1126 - Duell in der Hölle
John! Du mußt die Formel rufen und dafür sorgen, damit er die Brücke baut!«
Ich ärgerte mich, weil ich nicht selbst darauf gekommen war. Mir ging es jetzt darum, daß ich mit dem Sprechen der Formel nicht mehr das gesamte Kreuz aktivierte, sondern nur einen vierten Teil davon.
Sie nickte heftig. »Das ist es, John! Das muß es einfach sein…«
Noch war ich skeptisch, denn dieser Vorschlag warf alles bisher Dagewesene über den Haufen. So etwas hatte ich noch nie erlebt, auch nicht versucht.
Suko stellte sich auf Lady Sarahs Seite. »Sie hat recht, John, du solltest es versuchen. Was kann uns passieren?«
Ich nickte. »Ja, was kann uns passieren?«
»Dann tu es!«
Ich sah noch einmal auf das U. Die Glut innerhalb des Buchstabens war geblieben. Der rötliche Schein und die Wärme hielten sich tatsächlich nur am unteren Ende auf.
Ich sagte die Worte mit leiser Stimme. »Terra pestem teneto - salus hic maneto…«
Jetzt - jetzt mußte etwas passieren!
Zwei Sekunden lang geschah nichts, abgesehen davon, daß wir wie erstarrt auf unseren Plätzen saßen.
Dann aber explodierte die Luft!
Es hörte sich so an, und plötzlich hatte ich das Gefühl, aus dieser normalen Welt fortgerissen zu werden…
***
Wo war das Zimmer? Wo waren all die Einrichtungsgegenstände? Es gab sie nicht mehr, aber es gab uns, und wir befanden uns in einem völlig anderen und fremden Zentrum.
Die Kraft des Engels, verbunden mit der Macht des Kreuzes hatte uns das Tor zu dieser fremden Dimension geöffnet, und zwar dorthin, wo sich die Person aufhielt, die wir suchten.
Es war eine düstere, eine mörderische und auch menschenfeindliche Welt. Sie war nicht leer, sie war auch nicht kalt, sie mußte so entstanden sein, wie die Person es gewünscht hatte, die hier die große Herrscherin spielte.
Der Wald stand dort wie ein dunkler Wall. Ein mächtiger Baum bildete den Hintergrund. Einen so großen Stamm hatte ich noch nie zuvor gesehen. Er war breit wie ein Haus, und er drängte sich in die Höhe und damit dem düsteren Himmel zu, dessen Farbe aus grauen und violetten Mustern und Wolken bestand.
Der Baum besaß keine normale Krone. Sein Geäst breitete sich aus wie das überdimensionale Dach eines Pilzes, an dessen Seiten etwas wie Kerzen nach unten hing. Gegenstände, die sich zu ihrem Ende hin verjüngten und irgendwo eine entfernte Ähnlichkeit mit Tannenzapfen aufweisen.
Der Baum stand nicht allein. Auf dem dunklen Boden breiteten sich wesentlich kleinere Gewächse aus, und sie besaßen die gleiche Zapfenform wie dieser Riesenbaum. Er schützte eine breite Mulde.
Sie war nicht sehr tief, und zwei Frauen hielten sich darin auf.
Die eine davon war Roxy Irons. Bis auf einen Slip hatte sie alle Kleidung abgelegt. Um sie herum tanzten kleine Flammen über den Erdboden, und sie stand einer zweiten Person gegenüber.
Jane Collins Auch sie trug ihre normale Kleidung nicht mehr. Ob sie verbrannt worden war oder sie ihr vom Körper gerissen worden war, wußten wir nicht. Wir sahen sie nur in ihrem BH und dem ebenfalls weißen Slip.
Es war ein Bild wie ein Gemälde, das uns die andere Welt zeigen sollte. Das wiederum traf nicht zu, denn die Personen auf einem Gemälde können weder reden noch sich bewegen.
Hier war es der Fall.
So wurden wir mit hineingezogen in die Auseinandersetzung zweier verschiedener Kräfte…
***
Auch jetzt, wo sich die Welt der Roxy Irons für Jane Collins geöffnet hatte, war es ihr noch unbegreiflich, all das nachzuvollziehen, was hinter ihr lag und in einer für sie nicht faßbaren Zeitspanne passiert war.
Die Reise war für sie wie ein Rausch und eine Tauchfahrt zugleich gewesen. Gefüllt mit Eindrücken, an die sich Jane nicht mehr erinnern konnte. Sie waren schnell aufgetaucht und beinahe noch schneller wieder verschwunden.
Und jetzt war sie da.
Es war Roxys Ziel und zugleich ihre Welt!
Jane hatte auch das Feuer gesehen. Es war sowieso ihr Begleiter auf der gesamten Reise gewesen, und es war erst zusammengefallen, als sie diese Welt erreicht hatten.
Ein Flammenmeer, das nichts verbrannt hatte und doch so zerstörerisch sein konnte. Sie sah die Zungen aus der Erde huschen wie kleine leuchtende Geister, aber sie taten ihr nichts. Sie blieben kalt, sie hielten ihre Kraft zurück, den auf keinen Fall wollten sie die Person töten, die ihre Herrin mitgebracht hatte.
Die Herrin war nicht dagewesen. Sie war erst später gekommen, als Jane sich um sich selbst hatte kümmern wollen und erstaunt gewesen
Weitere Kostenlose Bücher