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1127 - Der Gothic-Vampir

1127 - Der Gothic-Vampir

Titel: 1127 - Der Gothic-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er hatte extra auf sein Essen am Mittag verzichtet und wartet auf dich in seinem Büro. Dort will er mit dir allein sprechen.«
    Godwin de Salier war ein ruhiger Mensch, der seine Kraft aus dem Innern schöpfte. Er hatte es nicht nötig, sich in den Vordergrund zu spielen oder zu übertreiben. Sein Wort hatte bei den Templern Gewicht. Ich konnte mir vorstellen, daß ihn der Abbé zu seinem Nachfolger krönen würde.
    Den Weg zum Büro des Abbé kannte ich. In den Fluren und Räumen war es stets kühl. Auch im Sommer wurde die Hitze von den dicken Mauern abgehalten, und im Winter blieb die Wärme in Innern.
    Godwin ließ mich allein. Es war still wie in einer leeren Kirche.
    Ich klopfte an die Tür zu Blochs Arbeitszimmer.
    »Ja, bitte, John, komm herein.«
    Ich öffnete die Tür, und mein Blick fiel als erstes auf den Knochensessel, der unter einem Fenster stand. Auch um ihn woben sich Legenden und Geschichten. Ich war froh, daß er sich in der Obhut des Abbé befand. Der Sessel war so etwas wie eine offene Kabine für eine Reise in die Zeit, denn durch ihn konnte ich nach Avalon gelangen, zum Beispiel. Er bestand aus dem Skelett des letzten Templer-Führers Jacques de Molay, der zusammen mit Gottfried von Chaney wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war. Das war im Jahr 1314 geschehen. Die damaligen Gründe der Kirche waren andere gewesen als Ketzerei. Man hatte den Templern die Macht und den Einfluß nicht mehr gegönnt. Sie waren einfach zu reich geworden, und die damals von Finanznöten geplagte Kirche hatte ihre leeren Kassen aufbessern wollen mit dem, was sich die Templer geschaffen hatten.
    Der Abbé saß rechts von der Tür. Nicht an seinem Schreibtisch, sondern in der kleinen Sitzecke. Er trug die Kutte des Ordens, und auf seinem faltigen Gesicht erschien ein breites Lächeln, als er mich sah und dabei zuschaute, als ich die Tür schloß.
    »Es tut gut, dich zu sehen, John.«
    »Danke, ich freue mich auch.«
    Über den Tisch hinweg reichte ich ihm die Hand. Seine Augen waren hellwach. Als ich in sie hineinschaute, fiel mir eine Zeit ein, in der das nicht der Fall gewesen war. Da hatte der Abbé mit einer schrecklichen Blindheit zu kämpfen gehabt, von der er erst auf der Insel Avalon hatte erlöst werden können, wobei ich den Dunklen Gral dort als Gegenleistung hatte hinterlassen müssen.
    »Setz dich, mein Freund. Möchtest du etwas trinken?«
    »Wäre nicht schlecht.«
    »Was?«
    »Wie du, Abbé. Wasser.«
    Ein zweites Glas stand bereit. Ich goß mir etwas aus der Plastikflasche ein, und mein Gegenüber wartete, bis ich die ersten Schlucke getrunken hatte.
    Dann kam der Abbé zum Thema. »Es ist schade, daß wir uns nur immer sehen, wenn es irgendeinen Vorfall gegeben hat, der deine Anwesenheit hier motiviert. Das ist nun mal so und wird auch so bleiben, nehme ich an. In diesem Fall geht es um Jacques Montfour.«
    »Richtig.«
    Prüfend blickte mich der Abbé an. »Du bist früher nie auf diesen Namen gestoßen?«
    »Nein.«
    »Trotz des Hector de Valois nicht?«
    »Ja, trotzdem. Es ist ja so gewesen. Ich kenne ihn zwar, aber ich kenne ihn nicht gut genug. Ich weiß über Einzelheiten seines damaligen Lebens nicht Bescheid und kann ihn leider auch nicht danach fragen. So muß ich das glauben, was man mir berichtet oder was in den Chroniken geschrieben steht.«
    »So geht es uns allen.«
    »Aber du weißt mehr.«
    Der Templerführer wiegte den Kopf. »Das will ich nicht mal so sagen, und wenn, dann würde ich dich damit auch nicht belasten. Es wäre möglicherweise eine Bürde oder ein Hindernis für dich. Wir müssen uns an die Fakten halten.«
    »Das ist bei mir ebenfalls so. Und diese Fakten hat mir mein Patenkind geliefert.«
    Der Abbé lächelten. »Ja, der kleine Johnny.«
    »Oh, da irrst du dich. So klein ist Johnny nicht mehr. In der Länge hat er seinen Vater schon erreicht, und die Schule liegt auch bald hinter ihm.«
    »Das ist der Lauf der Dinge. Auch ich lebe nicht ewig und muß mir Gedanken um meinen Nachfolger machen.«
    »Das hast du doch längst getan.«
    Er lächelte sanft. »Kann sein.«
    »Ich finde, daß Godwin de Salier durchaus in deine großen Fußstapfen hineinpaßt.«
    »Das hast du gesagt.«
    »Vielleicht kann ich Gedanken lesen?«
    »Nun ja, lassen wir das. Kommen wir wieder zurück auf Johnny Conolly. Er hat sich nicht geirrt.«
    »Davon bin ich ausgegangen. Aber du sagst es so, als hättest du neue Beweise bekommen.«
    Der Templerführer trank langsam einen

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