimlich klingendes Jammern und Klagen…
***
Conrad Montego hatte sein Ziel erreicht. Und er spürte nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Er hatte tun müssen, was getan werden musste. Jolanda Juffi hatte ihn lange Zeit an der Nase herumgeführt.
Das war nun vorbei. Sie hatte sich ihm offenbart. Sie hatte dabei von schrecklichen Dingen gesprochen, und sie hatte ihm erklärt, dass sie eine Hexe war und Kontakt mit dem Teufel besaß. Sie hatte die Totenmasken ihrer verstorbenen Stammgäste nicht einfach nur sammeln wollen, sondern ihnen eine fremde Weihe geben, damit der Teufel zufrieden war. Klar, als Hexe musste sie ihm gehorchen.
Obwohl er all diese Gedanken klar erfasste, kam sich der weißhaarige Mann vor wie jemand, der neben sich selbst stand. Er hatte einfach das Gefühl, eine zweite Person zu erleben, die sich von seinem Körper gelöst hatte. Er starrte auf die Säge, die er wieder an seinen Platz gelegt hatte. Das einst so blanke Stahlblatt hatte sich verändert.
Blut klebte daran und hatte sich auch zwischen den Zinken festgesetzt. Auch sein Kittel zeigte diese Spuren, aber das war jetzt unwichtig für ihn geworden.
Mit einer steifen und auch müden Bewegung drehte sich der Mann um. Sein Gesicht lebte nicht mehr. Auf den Zügen lag die gleiche Starre wie in den Augen, und er schaute dorthin, wo sich der Kopf der Frau befand.
Das Gefäß hatte er mit Wasser gefüllt und den Kopf anschließend hineingelegt. Es war ein schrecklicher Anblick. Blut hatte die Flüssigkeit leicht gerötet. Der Kopf schwamm leicht über der Oberfläche.
Irgendwie war Conrad Montego froh, dass Jolanda die Augen geschlossen hatte. Diesen totenstarren Blick hätte er nicht ertragen können.
Die Haare sahen nicht mehr so blond aus. Der Mund war nicht ganz geschlossen, aber sprechen würde Jolanda nie mehr.
Jetzt befanden sich zwei Leichen im Haus!
Beide würde er verschwinden lassen müssen, das stand für ihn fest. Aber er wusste nicht, ob er die Kraft aufbringen würde, sich darum zu kümmern. Sein Leben, mit dem er bisher eigentlich recht zufrieden gewesen war, hatte einen Riss bekommen. Nichts war mehr so wie zuvor. Er war jetzt ein Mörder. Nur fühlte er sich nicht so. Er hatte seiner Meinung nach etwas getan, das getan werden musste. So hatte es einfach nicht weitergehen können. Auch wenn er nicht unbedingt an den Teufel glaubte, taten es doch andere. Und Jolanda hatte einfach so überzeugend gesprochen, dass es einfach die Wahrheit sein musste.
Conrads Arbeitsraum hatte sich in eine Schreckenskammer verwandelt. Er merkte, wie es ihm schwer fiel, Atem zu holen. Der Druck auf und in seiner Brust war einfach schlimm, und die Angst fraß sich in ihm hoch.
Allmählich sah er klarer. Der Rausch war verflogen. Er begriff, was er getan hatte und erinnerte sich daran, dass es Zeit wurde, über die Konsequenzen nachzudenken.
Es stand fest, dass er die Pension so schnell wie möglich verlassen musste, wollte er noch etwas retten. Hier fand er keinen Schutz mehr. Zuvor wollte er die Leichen verschwinden lassen. Später in der Nacht, wenn die Dunkelheit tief und schwarz war, würde er sie vergraben, um sich anschließend zurückzuziehen. Dass man den Briefträger als ersten vermissen würde, stand für ihn fest, deshalb wollte er bis zum Mittag des nächsten Tages das Feld geräumt haben.
Er schaute wieder auf den im Wasser schwimmenden Kopf. Das Glas und die Flüssigkeit verzerrten die Perspektive ein wenig, das Gesicht der Toten sah dicker und aufgeschwemmter aus, als es tatsächlich war. Die roten Schlieren im Wasser sahen aus wie Öl und trieben langsam vor den erstarrten Zügen her.
Er bereute nichts. Wenn diese
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