1126 - Duell in der Hölle
Vorwürfe mehr, sondern sagte, als sie sich in einen Sessel gesetzt hatte: »Wir müssen jetzt gemeinsam überlegen, ob wir noch etwas retten können. Vor allen Dingen stellt sich die Frage, wo sie sich im Augenblick befindet. Ich wage meine Gedanken gar nicht auszusprechen, so schlimm sind sie.«
»In der Hölle«, sagte Suko.
»Ja, ja…«
Ich schränkte ein. »In Roxys Hölle. In der Hölle des Feuers, der Flammen, wie auch immer. Den Weg dorthin kennt sie, aber wir kennen ihn nicht. Ich wüßte auch niemand, der uns da zur Seite stehen könnte…« Ich schaute auf das Kreuz, das ich nicht wieder zurück in die Tasche gesteckt oder um den Hals gehängt hatte.
Ich hielt es in der Hand, und mir war plötzlich der Wärmestoß aufgefallen.
Sarah und Suko sahen, daß ich zusammengezuckt war und sie starrten mich an.
»Ist was!« flüsterte die Horror-Oma.
»Ja…«
»Los, sag schon.« Sie räusperte sich. »Das Kreuz, nicht wahr?« Sarah hatte gesehen, daß ich es anschaute und sofort die richtigen Schlüsse gezogen.
Ich strich mit dem Mittelfinger der linken Hand über das Metall hinweg. Am oberen Ende hatte es keine Temperatur erhalten, auch nicht in der Mitte. Erst als sich meine Fingerkuppe dem U näherte, da merkte ich diesen leichten Wärmestoß.
Seltsam. Nicht nur das. Auch ungewöhnlich, denn das hatte ich bei meinem Kreuz noch nie erlebt.
Ich wußte nicht genau, wie viele Jahre es sich in meinem Besitz befand, aber eine teilweise Erwärmung war noch nicht vorgekommen.
Je näher ich mich dem U näherte, um so intensiver nahm ich die Veränderung wahr. Ich konzentrierte mich nicht nur auf die Fingerkuppe, sondern jetzt auf den unteren Buchstaben.
Täuschung? Wahrheit? Einbildung? Ein Streich meiner überreizten Nerven?
Nichts davon stimmte, denn auch die beiden Zuschauer sahen, was da passierte.
Das U leuchtete!
***
Wir starrten uns sprachlos an. Es war schwer, dies zu begreifen, denn mein Talisman gab kein Strahlen ab wie sonst. Das U verlor zwar nicht sein Leuchten, aber mir gefiel ein anderes Wort besser.
Es glühte…
Es war zudem warm, wie ich fühlte, und das Gegenteil passierte auf meinem Rücken. Dort rieselte ein kalter Schauer entlang, während ich den Blick nicht von diesem Buchstaben lösen konnte.
Suko sagte nichts. Er wartete darauf, daß ich ihm eine Antwort gab, aber Lady Sarah konnte ihre Worte nicht länger zurückhalten. »John, es ist nur das U. Das hat etwas zu bedeuten. Das U steht für Uriel, denk daran.«
»Ja, ich weiß.«
»Uriel!« betonte sie noch einmal. »Verstehst du?«
Ich hob den Kopf. »Im Moment nicht, wenn ich ehrlich sein soll.«
Sie hob die Hände. »Denk bitte daran, wer Uriel ist. Wie wird er noch genannt?«
Da fiel es mir wie die berühmten Schuppen von den Augen. »Ja, es stimmt, Sarah. Uriel heißt das Feuer Gottes.«
»Eben.«
»Der Flammenengel«, flüsterte ich. »wir haben ihn vor Jahren erlebt. Weißt du noch, Suko?«
»Wie könnte ich das vergessen.«
Sarahs Finger zuckten vor und zurück. »Er steht auf deiner Seite, John, auf unserer. Er will uns etwas mitteilen. Für mich gibt es keine andere Möglichkeit. Wir haben es hier mit zwei Feuern zu tun. Mit dem, das reinigt, und mit dem, das zerstört, und ich weiß jetzt, daß die positive Seite gemerkt hat, wie hilflos wir sind. Sie will nicht, daß das Feuer der Hölle einen Sieg erringt. John, das ist ein Zeichen, ein Omen dafür, daß wir nicht aufgeben dürfen. Uriel ist dabei, uns eine Brücke zu bauen.«
»Vielleicht hast du recht«, flüsterte ich. »Aber ich sehe diese Brücke noch nicht.«
»Richtig. Wir müssen helfen.«
»Und wie?«
Sarah überlegte. Sie war plötzlich aufgeregt, und auf ihren Wangen tanzten rote Flecken. Die Lethargie war verschwunden. Sie steckte voller Leben, sie hatte praktisch ihren Geist weit geöffnet.
»Es gibt eine Lösung, John. Und sie liegt einzig und allein in deiner Hand.«
»Da bin ich gespannt.«
Eine Sekunde später schien Lady Sarah von innen her zu leuchten. Dieses Strahlen erreichte auch ihre Augen. So sah jemand aus, der den Stein der Weisen gefunden hatte.
»Was ist?«
»John, es liegt an dir.«
»Das sagtest du schon.«
Sie ignorierte die Bemerkung. »Seine Kraft ist nicht stark genug«, flüsterte sie. »Noch nicht. Uriel will mit dir in Kontakt treten, aber du mußt dafür etwas tun und kannst nicht einfach hier herumsitzen. Er muß stärker werden, und dafür gibt es nur die eine Chance, das weißt du selbst. Die Formel,
Weitere Kostenlose Bücher