1126 - Duell in der Hölle
trotz aller Vorsicht auffallen müssen, doch sie war zu sehr mit ihren Überlegungen beschäftigt. Außerdem fühlte sie sich dank ihrer ungewöhnlichen Kräfte allen Menschen überlegen.
Sie kam langsam auf Janes Platz zu, und den Kopf hielt sie dabei noch gesenkt. Auf halbem Weg blieb sie stehen, und das einfallende Licht fiel von der linken Seite her gegen sie. »Ja!« sagte sie erstaunt und fast flüsternd. »Jetzt weiß ich es. Es hat mich lange gequält. Nun bin ich mir sicher.«
»Was wissen Sie?«
»Ich bin«, sie lachte, »über dich informiert, Jane Collins. Und es ist wirklich eine Überraschung, denn damit hätte ich nicht gerechnet.«
»Sorry, aber ich kann Ihnen nicht folgen«, sagte Jane, obwohl sie ahnte, was Roxy meinte.
»Doch, das kannst du, Jane. Du willst es nur nicht. Du sperrst dich dagegen. Aber der Mensch sollte sich nicht gegen sein Schicksal sperren. Den Rat kann ich dir geben.« Sie drückte den Kopf vor wie jemand, der schnüffeln will. »Es ist wirklich außergewöhnlich, und ich kann es noch nicht fassen, aber die Macht der Hölle ist doch weiter gestrickt als ich dachte. Denn sie hat auch dich erreicht. Du bist eine von uns.«
»Nein!«
Auch durch Janes entschiedene Antwort ließ sich Roxy nicht von ihrer Meinung abbringen. »Man kann es nicht verleugnen. Wer einmal dazugehört hat, der wird es nicht schaffen, den Kreis wieder zu verlassen. Ich habe es gemerkt, es war einfach zuviel gleiches zwischen uns. Wir haben dem gleichen Herrn gedient. Wir haben ihn geliebt, und ich liebe ihn immer noch. So muß es auch bei dir sein, auch wenn du es nicht offen zugeben willst. Man kann sich ihm nicht lossagen, denn er bestimmt, wann er eine Dienerin nicht mehr will.«
»Sprichst du vom Teufel?«
Sie lachte wieder auf. »Von wem sonst? Wer ist denn unser aller Herr - sag wer?«
»Es tut mir nicht einmal leid für dich, weil ich dich enttäuschen muß.« Auch Jane war zu diesem vertrauten Tonfall übergegangen. »Aber ich habe nichts mit Asmodis am Hut. Du solltest das endlich einsehen. Zwischen uns gibt es keine Gemeinsamkeiten.«
»Du willst es nur nicht wahrhaben.« Sie blieb stur. »Ich sehe dich nicht als Schwester an, aber es steckt noch etwas in dir, das du vor mir nicht verbergen kannst.« Sie rieb ihre Hände gegeneinander.
»Es ist seine Kraft, die ich spürte und auch jetzt noch spüre. Zwar nicht so stark wie bei mir, aber sie ist vorhanden, und für Sinclair kannst du so etwas wie ein Kuckucksei werden.«
Jane spürte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg. Ja, im Prinzip hatte Roxy recht. In ihr existierten noch sehr schwache Hexenkräfte. Die jedoch hatte sie nicht für denjenigen eingesetzt, dem Roxy diente, nein, sie war stark genug geworden, um die Kräfte auf die positive Seite zu ziehen, um damit gegen die Macht des Teufels und der Hölle anzugehen. Das hatte sie einige Male bewiesen, und das wollte sie auch jetzt nicht ändern.
Roxy Irons lächelte wieder sphinxhaft, als sie Jane ins Gesicht schaute. »Es freut mich, daß wir uns gefunden haben, aber es ändert nichts daran, daß ich meinen Auftrag erfüllen werde. Ich will deinen Freund Sinclair tot sehen.«
»Du oder der Teufel?«
»Beide wollen wir es. Und du bist in diesem Spiel der Joker. Aber du kannst dich freuen, daß ich herausgefunden habe, was mit dir los ist, Jane. Ich war fest entschlossen, dich zu vernichten. Jetzt kommen mir Zweifel, denn ich weiß nicht, wie sich der Teufel verhalten wird. Wichtig ist nur Sinclair.«
»Das stimmt!«
Die Antwort überraschte Roxy. »Ho, ist das nicht wunderbar? Du stehst auf meiner Seite?«
»Nicht ganz«, erwiderte Jane und tat das, was sie schon lange vorgehabt hatte. Sie zog blitzschnell die Beretta zwischen den Oberschenkeln hervor, umfaßte den Griff mit beiden Händen und zielte auf die Brust der Feuerhexe…
***
Die Fahrt zu Lady Sarah dauerte normalerweise nicht lange. In Richtung Mayfair bewegte sich nicht zuviel Verkehr, aber uns kam die Strecke trotzdem ewig lange vor. Es konnte durchaus daran liegen, daß wir uns einem lebensgefährlichen Terrain näherten und unsere innere Spannung wuchs.
Suko und ich hatten natürlich über den Fall geredet. Ebenso über unseren Plan. Daß sich Jane in höchster Gefahr befand, stand für uns fest. Das war kein Bluff, da hatte man uns nichts vorgespielt, das war einfach so. Aus diesem Grunde durften wir nichts überstürzen. Wir mußten so behutsam wie möglich vorgehen und vor allen Dingen den Bedingungen
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