1127 - Die Ewigen Diener
daß ihr euch zu den Schatt-Armarong begebt und euch bei ihnen umseht. Das Virenimperium weiß zwar einiges über die Roboter, aber die Daten könnten veraltet sein. Ehe ich die Herrin der Schatt-Armarong werde, muß ich wissen, ob sie mir auch entsprechend nützlich werden können. Wenn diese Roboter mich einmal als ihre Herrin anerkannt haben, dann werden sie alles daransetzen, mir zu folgen - und wenn es bis ans andere Ende des Universums gehen sollte. Ich lege keinen Wert darauf, mir zwei nutzlose Schrotthaufen an die Fersen zu heften. Also geht und seht euch an, was die Schatt-Armarong mir zu bieten haben."
Für die beiden Leibeigenen gab es angesichts eines so klaren Befehls keine Fragen mehr. Sie waren nur Androiden, zum Dienen geschaffen und mit einem geringen Maß an Gefühlen und Spontaneität ausgestattet - gerade genug, um Belice während des Fluges nicht zu langweilen.
Sie waren in ein winziges Beiboot gestiegen, das gerade groß genug war, um sie beide aufzunehmen - sie und die Vorräte, die Belice ihnen mit auf den Weg gab. Bei den Vorräten handelte es sich vorwiegend um Luftpatronen für die leichten Raumanzüge der Androiden, denn laut Belice zogen es die Schatt-Armarong höchstwahrscheinlich vor, auch innerhalb ihrer Flugkörper im Vakuum zu existieren. Die Patronen steckten in einem Gurt, der an der rechten Körperseite der Androiden saß und direkten Anschluß an das vegetative Versorgungssystem hatte. Wenn die eine Patrone aufgebraucht war, rückte automatisch die zweite nach oben. Der Luftvorrat reichte alles in allem für einige Wochen.
In einem ähnlichen Gurt auf der linken Körperseite befanden sich Patronen, die Wasser und Nahrung enthielten, aber sie waren weit weniger zahlreich, und es stand Lucius und Sycho frei, wie oft sie sich ihrer bedienen wollten. Sie würden diese Patronen nur selten - wenn überhaupt - benötigen, denn ihre Körper waren sehr anspruchslos und verwerteten darüber hinaus alle zugeführten Stoffe so vollständig, daß nichts davon übrigblieb. Lucius und Sycho waren nicht einmal imstande, zu schwitzen, und sie hatten es auch nicht nötig, das zu können, solange sie sich auf die ihnen angemessene Weise ernährten.
Das Beiboot war nicht viel mehr als eine durchsichtige Kanzel, die auf ein Triebwerksteil gesetzt war und in der es ein Minimum an Bedienungselementen gab. Den beiden gertenschlanken Androiden blieb gerade genug Bewegungsfreiheit, um diese Elemente zu nutzen.
Als sie sich von dem kleinen Raumschiff lösten, war es natürlich wieder einmal Sycho, die Energie verschwendete, indem sie den Kopf drehte und zurückblickte.
„Gibt es etwas Besonderes zu sehen?" fragte Lucius.
„Nein", murmelte Sycho. „Es ist alles wie immer."
„Dann Hor auf, den Kopf zu verdrehen, und übernimm deinen Teil der Arbeit!"
Sycho schenkte ihrem Partner ein spöttisches Lächeln. Lucius ärgerte sich darüber. Sie hatte natürlich recht, denn diesmal war er es gewesen, der Energie verschwendet hatte, indem er unnütze Reden schwang.
Sycho brauchte die Kontrollen nicht zu sehen, um sie zu bedienen. Selbst wenn sie zurückblickte, bis sie bei den Schatt-Armarong angelangt waren, würde sie die ganze Zeit hindurch ihre Arbeit tun, ohne auch nur den kleinsten Fehler zu begehen.
„Wenn wir bei den Schatt-Armarong sind, werden wir das Schiff nicht mehr sehen können", bemerkte Sycho kurze Zeit später.
„Ist das irgendwie von Bedeutung?" fragte Lucius überrascht.
„Ich weiß nicht recht", murmelte Sycho. „Aber wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich meine Existenz lieber in einer mir bekannten Umgebung beenden."
„Du glaubst, daß wir von den Schatt-Armarong nicht zurückkehren werden?" fragte Lucius verblüfft.
„So ist es", lautete Sychos Antwort.
„Das ist unsinnig", wehrte Lucius ärgerlich ab. „Belice würde uns keinem solchen Risiko aussetzen. Sie braucht uns."
„Wozu?"
„Nun - sie hat nicht allzu viele Hilfskräfte."
„Sie hat das Virenimperium", versetzte Sycho nüchtern. „Und sie wird die Schatt-Armarong bekommen. Ich denke, das reicht."
Lucius erwartete halb und halb, daß Belice sich per Funk in das Gespräch einschalten würde, aber sie tat es nicht. Hörte sie nicht zu, oder war es ihr gleichgültig, welche Mutmaßungen ihre beiden Leibeigenen anstellten?
„Du hast einen Konstruktionsfehler", bemerkte er nach einiger Zeit, „Ich habe dir das schon oft gesagt. Du machst dir Gedanken über Dinge, die dich nichts angehen."
Sycho
Weitere Kostenlose Bücher