1127 - Der Gothic-Vampir
Schluck Wasser und stimmte mir zu. »Die habe ich tatsächlich, John. Ich habe diesen Blutsauger leider nicht mit eigenen Augen sehen können, aber ich weiß, daß er wieder unterwegs ist, um seine Gier zu stillen.«
»Wer sagt das?«
»Es gab Zeugen. Ein Ehepaar. Suzanne und Albert Petit. Diesmal muß der Allmächtige das Schicksal gelenkt haben, denn die beiden kamen ausgerechnet zu uns, um davon zu berichten.«
»Dann kennt ihr das Paar?«
»Ja und nein. Nicht so, daß wir mit ihm zusammenarbeiten würden. Sie sind Landwirte. Sie bauen sehr gutes Obst und Gemüse an, das sie dann auf den Märkten verkaufen. Nicht immer mit großem Erfolg, aber wir nehmen ihnen einiges ab, weil die Qualität ihrer Produkte ausgezeichnet ist. In den frühen Morgenstunden sind sie auf dem Weg zum Markt gewesen, als sie überfallen wurden.«
»Von ihm?«
»Ja, John, er ist es gewesen.« Der Abbé legte seine Hände übereinander. In der folgenden Zeit sprach nur er und berichtete mir, was den Petits widerfahren war. So erfuhr ich, daß sie nur mit viel Glück dem nackten Blutsauger entkommen waren.
»Du kannst mir glauben, daß sich ihr Weltbild völlig auf den Kopf gestellt hat. Wer glaubt schon an Vampire? Nur wenige Eingeweihte wie wir. Wenn sie uns überfallen, besteht höchste Lebensgefahr, auch für die beiden. Ich habe ihnen angeboten, bei uns zu bleiben. Sie wollten nicht. Sie hatten auch nicht mehr vor, den Markt zu besuchen. Sie wollten wieder zurück auf ihren Hof.«
»Liegt er weit von hier?«
»Ja, es sind schon einige Kilometer.«
Ich runzelte die Stirn. »Zwar möchte ich dich nicht kritisieren, Abbé, aber war es wirklich gut, das Ehepaar wieder allein zu lassen? Ich könnte mir vorstellen, daß dieser verdammte Blutsauger noch einmal angreift.«
Der Abbé gab mir recht. »Aber nicht am Tag.«
»Das stimmt wohl.«
»Und ich denke, daß die beiden bei Anbruch der Dunkelheit einen nötigen Schutz haben werden.«
»Der jetzt noch vor dir sitzt«, sagte ich lächelnd.
»Ja.« Der Abbé lehnte sich zurück. »Aber du wirst nicht allein sein, John.« Er räusperte sich. »Da Suko oder Bill nicht mit dir gekommen sind, möchte ich dir schon jemand zur Seite stellen.«
»Godwin.«
»Sehr gut geraten.«
Ich winkte ab. »Das lag auf der Hand. Aber ich habe nichts dagegen. Er kennt sich hier aus und weiß sicherlich, wo wir den Hof der Petits finden können.«
»Das ist alles geregelt. Nur solltet ihr nicht schon jetzt losfahren, sondern noch etwas warten. Ich kann dir garantieren, daß ihr bei Einbruch der Dunkelheit dort sein werdet. Wie ihr euch dann verhaltet, ist einzig und allein eure Sache. Ihr könnt ja im Hintergrund warten, aber auch den direkten Kontakt mit den Petits suchen. Das muß eben die Situation ergeben.«
»Das denke ich auch.«
Es war alles gesagt worden, was den neuen Fall anging, und der Abbé kam mehr auf die weltlichen Dinge zu sprechen. »Wie wäre es denn mit einem guten Essen? Es gibt eine frische und kräftige Suppe aus dem besten Gemüse. Sie hat mir bereits gut geschmeckt und mich sogar etwas müde gemacht.«
Ich verstand, was der Abbé damit ausdrücken wollte. »Eine Frage habe ich trotzdem noch.«
»Es können auch mehrere sein, John.«
»Nein, nein, ich möchte nur wissen, ob du den Würfel eingesetzt hast.«
»Ja«, gab er zu. »Das habe ich. Ich habe es zumindest versucht, aber er hat mir leider keine Antwort gegeben. Das Geheimnis des Würfels ist mir diesmal verschlossen geblieben. Er hat sich mir gegenüber nicht geöffnet. Das mag auch daran liegen, daß wir nicht direkt bedroht werden, denn dieser Jacques Montfour ist mehr deine als unsere Sache, John. Du bist derjenige, der abrechnen muß.«
»Was mir hoffentlich auch gelingen wird.«
»Wir wünschen es uns alle.«
»Wo kann ich Godwin finden?« erkundigte ich mich schon beim Aufstehen.
»Er wartet im Speiseraum.«
»Gut, dann angenehme Ruhe, Abbé. Ich nehme an, daß wir uns noch vor der Abreise sehen werden.«
»Bestimmt, John.«
Auf leisen Sohlen verließ ich das Zimmer meines alten Freundes.
In der Tat war der Abbé merklich gealtert. Die Gruppe der Templer zu leiten würde ihm immer schwerer fallen, obwohl die Männer eine disziplinierte Gemeinschaft bildeten. Aber es gab jetzt neue Methoden. Die kommunikative Gesellschaft, einschließlich des Internets, das alles wurde von Bloch nicht mehr verstanden, und es brauchte auch von ihm nicht verstanden werden.
Er war für mich zwar noch immer der Chef,
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