1121 - Wenn Totenmasken leben...
allein um den Job, den ich recht emotionslos angehe. Ich kenne die Person nur kurz, aber ich weiß, dass ich ihr kein Wort von dem glauben kann, was sie uns gesagt hat.«
Alan blickte die Detektivin an. »Heißt das, dass wir noch einmal zum Haus zurückgehen?«
»Das habe ich vor.«
Seine Augen leuchteten. »Und dann?«
»Werden wir sehen, ob Ihr Vater tatsächlich nicht dort ist. Ich nehme das Gegenteil an und gehe davon aus, dass sie bewusst gelogen hat. Genau den Grund möchte ich herausfinden.«
Alan wollte die Tür öffnen, um auszusteigen. Abermals hielt Jane Collins ihn fest. »Nicht so überhastet, mein Freund. So wie es bisher gelaufen ist, wird es auch weitergehen.«
»Und… äh … wie?«
»Ganz einfach. Ich habe bisher die Leitung gehabt, und ich werde sie auch behalten. Für Sie, Alan, bedeutet das, nichts Unüberlegtes zu tun. Halten Sie Ihre Gefühle im Zaum.«
Er nickte. »Versprochen…«
***
Conrad Montegos Gedanken jagten sich.
Da vermischten sich die Gegenwart und Vergangenheit. Er dachte über seinen Sohn nach, der von ihm zu stark vernachlässigt worden war, als er sich dieser Frau zugewandt hatte. Er hatte ihn sogar für eine Weile regelrecht vergessen, doch er, der Vater, war von dem Sohn nicht vergessen worden.
Er hatte ihn gehört. Er hatte Glücksgefühle erlebt, aber er hatte auch mitbekommen, wie Jolanda Alan und dessen Begleiterin so kalt hatte abfahren lassen. Einfach so. Wie einen Fremden. Wie jemand, den man hasste.
Der Knall der zufallenden Tür erschreckte ihn. Er dachte darüber nach, wie Jolanda Juffi reagieren würde.
Sie erwartete ihn im Keller. Sie rechnete damit, dass er die Totenmaske herstellte oder zumindest schon die Vorbereitungen traf und die Masse anrührte, denn die Leiche lag oben. Doch Jolanda irrte sich, denn das würde er nicht tun. Auf keinen Fall. Sein Plan würde bestehen bleiben.
Der grauhaarige Mann hatte sich wieder gefangen. Sein Blick war auf das Ende der Treppe fixiert, und dort bewegte sich die Tür. Jolanda Juffi kam.
Wie er es sich gedacht hatte. Sie blieb noch für einen Moment vor der ersten Stufe stehen, und so fand Conrad die Zeit, sich zurückzuziehen. Er huschte leise in seinen Arbeitsraum und nahm dort auf einem Hocker Platz. Die Säge hatte er im Blick.
Conrad wartete. Er lauschte.
Es war zu hören, wie Jolanda die Stufen der Treppe hinabschritt.
Sie gab sich keine Mühe, leise zu sein. Warum auch? Das Haus gehörte ihr, und sie fühlte sich als Herrin. Herrin und Hexe!
Eine, die dem Teufel nahe war. Die ihn verehrte, die tat, was er befahl oder es schon immer getan hatte. An diesem Abend hatte sie Conrad die Augen geöffnet, und er musste einsehen, welch ein Narr er all die Zeit über gewesen war.
Vorbei, ja, für ihn war es vorbei. Die Juffi wusste das noch nicht, aber er würde ihr die Augen öffnen.
Jolanda Juffi drückte die Tür vorsichtig nach innen, wie jemand, der nicht genau wusste, was ihn nach dem Eintreten erwartete. Etwas Schlimmes oder Besorgniserregendes war es nicht, denn sie sah Conrad Montego, der fast locker auf einem Hocker saß und ihr entgegenschaute. Er lächelte sie sogar an.
Schlangengleich geschmeidig betrat Jolanda den Kellerraum und schloss die Tür hinter sich. Das Thema Totenmaske sprach sie erst gar nicht an. Sie kam direkt zur Sache.
»Ich hatte Besuch.«
Er nickte nur. »Es war nicht zu überhören.«
»Weißt du denn auch, wer mich da besucht hat?« fragte Jolanda lauernd.
»Mein Sohn. Ich kann mich sehr gut an seine Stimme erinnern.«
Jolanda wartete, dass er noch etwas sagte, doch den Gefallen tat er ihr nicht, und so fragte sie: »Ist das alles?«
»Vorerst.«
»Ich habe ihn weggeschickt.«
»Ist mir klar.«
»Und es war noch jemand dabei. Eine Frau, eine Blonde. Sah gut aus, die Kleine. Vielleicht war sie seine Braut, die er dir vorstellen wollte, aber das habe ich nicht zugelassen. Ich will hier keine Familienzusammenführung, und das ist sicherlich auch in deinem Sinne, denke ich mir.«
»Irgendwie schon.«
Jolanda Juffi verzog den Mund. »Das hörte sich nicht eben überzeugend an.«
»Sollte es auch nicht sein.«
»Ach. Hättest du gern mit deinem Sprössling gesprochen?«
»Es wäre nicht schlecht gewesen.«
»Das glaube ich dir nicht, Conrad. Nein, damit kannst du mir nicht kommen. Hör auf mit dem Quatsch. Niemals hättest du dich auf seine Seite gestellt.«
»Du vergisst, dass einige Zeit verstrichen ist. Ich hätte gern mit Alan gesprochen.«
»Schwachsinn.
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