1125 - Ein Feuergruß vom Teufel
verschwand.
Die Faust wurde angehoben, ohne daß sich die rechte Hand von Glendas Kehle löste.
Sie sah nicht, wie die Faust aus einer bestimmten Höhe nach unten raste. Sie spürte nur die Folgen dessen. Ein harter Schlag erwischte ihren Kopf in Höhe der Stirn. Für einen Moment kam es ihr vor, als würde er regelrecht zerplatzen. Ein imaginäres Feuerwerk erschien vor Glendas Augen. Daß sie losgelassen wurde, erlebte sie bewußt nicht mehr mit. Auf der Stelle sackte sie zusammen und rutschte mit dem Rücken an der Wand entlang nach unten und fiel zur Seite.
Roxy schaute zu, wie die dunkelhaarige Frau kippte. Das Problem war für sie aus der Welt geräumt.
Allerdings hatte sie mit diesem Aufenthalt nicht gerechnet und angenommen, sofort in das Büro des Geisterjägers treten zu können.
Sie hätte Glenda töten können. Sie hatten nicht aus Mitleid darauf verzichtet, es war ihr einfach zu riskant gewesen. Möglicherweise hätte es nicht ruhig ablaufen können, und die Gefahr, daß jemand kam, war größer als auf der Toilette.
Jetzt waren die Schwierigkeiten zur Seite geräumt worden. Roxy fühlte sich für die folgende Aufgabe gerüstet, und mit einem kalten Lächeln auf den Lippen wandte sie sich der zweiten Bürotür zu…
***
Beruhigt waren wir beide nicht. Die Worte des Kollegen Quinlain hatten uns nachdenklicher gemacht, als wir uns eingestehen wollten. Es war auch nicht gut, wenn wir hier im Büro sitzenblieben.
Wir mußten etwas unternehmen, damit die Frau gefunden wurde.
Suko war der gleichen Meinung. Zuerst nickte er mir zu, dann stand er auf.
Auch ich setzte mich in Bewegung und hatte mich dabei nach links gewandt. Es war kein Zufall, ich tat es immer wenn ich aufstand, um das Büro zu verlassen.
In diesem Augenblick wurde die Tür von der anderen Seite her geöffnet. Es wäre nicht weiter schlimm gewesen, aber in diesem Fall sah ich es anders. Und ich wußte auch, wie Glenda normalerweise die Tür öffnete. Wenn Suko und ich allein waren, immer sehr forsch und nicht so langsam, wenn auch nicht unbedingt zögernd.
Da kam jemand.
Keine Glenda, wie ich eine Sekunde später sah, denn die Frau, von der Quinlain erzählt hatte, drückte die Tür so weit auf, daß sie die Schwelle übertreten konnte.
Einen Schritt ging sie weiter und stand im Büro!
Ich hatte mich wieder auf den Stuhl zurückfallen lassen, und auch Suko war nicht aufgestanden. Er saß und sah die fremde Person dabei ebenso an wie ich.
Quinlain hatte nicht übertrieben. Diese uns unbekannte Frau war schon etwas Besonderes. Das Aussehen, das Outfit, das zu ihr paßte, das Gesicht, die Haare, der Blick der Augen und das Lächeln der recht breiten Lippen.
Mir fiel der Begriff Vollblutweib ein. Nur für einen kurzen Moment, dann war mir klar, daß ich diese Person nicht mit normalen Augen betrachten durfte. Sie hatte etwas, wie man so schön sagt.
Von ihr strömte eine gewisse Gefahr aus, die ich nicht erklären und greifen konnte, aber auch nicht unterschätzen wollte. Es war nicht einfach, so locker zu uns zu kommen, und ich dachte dabei auch an Glenda, die sich im Vorzimmer aufhielt und sich nicht gemeldet hatte.
Das war nicht alles gut gelaufen, und diese Frau war auch nicht gekommen, um uns einen »guten Tag« zu wünschen.
Hinter ihrem Besuch steckte mehr, viel mehr.
Sie schloß die Tür.
Sie drehte sich uns zu, so daß sie von uns von zwei Seiten betrachtet werden konnte. Ihr erster Blick galt Suko, und mir fiel dabei ihr leichtes Zusammenzucken auf, als wäre sie überrascht, eine zweite Person im Büro zu sehen.
Es waren Sekunden vergangen, ohne daß sie etwas gesagt hatte. Keinen Gruß - nichts, und sie blieb auch in der folgenden Zeit stumm stehen. Dafür beobachtete sie. Mit ihren Blicken durchsuchte sie unser Büro. Wie nebenbei stellte ich fest, daß sie grünliche Augen besaß, deren Pupillen gläsern schimmerten.
»Herzlich willkommen«, sagte ich sarkastisch. »Wir haben schon auf Sie gewartet, Madam.«
Mit dieser Begrüßung hatte sie nicht gerechnet. Sie war verwundert und schüttelte leicht den Kopf.
»Man hat Sie angekündigt. Sie haben unten am Empfang anscheinend einen sehr großen Eindruck hinterlassen.«
»Das bin ich gewohnt!« erklärte sie wie selbstverständlich.
»Natürlich. Wer so aussieht wie Sie…«
»Was wollen Sie denn von uns?« fragte Suko.
»Ich wollte einen gewissen John Sinclair besuchen.«
»Das bin ich.«
»Ich habe es bereits gesehen.«
Obwohl ich gespannt darauf war,
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