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1124 - Aus dem Reich der Toten

1124 - Aus dem Reich der Toten

Titel: 1124 - Aus dem Reich der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mündung wies schräg nach unten und zeigte auf mich.
    Dann hörte die leise Tritte. Ich verdrehte die Augen und sah, daß Lalibela seinen Platz verlassen hatte. Er schritt an der Breitseite des Grabs entlang, denn er wollte mir bei meinem Ableben direkt ins Gesicht schauen.
    Vor mir blieb er stehen.
    Ich blickte hoch, er hatte den Blick gesenkt, und so konnten wir uns anschauen.
    Dann sagte er etwas, das mich trotz allem noch erschreckte. »Ich will endlich die Todesangst eines Sinclair erleben. Und diesen Wunsch habe ich mir jetzt erfüllt. Ich habe dir vor Augen geführt, wie hilflos du bist, obwohl du etwas besitzt, auf das du immer so stolz gewesen bist…«
    Ich wußte, was er meinte. Ich trug den Gegenstand in meiner rechten Jackentasche. Mein Arm lag eng an den Körper gepreßt. Es war mir auch möglich, die Hand zu bewegen und sie wieder in die Tasche zu schieben. Meine Finger berührten das Kreuz, und plötzlich durchzuckte es mich wie ein Stromstoß.
    In meiner Panik hatte ich nicht mehr daran gedacht. Es war ein Helfer, aber es war kalt. Es sah die Gestalten um mich herum nicht als Dämonen an, doch darüber dächte ich jetzt nicht nach. Vielleicht gab es noch eine geringe Chance, aber dann mußte alles zusammenpassen.
    Lalibela hatte seinen Platz nicht verlassen. Er genoß den letzten Triumph und stemmte sich auf seinen Stab mit der golden schimmernden Weltkugel.
    »Habe ich noch einen Wunsch frei?«
    »Warum?«
    »Bitte. Jeder Delinquent hat ihn frei!«
    Er überlegte nicht lange und nickte. »Gut, ich werde entscheiden, ob ich ihn dir erfüllen kann.«
    »Danke«, flüsterte ich und hoffte, daß Lalibela sein Versprechen hielt.
    »Nur etwas möchte ich dir noch sagen und…«
    Ich stoppte mitten im Satz. Hinter Lalibela und aus dem Schutz der Mauer hatte sich eine Gestalt gelöst. Sie kam wie ein Schatten, der dann feste Gestalt annahm.
    Plötzlich war sie hinter dem König der Bienen, und sie war auch bewaffnet.
    Es war beinahe wie im Märchen. Eine Hand geriet in mein Blickfeld, und diese Hand drückte Lalibela die Mündung eines Revolvers gegen die Stirn. »Sollte John Sinclair auch nur ein Haar gekrümmt werden, dann stirbst du auch!« versprach Nora Thorn mit fester Stimme…
    ***
    Selbst Lalibela und seine Helfer waren von dieser Attacke überrascht worden. Plötzlich war ich nicht mehr der Mittelpunkt, sondern die Frau, die hinter dem Herrscher stand und ihn mit ihrer Waffe bedrohte. Ihr galt jetzt die Aufmerksamkeit.
    Ich war sicherlich nicht vergessen, aber ich hatte eine Atempause erhalten. Plötzlich sah ich wieder Land. Der Druck war zwar nicht verschwunden, aber er ließ sich ertragen, und ich hatte zudem meine rechte Hand um das Kreuz gelegt. Es war ein gutes Gefühl. Auf der anderen Seite stand Nora Thorn, und ich wußte nicht, ob sie sich nicht zuviel vorgenommen hatte.
    Beeindrucken ließ sich Lalibela zumindest nicht. Er war nicht einmal sehr zusammengeschreckt, nahm alles gelassen hin und zeigte sogar ein spöttisches Lächeln.
    »Ein Mensch will mich, den großen Herrscher, töten. Sehe ich das richtig?«
    »Fast.«
    Er ging nicht darauf ein. »Eine Revolverkugel kann mir nichts anhaben. Ich bin dagegen gefeit, ebenso wie ich gegen menschliche Gegner gefeit bin. Wir beide stehen hier vor einem Doppelgrab, und ich verspreche dir, daß es auch für dich zu einem Grab werden wird, ebenso wie für Sinclair.«
    »Ach ja, und wie willst du das anstellen?«
    »Du kannst schießen.«
    »Das werde ich auch!«
    Es hatte wohl keiner damit gerechnet, daß Nora ihre Drohung in die Tat umsetzte. Sie feuerte, und die Kugel jagte schräg in den Schädel des Lalibela hinein.
    Die Zeit lief bestimmt nicht langsamer ab, dennoch kam es mir so vor. Ich bekam mit, wie der Schädel an der Seite aufgerissen wurde, der Kopf wegknickte, und er plötzlich an der anderen Seite ein Loch erhielt, als die Kugel aus ihm heraustrat. Lalibela drehte sich weg. Doch er lachte. Er lachte und lebte, und er starrte Nora für einen Moment an, die etwas irritiert war.
    Lalibela stützte sich auf seine Kugel, deren Schein an Stärke zugenommen hatte. Er schien daraus neue Kraft zu saugen. Die genaue Funktion interessierte mich in diesem Moment nicht, denn ich griff im Liegen noch ein und kam dem tödlichen Befehl des Lalibela um eine Idee zuvor.
    Ich aktivierte das Kreuz.
    »Terra pestem teneto - salus hic maneto!«
    ***
    Wenn das nicht half, dann nichts mehr. Sein Mordbefehl war von meinem Spruch geschluckt worden. Er kam

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