1125 - Ein Feuergruß vom Teufel
Mein Gefühl sagt mir, daß etwas anderes dahintersteckt, Suko, und ich weiß nicht, ob wir uns darüber freuen können.«
»Warten wir die nächsten Minuten ab«, sagte er nur. »Wenn sie nicht hier erscheint, werden wir nach ihr suchen…«
***
Eigentlich war es einer der Tage, die auch Glenda gefielen. Es gab nicht viel zu tun, es war außerdem Freitag, und Sir James Powell hatte sich in eine Konferenz verdrückt. So konnte sich Glenda um den Rest der Ablage kümmern, der noch von den letzten Tagen liegengeblieben war. Viel war es nicht, und sie ließ sich entsprechend Zeit mit ihrer Arbeit.
Natürlich dachte sie an Johns Erlebnisse in Schottland. Es war sicherlich nicht einfach für ihn gewesen, sich mit dem Tod seiner Eltern erneut beschäftigen zu müssen, und diese Nora Thorn hatte sich ja nicht an ihn herangemacht. Es war eben alles so gelaufen, wie es im Buch des Schicksals aufgeschrieben worden war. Glenda ärgerte sich darüber, zu überzogen reagiert zu haben. Manchmal handelte sie eben zu stark aus dem Bauch heraus. Schon immer hatte sie sich vorgenommen, dies zu ändern. Es war halt nicht so einfach. Bei passender Gelegenheit würde sie sich bei John entschuldigen. Das würde sie heute noch tun. Am besten beim Essen wollte sie ihm sagen, daß es nicht so gemeint gewesen war. Und John war jemand, der die Sache locker sah und schnell darüber hinwegging.
Dieser Gedanke brachte Glenda wieder darauf, das Lokal anzurufen, um drei Plätze reservieren zu lassen. Sicher war sicher, auch in der Mittagszeit war dort viel zu tun. Da aß man allemal besser als in der Kantine des Yard. Zudem brachte der Besitzer preiswerte Menüs auf die Karte. Dafür war Luigi bekannt.
Auf der anderen Leitung sprach jemand. John und Suko waren innerhalb des Hauses angerufen worden, das konnte Glenda an der rot leuchtenden Lampe erkennen.
Sie griff zum anderen Hörer. Die Nummer des Lokals brauchte sie nicht erst herauszusuchen, die wußte sie auswendig, aber sie kam nicht dazu, sie zu wählen.
Etwas anderes geschah. Glenda wußte nicht, ob sie das Klopfen an der Tür überhört hatte oder die Person, die jetzt eintrat, überhaupt nicht angeklopft hatte. Jedenfalls wurde die Tür zugedrückt, und Glenda sah sich gezwungen, den Hörer wieder aufzulegen. Zugleich drehte sie sich der fremden Person zu.
Es war eine Frau!
Glenda, sonst nicht auf den Mund gefallen, hielt plötzlich den Atem an. Sie schüttelte auch den Kopf und glaubte im ersten Moment an eine Halluzination. Wer hier das Büro betrat, war normalerweise zuvor angemeldet worden oder wurde abgeholt. Von allein jedenfalls kamen nur die wenigsten hoch. Das war schon eine der großen Ausnahmen, und die Besucherin bewegte sich nicht einmal scheu oder ängstlich. Sie trat recht sicher auf, als wäre sie schon öfter hier im Vorzimmer gewesen. Leise schloß sie die Tür hinter sich.
Glenda verließ den Platz an ihrem Schreibtisch und stellte sich der Frau in den Weg. Sie spürte instinktiv, daß mit dieser Person einiges nicht stimmte, obwohl sie nichts tat, was sie verdächtig gemacht hätte. Sie war einfach nur gekommen, und genau das war auch der springende Punkt. Eben das Erscheinen ohne Anmeldung.
Die Frau war stehengeblieben und schaute sich prüfend um. Sie sah auch die Tür, die zum Büro der beiden Geisterjäger führte. Glenda glaubte, für einen winzigen Moment ein zufriedenes Blitzen in den grünen Augen gesehen zu haben.
Glenda blieb höflich, auch wenn sie die Spannung in ihrer Stimme nicht unterdrücken konnte. »Guten Tag«, sagte sie und zeigte ein knappes Lächeln.
»Ja, einen guten Tag.« Die Besucherin sprach leise und nickte Glenda dabei zu.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Möglich.«
»Haben Sie sich verlaufen? Suche Sie jemand?«
»Richtig. Verlaufen habe ich mich nicht. Ich wollte schon zu Ihnen.«
»Zu mir?«
»Nein, das sehen Sie falsch.« Glenda legte eine Pause ein, bevor sie wieder sprach. »Wer sind Sie, Madam, und was wollen Sie von Mr. Sinclair?«
»Ich heiße Roxy.«
Glenda sagte nichts, fand aber, daß der Name zu dieser Person paßte. Zudem fühlte sie sich wie ein Bodyguard, der bemüßigt war, John vor dieser Person zu schützen.
Sie fiel auf, und wahrscheinlich wollte sie das auch, sonst hätte sie auf die etwas provokante Kleidung verzichtet, die nur unvollständig von den beiden Hälften des Mantels verdeckt wurde. Die Farbe des Kleids schmerzte beinahe in Glendas Augen. Sie mochte dieses Grün nicht. Der Schnitt war
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