1126 - Duell in der Hölle
passiert, sie wird hierherkommen müssen, um das Haus zusammen mit Jane zu verlassen.«
»Darauf würde ich nicht wetten, John. Denk daran, was in unserem Büro passiert ist. Sie kann sich bewegen wie ein Komet. Eingehüllt in Feuer. Sie kann fliegen, sie braucht den Weg nicht nach unten, wenn sie ihr Ziel erreicht hat. Dann klettert sie auf das Dach und stürzt sich von dort in die Tiefe.«
»Du kannst einem Mut machen!«
»Ich sehe es nur realistisch.«
Es hatte keinen Sinn, wenn wir hier noch länger theoretisierten. Je mehr Zeit verstrich, um so mißtrauischer konnte Roxy Irons werden, denn auch sie kannte sich in London aus und konnte sich ausrechnen, wie lange die Fahrt hierhin dauerte.
Als ich mich auf die Treppe zubewegte, sah auch Suko ein, daß das Thema für mich gestorben war.
Ich blieb noch stehen und schaute die Stufen hoch, die ich so oft schon gegangen war. Sie waren leer. Auch auf dem ersten Absatz zeigte sich keine Gestalt, und von weiter oben hörte ich ebenfalls nichts. Ich hoffte nicht, daß es die Stille des Todes war, die sich da ausgebreitet hatte.
Ich begann die Treppe hochzusteigen. Das Kreuz steckte in meiner rechten Tasche. Es hatte nach wie vor sein normales Gewicht, trotzdem kam es mir doppelt so schwer vor.
Am Geländer vorbei blickte ich in die Höhe. Es war keiner zu sehen, der nach unten schaute. Man wartete auf mich, und als ich den ersten Absatz erreicht hatte, da änderte sich einiges, denn die Stille verschwand. Ich hörte die Stimmen zweier Personen.
Was gesprochen wurde, war nicht zu verstehen, aber Janes Stimme hörte ich deutlich heraus.
Ich drehte mich um. Unten standen Sarah und Suko. Ich wußte jetzt, wie es in meinem Freund aussah. Er war frustriert, weil er nicht eingreifen konnte, aber wir durften hier kein Risiko eingehen.
»Beide reden!« flüsterte ich ihnen zu. »Aber ich kann nichts davon verstehen.«
Suko wußte auch nicht, was er darauf sagen sollte. Mir war klar, daß ich weitergehen mußte. Wenn sie miteinander sprachen, war Roxy auch irgendwie abgelenkt, und darauf baute ich.
Ich ging sehr leise weiter, obwohl ich zwei Stufen auf einmal nahm. Ich hatte einmal mein Bein vorgesetzt, als es passierte, und mit dieser Wendung hatte ich nicht gerechnet.
Oben unter dem Dach fiel der Schuß aus einer Beretta!
***
Roxy konnte es nicht glauben. Selbst eine Person wie sie zeigte Überraschung. Sie schüttelte den Kopf und breitete zugleich ihre Arme aus. »Du willst auf mich schießen, Schwester?«
»Das werde ich. Und ich bin auch nicht deine Schwester, um das klarzustellen.«
»Doch, das bist du. Du weißt es nur nicht und willst es auch nicht zugeben.«
Jane Collins ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Die Waffe hier ist mit geweihten Silberkugeln geladen. Ich habe sie seit einiger Zeit als eine Art Rückversicherung hier liegen. Und ich denke mir, daß du darüber informiert bist, was es bedeutet, wenn du von einer geweihten Kugel getroffen wirst.«
»Ich kenne die Funktion der Kugeln.«
»Dann brauche ich dir nicht mehr zu sagen.«
»Das liegt an dir, Jane. Ich will ehrlich zu dir sein. Nicht für jeden von uns ist eine geweihte Silberkugel tödlich. Das weißt du doch selbst. Ich habe es erlebt. Dein Freund Sinclair hat auf mich geschossen. Es war einfach lächerlich. Seine Kugel wurde zerstört, denn du weißt selbst, welchen Schutz ich besitze. Da kommst du mit einer Kugel wirklich nicht durch, Jane.«
»Ich werde es versuchen.« Jane war fest entschlossen, aber es wuchsen auch Zweifel in ihrem Innern. Diese Frau, die Jane mit »Schwester« ansprach, stand waffenlos vor ihr. Sie tat auch nichts, um anzugreifen, sie blieb einfach nur stehen, lächelte sogar und dachte nicht im Traum daran, sich zu wehren.
»Warum schießt du nicht?« Sie lachte leise. »Fürchtest du dich? Habe ich dich nachdenklich gemacht? Überlegst du, daß es vielleicht stimmt, was ich dir gesagt habe? Daß es keinen Sinn hat, auf mich zu schießen? Geweihte Silberkugeln sind lächerlich. Du kannst bei deinem Freund nachfragen, falls es noch dazu kommt. Nein, Jane, leg die Waffe wieder weg. So wirst du gegen mich nicht gewinnen können. Und überhaupt, wir sind uns so gleich. In uns beiden steckt der Atem des Teufels, und dem wollen wir doch Rechnung tragen.«
»Nicht in mir!«
»Ich irre mich nicht. Es gibt diese Gemeinsamkeit zwischen uns, und ich möchte gern, daß sie gefördert wird, verstehst du? Sie soll sich wieder verstärken. Ich denke schon, daß
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