1126 - Duell in der Hölle
war, weil sie nur noch so wenig am Leibe trug.
Hinter dem Baum war Roxy hervorgekommen. Sie hatte sich nicht verändert und sah so aus, wie Jane sie zuletzt in ihrer Wohnung gesehen hatte.
»Wir sind in meiner Welt, Schwester, und jetzt mußt du dich entscheiden, wie du dich in Zukunft verhalten willst. Ich habe das Band zwischen uns beiden gespürt. Es ist zwar nur schwach, aber es könnte durchaus stärker werden, ja, es soll sogar stärker werden, denn ich will dich nicht mehr loslassen und dich aufnehmen wie eine leibliche Schwester. Wir wären das Duo des Teufels, und uns würden alle Möglichkeiten offenstehen. Das Feuer schützt uns, und ich habe mir diese Welt aussuchen können. Sie gefällt mir. Der Teufel hat sie mir geschenkt. Er ist der größte Baumeister und schuf sie nach meinen Vorstellungen. Er hat das Feuer gelenkt und meine Welt erschaffen. So kann ich hierher immer zurückkehren und Kraft schöpfen.«
»Es ist deine, aber nicht meine Welt«, erklärte Jane.
»Ich weiß. Aber es wird deine werden!«
»Nie und nimmer!«
Diese Antwort hatte Roxy Irons nicht gefallen, aber sie gab so schnell nicht auf. »Vielleicht hast du mich nicht richtig begriffen. Du brauchst nicht immer in dieser Welt zu bleiben, Jane. Du kannst sie verlassen, wenn dich die Sehnsucht nach deiner eigenen quält. Das überlasse ich alles dir, meine Freundin, aber du wirst den Odem der Hölle in dich aufnehmen müssen, um beides genießen zu können. Der Teufel und ich machen dir einen Vorschlag, und du wärst eine lebensmüde Närrin, wenn du ihn nicht annehmen würdest.«
Jane hatte jedes Wort gehört, und sie war sich auch über die Folgen ihrer Antwort im klaren. »Nein, es tut mir leid. Ich bleibe dabei, Roxy. Ich werde niemals zu dieser Welt gehören. Ich hoffe, du hast es verstanden!«
Das hatte sie, denn ihr Blick verdüsterte sich für einen Moment, auch wenn dann wieder die kleinen Feuerzungen darin tanzten. »Das ist dein letztes Wort?«
»Ja, du hast es gehört!«
»Dann, Jane Collins, wird dieser Welt dich verschlingen und zu deinem Aschegrab werden!«
Roxy beherrschte das Feuer. Und Jane wußte auch, daß sie es gegen sie einsetzen würde. Aber sie war plötzlich so stark geworden. Sie hatte sich innerlich aufgebaut. In dieser Umgebung war alles anders. Sie konnte mit der in ihrem tatsächlichen Leben nicht verglichen werden, und das merkte sie am eigenen Leib, denn die alte Kraft, die zurückgeblieben war und bei der Asmodis seine Hände im Spiel gehabt hatte, bewies nun, daß mit ihr zu rechnen war.
Es waren regelrechte Ströme, die Jane durchschossen. Sie kam sich vor, als wäre sie dabei, innerlich zu verbrennen oder sich zumindest aufzuheizen. Etwas jagte von den Füßen her bis in ihren Kopf hinein und schien ihn in Flammen setzen zu wollen. Alles war so anders für sie geworden, aber nicht schlechter. So wie sie mußte sich jemand fühlen, der versuchte, den Teufel mit Beelzebub auszutreiben.
Auch Roxy merkte, daß mit Jane etwas nicht stimmte. Sie trat einen Schritt zurück, schüttelte den Kopf und fragte: »Was ist mit dir?«
»Hast du mich nicht als deine Schwester angesehen?«
»Ja, ja, das habe ich gehofft.«
»Es ist soweit. Ich werde allmählich zu deiner Schwester, Roxy. Die alten Kräfte sind nicht tot…«
Auf einmal geriet Roxy ins Strahlen. »Das ist ja… das ist ja… wie ein Wunder!«
»Für mich.«
»Dann komm her, Schwester. Laß dich umarmen. Willkommen in meinem Reich, das uns gemeinsam gehören wird. Darauf habe ich gewartet, meine Freundin.«
Jane fühlte sich noch immer gut. »Hexe ist nicht gleich Hexe«, erklärte sie. »Ich weiß nicht, ob du es weißt. Aber die Kräfte, die ich jetzt in mir spüre und die mir tatsächlich Asmodis vor langer Zeit gegeben hat, sind auch in der Lage gewesen, sich ins Gegenteil zu kehren, Roxy. Nur damit du Bescheid weißt.«
Janes Erklärung irritierte sie. »Was, verdammt, meinst du damit?«
»Es gibt positive Hexenkräfte. Sie haben nichts mehr mit den anderen gemein. Genau das ist bei mir passiert. Sie haben sich umgekehrt. Ich stehe nicht mehr auf der Seite des Teufels. Damit auch nicht auf deiner. Du wirst weiterhin allein in dieser Welt bleiben müssen, Roxy.«
»O nein!« rief sie. »So geht das nicht. Ich habe dem Teufel versprochen, dich zurückzubringen. Und ich werde dich ihm bringen. Aber nicht als Mensch, auch nicht als Hexe, sondern als das, was das Feuer von dir übriggelassen hat. Als Asche!«
Jane hatte gewußt,
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