1127 - Der Gothic-Vampir
beide konnten sehen, daß der Vampir noch immer ihr Blut wollte. Zumindest deutete er das an, als er seinen Mund weit aufriß.
Er präsentierte seine beiden oberen Zähne. So sahen kleine weiße Messerspitzen aus.
»Wenn er kommt, sind wir verloren!« Flüsterte Al.
»Ich weiß.«
»Was sollen wir tun?«
Suzanne schwieg. Sie begann zu zittern. Sie erlebte jetzt den Schock. Zu lange schon hatte sie die Nerven behalten müssen, nun strömten die Tränen.
»Ich kann nicht mehr…«
»Du mußt, Suzanne.«
»Ja, ja…«
»Verdammt, wir müssen fahren!« schrie Albert. »Wir müssen weg von hier! Wir müssen ihn überfahren. Wir müssen ihn einfach platt machen. Es gibt keine andere Möglichkeit! Los, mach schon!«
Suzanne war vom Schreien ihres Mannes wieder hochgeschreckt.
Plötzlich bemerkte sie die Stille um sich herum.
»Der… der … Motor«, flüsterte sie kaum verständlich. »Er ist ausgegangen …«
Albert schloß für einen Moment die Augen. Jetzt hätte er am liebsten geschrieen. »Trotzdem, Suzanne, starte!«
»Ja.«
Zwei zittrige Finger umfaßten den Zündschlüssel. Es war eine Kleinigkeit den Transporter in Gang zu bringen normalerweise.
Aber sie mußten auch an die verdammte Panne denken, die sie gehabt hatten, und ein erneuter Start mußte nicht gleich klappen.
»Lieber Gott!« flüsterte Suzanne wie ein kleines Kind. »Laß es geschehen. Laß uns hier wegkommen – bitte.«
Sie versuchte es.
Albert saß angespannt und wie vereist auf seinem Platz. Er konnte nur die beiden Finger sehen, die den Zündschlüssel umfaßt hatten.
Er sah auch, wie er gedreht wurde, und jetzt hätte das Geräusch kommen müssen, auf das sie beide warteten.
Es kam.
Aber nur zur Hälfte!
Ein Tuckern war zu hören, vermischt mit einem ungewöhnlichen Kratzen. Unter der Motorhaube orgelte etwas, und Suzanne verlor die Nerven. »Ich dachte, du hättest die Kontakte wieder befestigt!«
»Habe ich auch. Sie können sich durch die Fahrerei wieder gelöst haben.«
Suzanne versuchte es weiter. Der Schlüssel drehte sich im Schloß, aber der Anlasser orgelte nur, und der Motor sprang nicht an.
»Ich schaffe es nicht, Al!«
»Mach weiter!«
In diesem Moment setzte sich der Vampir in Bewegung. Die nackte Gestalt hatte eiskalt abgewartet, wie jemand, der genau nach einem Plan vorging.
Er ging durch das grelle Licht wie ein Außerirdischer, der soeben sein gelandetes Raumschiff verlassen hatte. Nichts hielt ihn auf. Er war der King, er herrschte hier, und sein Mund war weiterhin aufgerissen.
»Uns bleiben nur Sekunden!« keuchte Al.
»Ich weiß!«
»Sind die Türen zu?«
»An der Heckseite nicht!« Suzanne versuchte es weiter. Sie löschte das Fernlicht, um die Batterie zu schonen. Dunkelheit umgab sie.
Wieder drehte sie den Schlüssel. Das harte Schlagen ihrer Herzen schien sogar das Geräusch des Anlassers zu übertönen.
Aber diesmal hörte es sich anders an.
»Er kommt, Suzanne. Verdammt, er kommt!« Albert schrie und lachte zugleich. »Das ist Wahnsinn. Mach weiter – vorsichtig. Du weißt schon, du weißt es. Du kannst es…«
Suzanne schrie auch. Sie jubelte, denn plötzlich lief der Motor rund. Und sie schaltete zugleich wieder das grelle Fernlicht ein.
Es traf den Vampir.
Nahezu brutal wurde die Gestalt aus der Dunkelheit gerissen. Obwohl die Gestalt den beiden bekannt war, wirkte sie auf sie wie ein Fremdkörper.
»Fahr, fahr!«
Sie versuchte es. Was immer gelang, geschah hier diesmal nicht.
Der Wagen bockte und erhielt dann aus dem Unsichtbaren einen Stoß, der ihn nach vorn katapultierte.
Der Blutsauger hätte noch ausweichen können, doch er wurde erwischt. Sie hörten den Aufprall des Körpers. Dann sahen sie, wie die nackte Gestalt nach hinten geschleudert wurde. Die Wucht des Stoßes trieb sie auf den Asphalt.
»Jetzt aber!« kreischte Al. Seine Stimme klang hysterisch.
Suzanne fuhr. Sie kam sich nicht einmal gnadenlos vor und dachte auch nicht daran, daß sie zu einer Mörderin werden können. Diese Bestie auf zwei Beinen hatte sie töten wollen, und sie würden das gleiche mit ihr versuchen.
Diesmal bockte der Transporter nicht. Sie konnte fahren. Zumindest ein Vorderreifen würde den Unheimlichen erwischen und ihn endgültig zermalmen.
Der rechte vielleicht.
»Gib Gas!«
Der Reifen war da. Beide sahen es überdeutlich im grellen kalten Licht. Er hätte die Person jetzt überrollen müssen, aber der Nackte war wie ein Katze.
Er rollte sich im letzten Moment zur Seite und
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